KulTOUR: Zu Einstein per Holodeck
Das TAW macht aus der Physik eine Komödie
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KulTOURDas TAW macht aus der Physik eine Komödie Kleinmachnow - Star Trek oder Traumschiff Surprise? Etwas von beiden hatten Crew und Raumschiff des Theaters am Weinberg (TAW), als sie durch die Kammerspiele schlingerte. Für den krummen Kurs schien nach Erkenntnissen des Technischen Offiziers der Warpkern verantwortlich zu sein. Oder war es die Brownsche Molekularbewegung? Oder kam es zur Fluktuation des Universums? Eine unsichtbare Kraft schaltete auf der Kommandobrücke jedenfalls abwechselnd gelbe und rote Alarmstufen ein. Mit gültigen Theorien scheint das Phänomen nicht erklärbar, es musste was mit dem Weltbild nicht stimmen. Hatte die Wissenschaft etwas übersehen? Der Fehler könnte in der Vergangenheit liegen, hofft der Captain auf eine Lösung. Im fünfzehnten Jahr seines Bestehens mixt das TAW in seine aktuelle Inszenierung zur Komödie noch ein bisschen Quantentheorie, Thermodynamik und Relativitätstheorie hinzu. „Einstein – auf den Schultern von Riesen und Zwergen“, heißt das neue Stück, das mit Unterstützung des Max-Planck-Institutes zum Einstein-Jahres entstand und vor wenigen Tagen Premiere feierte. „Mal locker die Relativitätstheorie erklären“, so der Impetus des jungen Theaterensembles unter Leitung von Kathrin Heilmann. Basierend auf Einstein-Biograph Jürgen Renn zeigt die Komödie, auf wessen Schultern Albert Einstein tatsächlich stand. Und so wird über zeitliche Rückblenden per Holodeck der Versuch unternommen, den Wandel von Weltbildern zu erläutern. Mit von der Partie sind Aristoteles, Issac Newton und Einsteins Freund Conrad Habicht. Doch den Konflikten der Wissenschaft zu folgen wird dem Publikum durch zu viel Gelehrsamkeit mitunter erschwert. Natürlich wurde in der jüngsten Aufführung auch wieder reichlich gelacht – womit die Angst vor allzu viel Theorie aus dem Weg geräumt wurde. Manche Szene nahm munter Anleihen aus Bully Herbigs „Traumschiff Surprise“, oft bis zur Albernheit. Die Gags waren das Salz in der Suppe, beispielsweise die Werbeeinblendungen, mit denen das Raumschiff seine Energiekosten wieder einzuspielen versucht. Halt macht das Witz-Gewitter auch nicht vor dem befürchteten Wärmetod des Alls. Der Bordservice funktioniert jedenfalls noch: Die Crew reicht gelassen Popcorn ans Publikum. Die Spiellust des Ensembles ist groß, ebenso die Treue der Fangemeinde. Kein Platz blieb leer, am Ende gab es Applaus und Zugaben. Relativ bleibt für das TAW vorerst nur die Spielstätte Kammerspiele. Unüberhörbar schwang Hoffnung mit, als Kathrin Heilmann vor der Aufführung sagte: „Ein interessantes Gefühl ist das schon, wieder auf dieser Bühne stehen zu können.“ Kirsten Graulich Nächste Vorstellung am 27. Mai um 20 Uhr im Bürgersaal
Kirsten Graulich
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