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Potsdam-Mittelmark: Zehn Jahre gereift

Werders Weinförderverein feierte ein rundes Jubiläum mit alten Bekannten

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Werder - „Ich bin glücklich, dass die Werderaner Weinanlage auf dem Wachtelberg nicht nur erhalten, sondern sogar ausgebaut wurde“, sagte Fred Eisemann am Dienstagabend anlässlich der Festveranstaltung zum 10-jährigen Bestehen des Vereins zur Förderung des historischen Weinbaus im Raum Werder (Havel). Eisemann war seinerzeit Vorsitzender der GPG Obstproduktion Werder, als die Genossenschaft den staatlichen Auftrag erhielt, den Wachtelberg genossenschaftlich zu nutzen. „Am 4. April 1984 beschloss der Vorstand, auf der etwa fünf Hektar großen Fläche Wein anzupflanzen und einen Weinkeller einzurichten“, erinnerte sich Eisemann.

Der Wiederbelebung des Weinbaus in Werder lag kein wirtschaftliches Interesse zugrunde. Das erfüllten die von der Genossenschaft jährlich geernteten 20000 Tonnen Obst und Gemüse. „Es ging darum, die über 700-jährige Tradition des Weinanbaus im Märkischen zu erhalten und ein Objekt für die Erholung zu schaffen.“

In der Genossenschaft gab es dazu unterschiedliche Auffassungen, auch deshalb, weil dem Werderaner Wein nachgesagt wurde, er gehe durch die Kehle wie eine Säge. 1985 wurden zwei Hektar bepflanzt, weil für mehr die zur Verfügung stehenden Reben und das Material für den Gerüstbau nicht ausreichten. 1987 waren es dann knapp 5 Hektar. 1989 ernteten die GPG-Leute den ersten Wein.

Nach der Wende türmten sich in der Genossenschaft die Probleme auf. Zwar war der Wachtelberg 1991 in die Weinbergsrolle des Anbaugebietes Saale-Unstrut eingetragen worden, doch nun verlangten Bodeneigentümer ihre Flächen zurück. 1992 durften sogar bestimmte Areale nicht mehr betreten werden. Die Genossenschaft übereignete 1993 ihren Besitz auf dem Wachtelberg zu einem symbolischen Preis der Stadt Werder, wie Eisemann schilderte.

Bürgermeister Werner Große kennt aus seiner Kindheit den jetzigen Weinberg noch als „Wüste mit knöcheltiefem Sand“. So sollte es nicht wieder kommen. Gartenbauingenieur Burkhard Polz nahm rettend den Weinberg bis 1995 in Pacht. Schließlich gründeten 31 von der Idee beseelte Bürger am 8. November 1995 in der Gaststätte „Arielle“ einen Verein, um die Weinbautradition in Werder weiter reifen zu lassen. Als Paten standen Mitarbeiter des Landratsamtes und der Stadt Werder zur Seite.

1996 übernahm Manfred Lindicke durch einen Unterpachtvertrag mit dem Verein die Bewirtschaftung der Reblage und begann mit einer zielstrebigen Rekonstruktion.Während der Landesgartenschau 2000 in Luckau knüpfte der Verein Kontakte zum zwei Jahre vorher gegründeten Verein in Schlieben. Im dortigen historischen Weinkeller wurde die jährliche Brandenburgische Jungweinprobe geboren. Während der BUGA 2001 in Potsdam und auf der Grünen Woche machten die Vereinsmitglieder auf den Werderaner Wein in vielfältiger Weise aufmerksam.

„Einen besonderen Höhepunkt in unserem Vereinsleben bildete die 3. Brandenburger Jungweinprobe am 6. Mai 2002“, erklärte Vereinsvorsitzender Jochen Schumann. Bürgermeister Große übergab dem Verein das neue Weinberggebäude in Pacht. Seitdem wird es mit dem Namen „Weintiene“ als Straußwirtschaft von der Familie Lindicke betrieben. Auch Landrat Lothar Koch zählt zu den Freunden des Werderaner Weins. Nicht vom Olymp wie Bacchus, sondern von Belzig aus habe er mit Freude die Entwicklung des Weinbaus beobachtet“, sagte er am Dienstagabend als Gast der Veranstaltung. Wolfgang Post

Wolfgang Post

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