zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Zu viele Supermärkte in Werder

Handelsgutachten attestiert Überangebot – in anderen Warenbereichen bestehen aber Kaufkraftreserven

Stand:

Werder (Havel) - Werder hat zu viele Supermärkte und Discounter. Zu diesem Ergebnis kommt ein Handelsgutachten, dass die Uni Bonn mit dem Büro Regioconsult Friedrichshafen erstellt hat. Während die Einwohner für Nahrungs- und Genussmittel eine Kaufkraft von 41 Millionen Euro pro Jahr aufbringen, betrage der branchenübliche Umsatz für die neun ansässigen Betriebe 67,7 Millionen. Auch die 7,8 Millionen Euro, die Touristen in Supermärkten lassen, würden das nicht ausgleichen, wie es in dem Gutachten heißt. Konsequenz: „ Das System des Einzelhandelsangebotes in diesem Segment ist als sehr labil zu bezeichnen.“ Große Filialisten würden zwar eine Schließung wegen des Imageverlustes vermeiden, „aber auch hier gibt es wirtschaftliche Grenzen“. Ein geringes Kundenaufkommen wirke sich auch ungünstig auf den „Warendurchlauf im Frischebereich“ aus.

Das Gutachten war von der SGS Projektmanagement GmbH in Köln in Auftrag gegeben worden. Es hat unlängst einen Bauantrag für ein Geschäftszentrum in den Havelauen gestellt, mit dem sich die Einzelhandelsfläche in Werder um 6600 Quadratmeter erhöhen würde (PNN berichteten). Durch das Gutachten sollte in Absprache mit dem Rathaus ermittelt werden, ob die in Werder bestehende Handelsstruktur dadurch gefährdet wird.

Auch einen Discounter soll es in den Havelauen geben, allerdings keinen neuen: Vielmehr soll der Plus-Markt von der Eisenbahnstraße an den neuen Standort ziehen. Der Plus würde seine alten Kunden mitbringen und könnte die Kaufkraft der Havelauen-Bewohner binden, gerade wenn der Zuzug im neuen Wohn- und Gewerbegebiet angekurbelt werden könnte, meinen die Gutachter. Dem Norma-Markt am Bahnhof würde er derweil Umsatzeinbußen bescheren, da der Kunde die Kopplung mit anderen Läden in den Havelauen bevorzugen könnte.

Auf 35 Seiten trifft das Gutachten Aussagen über die Handelsstruktur in Werder: Das Überangebot an Supermärkten stellt demnach eine Ausnahme dar. Im Bekleidungsbereich, bei Schuhen, Lederwaren, Gesundheits- und Körperpflegeartikeln gebe es noch Kaufkraftreserven. Bezogen auf den Landkreis gingen derzeit 43 Prozent der Kaufkraft an andere Standorte verloren. Durch das neue Angebot in den Havelauen könne das Einzelhandelsspektrum in Werder „grundsätzlich verbessert“ werden. Ein Haushaltswarenladen, ein Getränkemarkt, eine Drogerie, Bekleidungsgeschäfte (Kik, NKD, Mister & Lady) und eine Apotheke sind hier unter anderem geplant. Von der Bauaufsicht in Belzig hieß es gestern, dass Handelsansiedlungen auf Grundlage des bestehenden Bebauungsplanes auch möglich sind. Ob im beantragten Maßstab werde noch geprüft. Die Stadt wirkt derweil auf den Investor ein, keine Verkaufseinrichtungen unter 190 Quadratmetern anzusiedeln. Kleine Qualitätsanbieter in der Innenstadt sollen so geschützt werden, wie es am Mittwochabend im Wirtschaftsausschuss hieß.

Im Gutachten wird Werders City attestiert, das Angebot in den vergangen Jahren verbessert zu haben. Statt 63 Geschäften im Jahr 2000 bestehen jetzt 80. Positiv wird bewertet, dass kaum Leerstand sichtbar ist und – besonders im Brauhaus – auch hochwertige Waren angeboten werden. Erst am Montag wurde dort ein erweitertes Möbelstudio „raum & color“ eröffnet. Währenddessen sei die Einkaufsatmosphäre im Werderpark trotz erfolgte Umbauten „nicht attraktiv“, wird im Gutachten festgestellt. Im Takko-Bekleidungsgeschäft sei die Warenpräsentation attraktiv, in den übrigen Läden bestünden diesbezüglich „noch ungenutzte Potenziale“. Der Aldi-Standort sei dort „schwer zugänglich“ gelegen. Henry Klix

Henry Klix D

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })