Potsdam-Mittelmark: Zeitbombe entschärft
Hüllensanierung des Beelitzer Wasserturms abgeschlossen / Nutzung allerdings noch unklar
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Beelitz - Der Beelitzer Wasserturm ist vor dem Verfall gerettet. In sechsjähriger Bauzeit wurden Außenwände saniert, das Turminnere entkernt, ein neues Treppenhaus installiert und die Etagen für eine neue Nutzung vorbereitet. „Trotz aller Schwierigkeiten haben wir geschafft, woran fast niemand geglaubt hatte“, freute sich gestern Jürgen Götz vom „Verein zur Rettung des Beelitzer Wasserturms“ über die abgeschlossene Hüllensanierung. Rund 900 000 Euro hat sie gekostet – 530 000 Euro stammten aus Fördermitteln des Landes und des Landkreises, 180 000 Euro aus der Stadtkasse, der Rest wurde von Sponsoren und Spenden aufgebracht.
Zu den Förderern des Vorhabens zählt auch Landrat Lothar Koch. Noch heute weiß er genau, weshalb er „damals in diesen Wahnsinn eingestiegen“ ist. Als Götz und andere im März 1999 zur Rettung des maroden Wasserturmes den Landkreis um Hilfe baten, sah Koch in ihrer Initiative „die letzte Chance“ für das Bauwerk. Trotz leerer Fördertöpfe und einer veranschlagten Gesamtsumme für das Projekt von 1,5 Millionen Euro „musste etwas geschehen“, so Koch.
Insbesondere die Lecks im Wassertank hatten dem 1927/28 errichteten Gebäude zugesetzt. „Das war eine tickende Zeitbombe“, so Ingenieur Götz. Mit einem aufwändigen Sanierungskonzept und multifunktionalen Nutzungsvorschlägen überzeugten die Turmretter nicht nur in der Region. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die bislang keine Wassertürme auf ihrer Agenda hatte, nahm das märkische Objekt in ihre Förderliste auf.
Als erster Nutzer zog vor anderthalb Jahren der Beelitzer Verein „Sternfreunde“ in das Dachgeschoss ein und errichtete dort eine Sternwarte. Laut Götz bietet der Wasserturm fünf weitere Nutzungsmöglichkeiten: Im Erdgeschoss wünscht er sich ein Schüler-Café. Der erste Stock könnte eine Wohnung beherbergen. Im zweiten Obergeschoss wären Büroräume denkbar, im dritten Sanitär- und Küchenanlagen. Ein multimedialer Clubraum würde die vierte Etage füllen. Aufgrund seiner Aussicht könnte das fünfte Geschoss als Restaurant dienen.
Ob und wann die Ideen verwirklicht werden können, liegt nicht mehr in der Hand der Turmretter. Bis zum Jahresende wollen Götz und seine Mitstreiter ihren Verein auflösen. „Der Turm ist gerettet, unsere Mission erfüllt.“ Symbolisch überreichte Götz deshalb Bürgermeister Thomas Wardin den Turmschlüssel und hofft, dass die Stadt – nach wie vor Eigentümer des Gebäudes – „für eine baldige Nutzung sorgt.“
Abgesehen von der Sternwarte im Dach befinden sich die Räumlichkeiten jedoch im Rohbau-Zustand. Bevor sie frei gegeben werden können, müssen noch beträchtliche Summen fließen – Geld, das im Stadtsäckel nicht vorhanden ist. „Auch im nächsten Haushalt können wir kein Budget einplanen“, sagte Wardin. Allein die Betriebskosten würden sich nächstes Jahr auf etwa 10 000 Euro belaufen.
Gern würde die Stadt einige der Räume dem Naturpark Nuthe-Nieplitz-Niederung zur Verfügung stellen, der derzeit ein geeignetes Domizil für sein Naturpark-Zentrum sucht. Die nötigen Innenbaumaßnahmen „können wir eventuell gemeinsam finanzieren“, so Wardin. Das von Götz vorgeschlagene Wohnkonzept hält er indes „für sehr unrealistisch“. Möglich sei aber die Eröffnung eines Café im Parterre, „sobald der Turm etwas belebter ist“. Andrea Röder
Andrea Röder
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