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Potsdam-Mittelmark: Zeichen der Erneuerung

Die Teltower Andreaskirche wird aufwändig saniert – eine echte Gemeinschaftsaufgabe

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Teltow - Rund 900 000 Euro wird die Sanierung der Teltower Andreaskirche voraussichtlich kosten, berichtete Jutta Klaffke vom Gemeindekirchenrat jüngst den Mitgliedern des Kreisbauausschusses bei einer Besichtigung des Gotteshauses. Darin eingeschlossen seien auch eine neue Heizung und die Reparatur der Schuke-Orgel. Allein Glockenstuhl und Deckenbalken kosten 10 000 Euro – soviel beträgt der Zuschuss, der aus dem Kreishaushalt floss. 270 000 Euro trägt die Stadt Teltow zur Hüllensanierung bei, ebenso unterstützt die Landeskirche mit etwa 330 000 Euro das Vorhaben, hinzu kommen 10 000 Euro aus Lottomitteln und viele Spenden aus der Gemeinde. So ist die Sanierung eine echte Gemeinschaftsaufgabe.

Bis Weihnachten sollen die Arbeiten an der Außenhülle der Kirche abgeschlossen sein. Sichtbares Zeichen der Erneuerung ist bereits das kupferne Turmdach. Auch Krone und Kugel wurden auf Glanz poliert – weltliche Machtsymbole, die nicht gerade typisch für ein Gotteshaus sind. Vermutet wird, dass es sich dabei um ein Geschenk von Karl IV. handelt, dessen Gattin in Teltow einem Kind das Leben schenkte, wie in alten Schriften nachzulesen ist.

Dagegen werden die Glocken ihren angestammten Platz nicht wieder einnehmen können. Denn das Geläut aus Eisenhartguss weist schon poröse Stellen auf, und der Rost hatte sich bereits so ins Material hineingefressen, dass ein Sachverständiger einen Bruch nicht mehr ausschließen konnte. Die Glocken stehen nun im Pfarrgarten und die Gemeinde wirbt um Spenden für zwei neue Bronzeglocken, damit aus dem Kirchturm bald wieder der Glockenklang über Teltower Stadtgrenzen hinaus erschallen kann.

Die Andreaskirche ist eine feste Burg, denn sie überstand seit dem 13. Jahrhundert mehrere Stadtbrände. Auch Plünderungen und Kriegen trotzten die massiven Granitmauern des Gotteshauses, das in 800 Jahren mehrere bauliche Veränderungen erfuhr, die zumeist Turm und Kirchendach betrafen. Seinen Stempel drückte dem Gebäude auch der junge Baumeister Karl Friedrich Schinkel auf, als er die spätromanische Kirche im neugotischen Stil umbauen ließ mit dreifach eingezogenem Turm.

Wie der Zahn der Zeit mittlerweile an der Turmfassade genagt hatte, habe man erst bei einer Kranfahrt vor zwei Jahren gesehen, berichtete Kirchwart Michael Wilcke den Mitgliedern des Bauauschusses. Die vielen Risse, die von unten gar nicht sichtbar waren, seien ein Schock gewesen, erinnert sich der Kirchwart. Zuvor waren schon beim Ersteigen des Turmes zeitliche Narben erkennbar gewesen, ebenso im Dachstuhl des Kirchenschiffes. Teilweise war das Holz schon so weich, dass man nur mit dem Finger dagegen drücken brauchte, um zusehen zu können wie es zerbröselte. Ein weiterer Schock kam bei der Innensanierung des Turmes: Alle Hölzer mussten ausgewechselt werden, weil sie von Schwamm befallen waren. Auch vom historischen Dachstuhl ist nicht viel geblieben, nur etwa zehn Prozent der Balken konnten erhalten werden. In Zukunft müsse eine jährliche Schwammkontrolle erfolgen, sagte Architektin Sibylle Stich. Sie hat bereits Erfahrungen mit dem Restaurieren von Kirchenbauten, musste nun aber feststellen: „Teltow hält die Spitze bei der Schwammsanierung.“

Im Jahr 1536 war in der Andreaskirche die Reformation im Land Brandenburg eingeläutet worden. In Teltow trafen sich damals führende Landadelige mit dem Brandenburger Bischof, um sich zum Protestantismus Martin Luthers zu bekennen. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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