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Potsdam-Mittelmark: Zehntausende Gäste beim Blütenfest

Neues Sicherheitskonzept besteht Bewährungsprobe / 3000 Teilnehmer beim traditionenellen Festumzug

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Werder (Havel) - Das Festtagskleid war bereits halb abgelegt: Von Baumblüten war zum Auftakt des 132. Baumblütenfestes im Werderaner Stadtzentrum nicht mehr viel zu sehen, leider.

Aber Anfang Mai ist eben auch eine Woche später als der sonst übliche traditionelle Festbeginn am letzten April-Wochenende. In diesem Jahr musste wegen der späten Osterfeiertage der Auftakt verschoben werden und die Natur – zumal von warmen Frühlingstagen zur Blüte getrieben – richtet sich nunmal nicht nach der menschlichen Feierlaune.

Eine Baumblütenkönigin gibt es trotzdem. Viktoria Tremel heißt die Auserwählte, der am Freitag während des Baumblütenballs die Krone aufgesetzt wurde und die am Samstag majestätisch winkend den Festumzug anführte. Die Parade mit 40 Wagen und rund 3000 Menschen aus 76 Werderaner Vereinen, Verbänden und Unternehmen bildete den farbenfrohen Auftakt des einwöchigen Spektakels.

Man stelle sich einmal vor, es gebe tatsächlich keine Baumblüten und in der Folge – neben vielem anderen – auch keinen Obstwein mehr. Dann würde dem Fest die wohl wichtigste Zutat fehlen, die von Veranstalterseite immerhin mit einer Mengendosis von 250 000 Litern angegeben wird. Dem ein oder anderen Besucher bliebe dann immerhin das frühzeitige, rauschvolle Ende seines Blütenfestbesuches erspart. Auch die Ansage der Kettenkarussell-Animateurin auf dem Rummelplatz: „Alles dreht sich!“ hätte dann zweifelsfrei eine eindeutige Bedeutung. Mit Obstwein dreht sich indes einiges mehr.

Ohne Baumblüte würde man inmitten des Trubels, der am vergangenen Samstag im Vergleich mit vorherjährigen Auftakt-Tagen außerordentlich groß war, nicht so romantisch-heimatliche Momente haben, wenn beim Obstwein-Ausschank die regionale Fruchtpalette aufgezählt wird: Quitte, Kirsche, Johannisbeere, Apfel, Sanddorn & Co. Das las sich wohltuend vertraut im Getöse.

Es lässt sich viel philosophieren, was es ohne Baumblüten in den letzten April- und den ersten Maitagen in Werder nicht gebe: keine Trinksprüche, kein Tanz-Gemenge, kein Chorus: „It’s raining men“, keine Sonderzüge, keine Busshuttles zu den umliegenden Obstplantagen, keine Konzerte, kein Bungee-Jumping.

Doch all das haben Zehntausende Menschen am vergangenen Wochenende erlebt und genossen. „Die Stimmung ist klasse und Petrus hat es auch gut mit uns gemeint“, resümierte Werders Bürgermeister Werner Große nach den ersten beiden Tagen. Auch die Polizei war mit dem Auftaktwochenende zufrieden. „Es hatte aus polizeilicher Sicht durchweg den Charakter eines friedlichen Volks- und Familienfestes“, bilanzierte der zuständige Schutzbereichsleiter Sven Bogacz. Bis zum Sonntagnachmittag seien 74 Straftaten aufgenommen worden, halb so viel wie am Auftaktwochende 2010 – Körperverletzungen, Diebstähle, Sachbeschädigungen und neun Widerstände gegen Polizeibeamte. „Die Polizei ist mit dem Verlauf des Festes, gemessen an seiner Größe, zufrieden“, sagte Bogacz und führte dies auch auf das neue Sicherheitskonzept der Stadt und des Veranstalters zurück.

Ein zentraler Bestandteil des Konzeptes ist eine Pontonbrücke des Technischen Hilfswerkes neben der Inselbrücke. Diese war in den vergangenen Jahren den Einsatzkräften vorbehalten, wurde nunmehr auf 3,50 Meter verbreitert und kann bei zu großem Andrang oder im Notfall als zweiter Fluchtweg für die Gäste genutzt werden. Das sei am ersten Festwochenende jedoch nicht der Fall gewesen, sagte Anja Marx, Sprecherin des Festveranstalters. Eine genaue Besucherzahl konnte sie am Sonntagnachmittag noch nicht nennen, doch schätzen die Organisatoren, dass an den vergangenen beiden Tagen mehr als die 180 000 Besucher kamen, die im Vorjahr zum Auftakt gezählt wurden.

Bis zum Sonntagabend seien etwa 28000 Blütenfestgäste mit dem Regionalexpress 1 und Sonderzügen der Deutschen Bahn nach Werder gereist, sagte der Pressesprecher der Bundespolizei, Sven Drese, den PNN. Störungen bei der An- und Abreise habe es nicht gegeben. Insgesamt wurden von der Bundespolizei 25 Straftaten registriert. Zum Auftakt im Vorjahr waren es 65.

Bis zum Abschluss des Festes am 8. Mai werden insgesamt wieder rund 500 000 Besucher in Werder erwartet. Auf insgesamt acht Bühnen treten Bands und DJs auf. Und in den Obstgärten und Plantagen sind dann doch noch Baumblüten zu entdecken. Zwar sind auch dort die meisten Süßkirschbäume bereits verblüht, doch Birnen- und Apfelbäume stehen noch in voller Pracht.

Victoria Tremel war am Freitagabend auf dem Blütenball als neue Baumblütenkönigin gekürt worden. Die 25-jährige Werderanerin konnte sich gegen sechs Mitbewerberinnen durchsetzen. Beruflich ist sie als Gesundheits- und Krankenpflegerin im Potsdamer Klinikum „Ernst von Bergmann“ tätig. Die Schärpe überreichte ihr Vorgängerin Jessica Seiffert. Ein Jahr lang obliegt ihr nun das begehrte Amt, das mit vielen repräsentativen Terminen verbunden ist. Nach der offiziellen Ernennung gab die frisch gekürte Königin am Freitagabend mit einem Walzer, zusammen mit Bürgermeister Große, den Startschuss zu einer rauschenden Ballnacht.

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