Potsdam-Mittelmark: Zu wenig falsch gemacht
In Werder wird am Sonntag ein neuer Bürgermeister gewählt. Auch wenn Werner Große nicht zur Wahl steht: Das Ergebnis steht fest
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Werder (Havel) - Sie heißen Manuela Saß, Joachim Hilburg, Peter Hinze und Steffen Königer. Und sie wollen Bürgermeister von Werder werden. Hatte man bei der letzten Wahl noch das Gefühl, dass ein zweiter Kandidat nur unter Qualen gegen den unschlagbaren Werner Große anzutreten bereit ist, so hat sich das Bild für den 14. September überraschend geändert. Bei allem, was verbesserungswürdig ist: Werder ist offenbar ein attraktiver Ort, um ihn zu regieren. Werner Große sei Dank.
Favoritin für den 14. September ist die 1. Beigeordnete Manuela Saß, Großes Wunschnachfolgerin. Kurz nach der Ankündigung seines gesundheitsbedingten Rückzuges wurde die 48-Jährige Juristin von der CDU als Nachfolgerin ins Spiel gebracht, trat wenig später in die CDU ein und wurde wiederum kurz darauf von der SPD als Kandidatin unterstützt, die damit auch im Stadtparlament ein schwarzrotes Bündnis einging. Paukenschläge, die nicht nur Werder aufhorchen ließen.
Nicht allein die Hoffnung auf ein passableres Ergebnis als in Große-Wahlen, auch der Schwenk der SPD hat andere politische Kräfte angespornt, eigene Kandidaten aufzustellen. Steffen Königer hat zusätzlich mobilisiert. Der AfD-Mann, der am Sonntag auch für den Landtag kandidiert, wird von AfD-Kritikern genannt, wenn es um die „rechte Seite“ der Partei geht. Der 41-Jährige hat mit seiner Vita Anlass dazu gegeben, nennt sich selbst nationalkonservativ und gehört zu jenen AfD-Kadern, die liberalere Kräfte zum Austritt treiben. Kommunalpolitisch hat die AfD zudem wenig zu bieten.
So ist es dann doch noch zu einer bunten Bewerbertruppe gekommen, obwohl die geschickte CDU-Inszenierung aus Rücktritt, Saß-Kandidatur und Wahltermin kaum Zeit dazu ließ. Peter Hinze, ein Werderaner Urgestein, das mit dem richtigen Parteibuch womöglich eine glänzende Rathauskarriere hingelegt hätte, wurde von den Linken ins Rennen geschickt. Der Gewerkschafter präsentiert einen ganzen Blumenstrauß von Ideen, verspricht ein sympathisches Investitionsprogramm mit neuen Vereins-, Freizeit- und Wohnstätten, das allerdings selbst den gut aufgestellten Werderaner Haushalt zum Einsturz bringen dürfte. Dem 61-Jährigen ist ein volkstümliches, knapp zweistelliges Ergebnis zuzutrauen.
Joachim Hilburg von den Grünen bietet sich den Bürgerlichen als Alternative, jenen in Werder erstarkenden Kräften, die sich bei Diskussionen zum Baumschutz, zum Blütenfest oder zur Verlegung von Stolpersteinen vom Rathaus vor den Kopf gestoßen fühlen. Hilburg setzt auf diese Leute, verspricht, die Bürger in politische Entscheidungsprozesse stärker einzubeziehen. Er hätte bei den Mehrheiten vermutlich auch keine andere Chance als Rathauschef, die Idee trägt so oder so.
In Werder ist der Name des 49-Jährigen weitgehend unbekannt. Doch je nach Wahlbeteiligung könnte auch er mit dieser oder jener grünen Stimme womöglich noch auf ein zweistelliges Ergebnis kommen. Die Grünen – in Werder sind sie die Protestpartei.
Je mehr Kandidaten, desto wahrscheinlicher ist eine Stichwahl. So lautet die Faustregel. Gewählt ist, wer mehr als die Hälfte der Stimmen erhält, sofern diese Mehrheit 15 Prozent der Wahlberechtigen überschreitet. Im Klartext: Manuela Saß benötigt über 50 Prozent der Stimmen, vor einer zu schwachen Wahlbeteiligung muss sie sich am Tag der Landtagswahl nicht fürchten. Sie hat als Beigeordnete und während der einjährigen Krankheitsvertretung von Werner Große zu wenig falsch gemacht, um das nicht zu schaffen. Das ist auch der SPD nicht entgangen.
Schön, dass es noch andere Parteien gibt. Die Zeit, schlagkräftige Gegenkandidaten aufzubauen, war bei dieser Wahl womöglich zu knapp bemessen. Doch Saß ist nicht Große, das wird sich ändern.
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