zum Hauptinhalt
Der Potsdam-Mittelmark hat das ehemalige Sens-Convent Hotel in Michendorf für 4,3 Millionen Euro gekauft, um dort Flüchtlinge unterzubringen.

© Andreas Klaer

Früheres Sens-Convent Hotel: Ziehen bald Studenten nach Michendorf?

Seit Jahren steht das frühere Sens-Convent Hotel in Michendorf leer. Eigentlich sollten dort Flüchtlinge einziehen. Jetzt gibt es neue Pläne.

Von Eva Schmid

Michendorf - Für das seit Jahren leerstehende ehemalige Sens-Convent Hotel in Michendorf gibt es eine neue Idee: Ein Teil der 125 Doppelzimmer könnte auch von Potsdamer Studenten genutzt werden. Das sagte Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) gegenüber den PNN. „Es gibt erste Überlegungen dazu.“ Mirbach sei dazu bereits mit dem Landrat Wolfgang Blasig (SPD) im Gespräch.

Das Thema Sens-Convent ist für viele in Michendorf ein rotes Tuch. Denn das ehemalige Hotel hatte der Kreis vor zwei Jahren für 4,3 Millionen Euro gekauft, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Vor allem alleinstehende Männer sollen in Michendorf ein neues Zuhause finden. Das Sens-Convent bietet Platz für maximal 240 Menschen. Doch der Einzug der Flüchtlinge verzögert sich von Monat zu Monat, das Haus steht seit dem Kauf leer. Der Kreis begründet die Verzögerungen mit baulichen Mängeln: Erst machte die Brandschutzanlage, später die Lüftungsanlage Probleme.

Das frühere Sens-Convent Hotel könne demnächst genutzt werden

Die Mängel seien nun beseitigt, so Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert auf Anfrage. Das Haus könne „demnächst zur Nutzung freigegeben werden“. Was Schwinzert mit „demnächst“ meint, ist offen. Einen konkreten Termin gibt es immer noch nicht. Zumindest im Landratsamt geht man aufgrund von Ausschreibungsfristen für die Suche nach einem sozialen Träger, der das Heim einmal leiten soll, von einem Einzugstermin nicht vor dem Frühjahr aus. Und angesichts bundesweit rückläufiger Asylanträge sei auch unklar, wie viele Geflüchtete überhaupt noch nach Michendorf kommen werden.

Warum also die ehemaligen Hotelzimmer nicht auch Studenten anbieten, die in Potsdam keine Wohnungen finden? Das Potsdamer Studentenwerk zumindest ist von der Idee nicht abgeneigt. Zwar habe man noch keine Erfahrungen mit studentischem Wohnen in ländlichen Strukturen, „aber wir können uns durchaus vorstellen, so ein Projekt auszuprobieren“, sagte die Pressesprecherin des Studentenwerks, Josephine Kujau.

Die meisten Potsdamer Studenten pendeln

Sie bestätigte auch, dass es bereits im Herbst vergangenen Jahres „eine erste lose Anfrage“ dazu gegeben habe. Jedoch erinnert sich Kujau nicht mehr, ob es der Kreis oder die Gemeinde war, die sich telefonisch beim Studentenwerk gemeldet hatte. Auf die Frage, ob die Strecke nach Potsdam für die Studenten zumutbar sei, antwortete Kujau: „Zwei Drittel unserer Studenten pendeln täglich 47 Minuten“, die Strecke von Potsdam nach Michendorf liege deutlich unter diesem Wert und sei machbar. Kujau betonte aber auch, dass viele der Potsdamer Studenten das nahe Berlin als Wohnort bevorzugen würden und „deshalb auch die Fahrtzeit nach Potsdam in Kauf nehmen“.

Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach.
Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach.

© Andreas Klaer

Bürgermeister Mirbach ist angetan von der Idee, Studenten nach Michendorf zu holen. Die Aufteilung der Zimmer im Hotel würde sich gut dafür eignen, „jedes Zimmer hat ein integriertes Bad und die Mieten wären niedriger als in Potsdam“. Derzeit kostet ein Platz in einem Potsdamer Studentenwohnheim rund 237 Euro im Monat.

Potsdam-Mittelmark muss mehr Flüchtlinge aufnehmen

Zurückhaltender äußert sich der Kreis: „Es ist bisher nur eine Idee, die nicht belastbar geprüft worden ist“, so Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert. Zudem sei unklar, ob das Land, das die Unterkünfte abnimmt, einer „Mischnutzung“ zustimmen würde. Schwinzert geht zudem davon aus, dass eine erweiterte Nutzung planungsrechtlich nicht so einfach realisiert werden könne.

Unterdessen muss der Kreis in diesem Jahr mehr Flüchtlinge als in den vergangenen Jahren aufnehmen. Bis Ende Februar sollen 168 Geflüchtete aus der zentralen Erstaufnahme in Eisenhüttenstadt in Unterkünfte im Landkreis ziehen. 

Da Potsdam-Mittelmark in den vergangenen Jahren weniger Flüchtlinge als vorgesehen aufgenommen hat, rechnet der Kreis nunmehr mit der Aufnahme von bis zu 600 Asylsuchenden in diesem Jahr. „Das sind Planzahlen“, betonte Kreissprecher Schwinzert am Donnerstag.

Weniger Asylanträge bundesweit

Dass allgemein die Zahl der Flüchtlinge sinkt, zeigt nicht nur der bundesweite Rückgang von Asylanträgen, sondern auch die am Donnerstag vom brandenburgischen Innenministerium veröffentlichte Bilanz für 2018. So hat Brandenburg im vergangenen Jahr 3840 Asylsuchende neu aufgenommen, das sind 675 weniger als 2017. Auf dem Höhepunkt des Flüchtlingszustroms im Jahr 2015 waren es noch 28 124 Personen.

In Potsdam-Mittelmark leben derzeit 1180 Menschen in Flüchtlingsunterkünften. Das Heim in Brück soll in diesem Jahr geschlossen werden, indes plant der Kreis ab Mai das ehemalige Männerflüchtlingsheim in Teltow in der Potsdamer Straße wieder zu nutzen. Einziehen sollen bis zu 164 Flüchtlinge. Der Besitzer des Hauses neben der Teltower Feuerwache, die Berolina Hotels GmbH, hatte im Sommer vergangenen Jahr dort einen Hotelbetrieb gestartet, nachdem der Kreis keinen Bedarf mehr an Wohnraum für Flüchtlinge hatte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false