Aus dem GERICHTSSAAL: Zeuge: „Mein Kumpel guckte in den Revolverlauf!“
Vielfach vorbestrafter Rentner wegen Bedrohung verurteilt / Zweites Verfahren wird neu aufgerollt
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Nuthetal – Mitte September 2008 lieh sich Bernd B.* (39) von seinem Nachbarn Erich E.* (68) in Tremsdorf einen defekten Traktor. Die Vereinbarung lautete, dass Bernd B. den Traktor instand setzt und dafür auch nutzen kann. Der Tierpfleger reparierte also das Gefährt, brachte es am 25. September wieder zurück, einen Freund im Schlepptau. Nur die Kosten für die Ersatzteile, die sollte Erich E. selbst bezahlen. Und er verlangte eine Quittung von dem Rentner, dass er den Trecker wieder ordnungsgemäß abgeliefert hatte. „Herr E. sagte, eine Quittung gibt es nicht. Ich hätte meinen Kumpel mitgebracht. Der würde als Zeuge ausreichen“, berichtete Bernd B. gestern im Zeugenstand.
Als er auf einer schriftlichen Bestätigung beharrte, der Freund mit der Figur eines Türstehers bekräftigte, sie würden nicht eher gehen, bis sie die Quittung hätten, soll Erich E. zum Schreckschussrevolver gegriffen haben. „Bernd guckte direkt in den Lauf “, so der als Zeuge geladene Kumpel. Erich E. – angeklagt wegen Bedrohung – entgegnete: „Alles Quatsch! Ich habe einen Feuerhaken genommen. Mit einer Schreckschusswaffe kann man einen Menschen ja nur erschrecken.“ Das Gericht verurteilte den bereits wegen Beleidigung, übler Nachrede, falscher Verdächtigung, Nötigung sowie Betruges Vorbestraften zu einer Geldstrafe von 1800 Euro. Es glaubte an die Variante von der Schreckschusswaffe und zog sie ein.
Und es gab noch eine zweite Anklage gegen den Mann. Im Januar 2007 soll er die Potsdamerin Cornelia C.* genötigt haben, von dem ihm vermeintlich gehörenden Land zu verschwinden. Um dem Nachdruck zu verleihen, soll er sich eine mit Zimmermannsnägeln bestückte Holzlatte geschnappt, damit in Richtung der zierlichen Person ausgeholt haben. Später habe der Pensionär veranlasst, dass mindestens 15 Heuballen im Wert von etwa 525 Euro vom Pachtland der Potsdamerin Cornelia C.* , die dort Pferde hält, abtransportiert werden.
Cornelia C. (54) beteuerte vor Gericht, sie habe vom Landschaftsschutzverein Stücken die Erlaubnis zum Nutzen der Wiesen sowie der baulichen Anlagen. Doch Erich E. glaube, alles sei seins. „Es gibt keinen Grenzstreifen. Somit ist überhaupt nicht geklärt, auf wessen Land sich die Frau aufgehalten hat“, brauste Erich E. auf. Er habe weder mit einer Latte auf sie gezielt noch Heuballen gestohlen.
Laut Cornelia sei er im Januar 2007 wutentbrannt in einen Schuppen, der auf ihrem Land stehe, gestürmt. „Ich habe ihn mehrfach aufgefordert zu gehen. Statt dessen griff er sich die Latte. Meine Freundin war auch dabei. Sie wollte mich mit der Peitsche verteidigen. Wir haben nämlich alle Angst vor ihm.“ Laut Aussage von Cornelia C. gibt es mehrere Zeugen des Vorfalls. Die will das Gericht hören, bevor es ein Urteil spricht. Am 17. August wird das Verfahren neu aufgerollt. Dann geht es auch um die Frage, ob das Heu von den Wiesen des Angeklagten stammt, wie er behauptete. (*Namen geändert.) Hoga
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