KOMMENTAR: Zerredet

Viel gelernt haben die Mitglieder des Teltower Jugendparlaments im letzten Jahr. Beispielsweise, dass man seine Interessen mit Argumenten vertreten muss und am Ende meistens einen Kompromiss findet. Im Sozialausschuss am Montag haben sie noch etwas gelernt: Lob muss nicht immer ermutigend sein, sondern manchmal ist Lob nur dazu angetan, um das darauf folgende Nein ein bisschen abzumildern. So jedenfalls haben es zehn Jugendliche empfunden, als sie ihre Ideen einer Freizeitanlage vorstellten und anschließend erleben mussten, wie alles zerredet wurde. Schon vor der Debatte hatte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) befürchtet, das Projekt könnte bei den Stadtverordneten zum Streitfall geraten. Ein Argument gegen das Projekt schob Schmidt dann noch selbst hinterher: „Die zu erwartenden Besucherzahlen sind nicht ohne“. Der Skatertourismus, den viele befürchten, ist aber nur ein Grund, warum sich eine Mehrheit im Sozialausschuss gegen das Projekt aussprach. Auch die Wohnqualität im unmittelbaren Umfeld sehen sie gefährdet. Unberücksichtigt bleibt dabei, dass in den Plattenbauten ringsum vor allem viele Jugendliche leben, für die eine solche Anlage auch eine Wohnqualität darstellt.

Doch nach der Diskussion im Sozialausschuss hegen die Jugendparlamentarier nicht mehr viel Hoffnung, dass ihrem Vorhaben auf der Sitzung der Stadtverordneten am 17. Mai zugestimmt wird, und so bleibt wohl auch der erste Spatenstich im November nur eine Fiktion. Klar ist dagegen schon jetzt, dass jemand unaufhörlich gegen das Projekt arbeitet: die Zeit. Doch genauso unaufhörlich arbeitet die Uhr auch gegen die Generation der Bedenkenträger, die in den letzten Jahren immer wieder verwundert feststellte, dass Jugendliche sich kaum für Politik interessieren. So gesehen birgt das Projekt sogar eine Chance, wenn die Feierabendpolitiker die Ideen der Jugendlichen ernst nehmen und zeigen, dass auch sie zu Kompromissen bereit sind.

Kirsten Graulich