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Potsdam-Mittelmark: Zeitzeugen in der Burg der Herrschenden Tagesspiegel-Salon in der Hakeburg

Kleinmachnow - Erstmals in ihrem Leben steht sie heute auf dem Burghof. Lotti Ohnesorge blickt zum Turm empor und sagt, sie könne verstehen, warum dieser Ort ihren Vater faszinierte.

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Kleinmachnow - Erstmals in ihrem Leben steht sie heute auf dem Burghof. Lotti Ohnesorge blickt zum Turm empor und sagt, sie könne verstehen, warum dieser Ort ihren Vater faszinierte. „Der war zwar ein Nazi, aber auch ein Romantiker.“ Von 1937 bis “45 lebte Reichspostminister Wilhelm Ohnesorge in der Hakeburg in Kleinmachnow und baute dort eine Forschungsanstalt für neue Waffen auf. Tochter Lotti wurde erst später geboren. Dass sie die Burg bisher mied, hat mit dieser „belastenden väterlichen Vergangenheit“ zu tun. Doch gestern kam die TV-Moderatorin als Gast des Tagesspiegels mit anderen Zeitzeugen nach Kleinmachnow, deren Lebensläufe mit der widersprüchlichen Burggeschichte eng verbunden sind. Wilhelminischer Grafensitz, „kriegswichtiges“ NS-Forschungszentrum, Kaderschmiede der SED – dieses 1906 nach mittelalterlichen Vorbildern errichtete Bauwerk zog die jeweils Herrschenden an. Ein guter Treffpunkt also für den „Zeitgeschichtlichen Tagesspiegel-Salon“, bei dem etwa 100 Gäste in den Räumen des heutigen Burgrestaurants die geheimnisumwitterten Geschichten rund um die Hakeburg aus erster Hand erfuhren. Zwei Nachfahren derer von Hake ließen den Wilhelmismus lebendig werden, als Dietloff von Hake die Burg als Familiensitz erbaute. Lotti Ohnesorge führte in die Tage ihres Vaters zurück. Danach traten im Gespräch mit dem Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses, Walter Momper und Tagesspiegel-Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorff Zeitzeugen aus der frühen DDR auf: Politikwissenschaftlerin und Publizisten Carola Stern und der Historiker Wolfgang Leonhard. Beide lehrten bis 1950 an der Parteihochschule auf der Burg, danach flohen sie vor dem Stalinismus in den Westen. Gestern saßen sie auf dem Podium neben ihren einstigen Kaderschülern Gerda und Hermann Weber, die später gleichfalls mit der DDR brachen. „Anfangs“, erinnerten die sich „ging es hier recht liberal zu, aber dann wurden die Schrauben zugedreht.“ CS

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