Potsdam-Mittelmark: „Zeitgewinn durch mögliche Prokon-Pleite“
Bliesendorfer Initiative: Entwicklung war zu erwarten. Mehr als 1000 Einwendungen gegen Windpark
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Werder (Havel) / Itzehoe - Steht der Mega-Windpark bei Bliesendorf auf der Kippe? Beim Investor des Projektes, dem insolvenzbedrohten Windenergie-Unternehmen Prokon aus Itzehoe (Schleswig-Holstein), zeichnet sich jedenfalls keine Wende ab. Bis zum Dienstag wurden Genussrechte in Höhe von über 200 Millionen Euro gekündigt, wie das Unternehmen mitteilte. Dass der größte Anbieter grüner Kapitalanlagen so heftig ins Straucheln gerät, beobachtet man in Bliesendorf mit Genugtuung.
„Die Entwicklung war nach allem, was über Prokon im Handelsblatt zu lesen war, zu erwarten“, sagte die Sprecherin der Bürgerinitiative Bliesendorf, Eveline Kroll. Sie bedauere die Situation vor allem für die Anleger, die vor einigen Jahren bei einer Werbeveranstaltung des in Itzehoe beheimateten Unternehmens in Glindow zugeschlagen und wegen der hohen Zinsversprechen Genussrechte erworben hätten. Damals sei noch nicht bekannt gewesen, dass das Geld auch vor der eigenen Haustür investiert werden soll. In dieser Zeit habe eine Partnerfirma von Prokon billig Wald in Bliesendorf erworben.
Kroll glaubt aber selbst im Fall einer Prokon-Pleite nicht, dass das Windpark-Projekt in Bliesendorf beerdigt wird. „Alles, was uns das bringt, ist ein gewisser Zeitgewinn. Viel wichtiger ist, dass die Regionalplanung Havelland-Fläming das Bliesendorfer Windeignungsgebiet aus dem Regionalplanentwurf streicht.“ Anderenfalls, so Kroll, werde sich über kurz oder lang ein anderer Investor dafür finden.
Wie berichtet will die Regionalplanung 24 neue Windeignungsgebiete zwischen Rathenow und Dahme ausweisen, die Windräder darauf sollen um ein Vielfaches höher als Kirchtürme werden dürfen. Als die Pläne vor anderthalb Jahren erstmals öffentlich ausgelegt wurden, gab es einen Proteststurm, der zu einigen Änderungen führte. So soll der Windpark im Bliesendorfer Wald von 945 auf 650 Hektar verkleinert werden, ein größerer Waldpuffer zur Autobahn bestehen bleiben.
Bis zum 7. Februar liegen die geänderten Planungen erneut aus. BI-Sprecherin Kroll lehnt den Kompromiss wie viele andere Einwohner ab. Sie glaubt, dass es trotz der Zugeständnisse erneut eine Flut von Einwendungen aus den Kommunen geben wird. Allein ihre Bürgerinitiative habe bis jetzt weit über 1000 Einwendungen von Bürgern eingesammelt. „Das sind fünf Prozent aller wahlberechtigen Werderaner“, rechnet sie vor.
In der ersten Auslegungsrunde habe man es auf 350 Einwendungen gebracht. „Wir sind jetzt viel besser organisiert und die Bürger wissen inzwischen über die Pläne Bescheid.“ Der Naturschutz spiele bei den Einwendungen eine größere Rolle. Die Bürgerinitiative argumentiert, dass es sich bei dem Bliesendorfer Eignungsgebiet um die größte Waldfläche des Erholungsortes Werder handele.
Die Stadt steht hinter den Protestlern. Hoffnungen setzt die Initiative noch in ein Naturschutzgutachten, welches das Rathaus in Auftrag gegeben hat. Die Untersuchungen laufen noch. Henry Klix
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