KulTOUR: Zu dritt ein Atem
Finsterbusch-Trio bei Caputher Musiken
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Schwielowsee · Caputh - Die Caputher Musiken haben am Samstag ihre zwölfte Saison im Festsaal des frühbarocken Schlosses an der Havel eröffnet. Zunächst stellte sich die neue Vorsitzende des veranstaltenden Fördervereins vor: Marion Trumbull, seit längerem mit den Caputher Musiken eng verbunden. Sie will auch weiterhin das bewährte Erfolgskonzept der vergangenen Konzertjahre pflegen.
Zum Auftakt im nicht ganz ausverkauften Schloss war das renommierte Finsterbusch-Streichtrio mit Andreas Finsterbusch, Violine, Christoph Starke, Viola, und Christoph Bachmann, Violoncello, zu Gast – ein Trio, das mit spannenden und konturenscharfen Interpretationen zu begeistern verstand. Wunderbar klanglich homogen war das Spiel der drei Musiker, die Mitglieder hervorragender Orchester in Berlin und Potsdam sind. Selten sind Streichtrios in Konzerten zu hören. Um so verdienstvoller, dass der Veranstalter diese musikalischen Kleinode vorstellen ließ. Das Programm begann mit einem frühen Werk des Finnen Jean Sibelius: das Trio in g-Moll in einem Satz – ein stürmisch bewegendes Werk. Die „Finsterbuschs“ präsentierten es vom ersten aufbegehrenden bis zum letzten verhauchenden Ton mit einer blitzblanken Wiedergabe.
Der Tscheche Gideon Klein (1919-1944) gehört immer noch zu den unterschätzten Komponisten. Meist erinnert man sich seiner, wenn es um Holocaust-Gedenktage geht. Im Dezember 1941 wurde der jüdische Pianist und Komponist in das KZ Theresienstadt deportiert. Bald war er zusammen mit Musikern wie den Komponisten Hans Krása, Viktor Ullmann eine der wichtigen Personen im anfangs verbotenen und später zu Propagandazwecken missbrauchten Kulturleben der Lagerstadt. Im Oktober 1944, neun Tage nach Beendigung seines Streichtrios, wurde er in das KZ Auschwitz deportiert. Er kam kurz vor der Befreiung ums Leben. Sein Streichtrio ist von Melancholie sowie von Heiterkeit durchdrungen. Die Sehnsucht nach Freiheit und der Optimismus, sie eines Tages zu erleben, ging Klein wohl nie verloren. Die Musik ist dafür ein beredtes Zeugnis. Das Finsterbusch-Trio hat sich auch diesem Werk mit viel Akkuratesse und Liebe angenommen, so dass sein Kennenlernen ein sehr beglückendes wurde. Zum Abschluss wurde das Divertimento in Es-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart musiziert. Ein Werk, das alles vereint, was man vom Salzburger Meister erwartet: Leichtigkeit, Heiterkeit, Dramatik und Melodienreichtum. Die drei Herren des Finsterbusch-Trios fanden auch hierbei zu einem Maß von künstlerischer Übereinstimmung, das man nur bewundern kann. Ein gemeinsamer Atem trug diese Interpretation. Nach dem herzlichen Beifall spielte das Trio Bachs stille Choralbearbeitung „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ“.
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