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Potsdam-Mittelmark: Zähneknirschend zugestimmt

Werders Stadtparlament hätte die Pfahlhäuser im Petzower Ferienresort lieber am Seeufer gesehen

Stand:

Werders Stadtparlament hätte die Pfahlhäuser im Petzower Ferienresort lieber am Seeufer gesehen Werder - Etwas zähneknirschend haben Werders Stadtverordnete die Änderungen des Bebauungsplanes für das Ferienresort Petzow gebilligt. In einer Sondersitzung am Donnerstagabend wurde mit den Stimmen von CDU, SPD/BGNW und AFB insbesondere eine Verschiebung der acht Pfahlhäuser vom Ufer des Schwielowsees in Richtung des neuen Vier-Sterne-Hotels zugestimmt. Wie aus vielen Diskussionsbeiträgen deutlich wurde, hätte man die Pfahlhäuser lieber am jetzigen Uferstandort belassen. Keine Überraschung, denn noch im November hatte eine Mehrheit im Stadtparlament befürwortet, die Planung für die Uferbebauung voranzutreiben. Das scheiterte am Veto des Umweltministeriums, das eine Ausgliederung aus dem Landschaftsschutzgebiet ablehnt hatte. Die Situation eskalierte, als Investor Hilpert die Gebäude im Januar trotzdem am Ufer errichtete, ohne das es eine Baugenehmigung gab. Die Grüne Liga hatte die Schwarzbauten angezeigt, durch die auch ein Uferbiotop und das IBA-Vogelschutzgebiet Havelseen Werder-Potsdam berührt waren (PNN berichteten). Das Stadtparlament verurteilte am Donnerstagabend zwar unisono, dass im Ferienresort illegal gebaut wurde. Dennoch wurde auch Kritik laut, dass die Pfahlhäuser nicht am Wasser stehen dürfen. „Am Rheinsberger See wird eine Hotelanlage mit 208 Ferienhäusern gebaut, darunter sind 16 Pfahlferienhäuser mitten im Wasser“, sagte CDU-Fraktionschef Thomas Höft. Pfahlhäuser am Land fände er „irgendwie komisch“. Auch Bürgermeister Werner Große (CDU) fragte, warum am Rheinsberger See Dinge möglich sind, die in Werder verhindert werden? „Die erste Variante hat mir mehr gefallen“, sagte Große auch mit Blick auf einen Badestrand, der im Schilfgürtel an den Pfahlhäusern geplant war. „Jetzt wird es lediglich einen Badeponton geben, wo die Leute mal reinhopsen können. Kinder werden aber nicht viel davon haben werden“, so Große. Baldur Martin (AFB) verurteilte die „Militanz“, mit der über die illegalen Pfahlhäuser diskutiert worden sei. „Da haben sich Leute ohne jede Beziehung zu Werder geäußert.“ Er sei überzeugt, dass ein Investor, der die Landschaft nutzen will, sie nicht zerstören wird. Martin erinnerte daran, wie es noch vor wenigen Jahren auf dem Areal ausgesehen habe, auf dem zu DDR-Zeiten ein Jugendtourist-Hotel betrieben wurde. „Die Ecke war völlig verwahrlost, und vom wilden Campingplatz flossen die Abwässer in den See.“ Auch Burkhard Mühr (CDU) deckte Hilpert den Rücken: „Die Aufnahme des Resorts Schwielowsee in den Katalog eines der bedeutendsten Weltreisekonzerns spricht für sich“, sagte er mit Verweis auf Tui, die 75 Prozent der Kapazitäten vermarktet. 5000 Buchungen und 15000 Reservierungen würden bereits vorliegen. „Es ist ein Projekt das wir brauchen, damit es in der Region weitergeht“, stimmteJoachim Lindicke (SPD) zu. Nur die PDS-Stadtverordnete Irina Günther und die Bündnisgrüne Gitta Gessinger blieben skeptisch: „Die Stadt hat dafür zu sorgen, dass so ein Schwarzbau gar nicht erst entsteht“, sagte Günther. Gessinger vermisste eine korrekte Kartierung der Biotope und des Landschaftsschutzgebietes in dem dicken Packen Unterlagen, die den Stadtverordneten vorgelegt wurden. Selbst in dem Badeponton sieht sie einen Eingriff in das Uferbiotop. Gessinger verwies zudem auf die anfänglichen Angaben Hilpert, wonach „landschaftsverträglich“ gebaut werde. „Heute können alle sehen, was er darunter versteht.“ Ihr Misstrauen hinsichtlich des jetzigen Änderungsverfahrens versuchten Beigeordnete Beate Rietz (SPD) und Bürgermeister Große auszuräumen. Die jetzt anvisierten Änderungen des Bebauungsplanes würden vier Wochen öffentlich ausgelegt, sagte Rietz. Parallell würden die öffentlichen Träger befragt, bevor die Stadtverordneten abschließend entscheiden. Das Investor Hilpert die Pfahlhäuser dennoch bereits an den neuen Standort versetzen darf und nicht abreißen muss, geht auf eine Vereinbarung mit dem Landkreis zurück. Mit den wichtigsten Beteiligten habe man sich ja bereits über die Änderungen abgestimmt, so Große mit Verweis auf eine Runde mit dem Umwelt- und dem Bauministerium. Die jetzige Eile begründete er mit dem Eröffnungstermin des Resorts am 15. April. Henry Klix

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