Potsdam-Mittelmark: Zeit der Stümpfe
Anwohner der Walther-Rathenau-Straße pochen auf versprochene Ersatzpflanzungen
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Anwohner der Walther-Rathenau-Straße pochen auf versprochene Ersatzpflanzungen Von Kirsten Graulich Teltow. Die Bäume in der Teltower Walther-Rathenau-Straße werden wohl in den nächsten Jahren nicht in den Himmel wachsen. Das wurde für die Anwohner gestern zur Gewissheit, als einige von ihnen in der Einwohnerfragestunde der Stadtverordneten-Sitzung nach Ersatzpflanzungen für die im Frühjahr 2003 gefällten Straßenbäume fragten. Von einst 25 Rotdornbäumen ragen seit dieser Zeit nur ein Meter hohe Stümpfe aus der Erde. Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) versprach noch vor einem Jahr, dass gleichzeitig mit den Pflanzungen an der Grundschule I auch die Walther-Rathenau-Straße neue Bäume erhält. Doch der Ausgleich erfolgte nur auf dem Schulgelände, lediglich sieben Bäume wurden im Striewitzweg gepflanzt. Damit war das finanzielle Volumen für diese Baumaßnahmen erschöpft", bedauerte der Bürgermeister in einem Brief, den Familie Larsen am 24. Dezember vergangenen Jahres erhielt. Im Brief wurde auch begründet, die Baumstümpfe müssten stehen bleiben, „um die Baumstandorte für Neupflanzungen zu sichern. Die Sicherung ist notwendig, da einige Anlieger in der Straße willkürlich Grundstückszufahrten anlegen". Margit Larsen kann sich über einen solchen Verdacht nur wundern. „In unserer Straße wohnen alteingesessene Teltower, keiner hat vor, seine Zufahrt zu ändern", sagte sie den PNN. Am meisten enttäuscht sie aber, dass Anwohner nicht einbezogen werden, wenn es um die Bäume in ihrer Straße geht. „Die Straße hat Sie nicht zu interessieren“, habe ihr der Mitarbeiter vom Grünflächenamt, Ralf Dieter, erklärt, denn nach bundesdeutschem Recht müssten Bürger darüber nicht informiert werden. Als Dienstleistungsunternehmen habe sie die Behörde jedenfalls noch nicht kennen gelernt, verweist Margit Larsen auf eine weitere unverständliche Entscheidung der Behörde. Im Jahre 2001 hatte sie die Verwaltung auf einen toten Rotdornbaum vor der Hausnummer 4 aufmerksam gemacht. Doch statt dieses Baumes wurden ein Jahr später zwei gesunde Bäume vor ihrer eigenen Haustür gefällt. Der andere Baum ist kurze Zeit darauf von allein umgekippt, berichtet sie. Die Straße, die nun auf bei den Seiten von Stümpfen flankiert wird, bietet einen trostlosen Anblick. Hinzu kommt die sandige Buckelpiste, die für Fußgänger bei schlechter Witterung kaum begehbar sei, wie Margit Larsen dem Bürgermeister anhand einer Fotodokumentation mitteilte. „Die Straße war bereits miserabel, aber durch die Abholzung sind wir noch mehr geschädigt", beklagte in der Fragestunde auch Hans Höfler, der in der Straße eine Holzwerkstatt betreibt. Doch Bauamtsleiter Bernd Wiebrecht gab in der Sitzung bekannt, dass Bäume erst gepflanzt werden, wenn es für die Straße eine Ausbauplanung gibt. Denn bevor Ausbauparameter wie Gehwege und Fahrbahnbreite nicht definiert sind, mache es keinen Sinn, Bäume zu pflanzen, so Wiebrecht. Gleichzeitig entschuldigte sich Bürgermeister Schmidt für seine „spontane Aussage, Ersatzbäume pflanzen zu lassen". Er versprach aber die Stümpfe würden demnächst gerodet und ein Straßenhobel eingesetzt, der die gröbsten Schäden der Siedlungsstraße beheben soll. Da das Konzept für Siedlungsstraßen in den Fraktionen noch diskutiert werden muss und ein Ausbau vorerst nicht absehbar ist, war den Anwohnern klar, dass „die Ersatzpflanzungen in weite Ferne rücken", wie Hans Höfler feststellte. In der Fragestunde sorgten sich noch vier weitere Bürger um die grüne Lunge der Stadt. So kritisierte Wolfgang Riegel die Standortwahl junger Bäume an der Grundschule II, weil die unter große Bäume gesetzt wurden und dadurch weniger Licht bekämen. Günstiger wäre die gegenüber liegende Seite, aber die gehöre nicht der Stadt. Teilweise wären Bäume in den vergangenen Jahren nicht angewachsen oder es würde verspätet nachgepflanzt, beklagte nicht nur Riegel, dass hier Geld vergeudet werde. Dem widersprach Mitarbeiter Ralf Dieter, da mit den Fachfirmen Verträge über dreijährige Pflege der Jungbäume erfolgen würden, einschließlich Gießen und Erziehungsschnitt. Bis zum Vertragsablauf werde eine Sicherheitssumme einbehalten, um Schäden auszugleichen. 286 Bäume wurden 2003 in Teltow gepflanzt, doch jährlich müssten rund 60 Bäume aufgrund ihres schlechten Zustandes gefällt werden. Doch so richtig überzeugte die Bürger das nicht. Sie meinten, dass die Verwaltung als Dienstleister einiges aufzuholen habe. Dazu räumte auch der Bürgermeister ein: "Der Kundenzufriedenheit zu dienen, ist unsere Hausaufgaben".
Kirsten Graulich
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