Potsdam-Mittelmark: Zu wenig Streit für Schiedsmänner
Fünf Fälle pro Jahr in Nuthetal / Bundeschef der Schiedsmänner: „Sehr wenig“ / Aber über Landesschnitt
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Nuthetal - Nur rund fünf Konflikte schlichten die beiden Schiedsmänner in Nuthetal pro Jahr. „Für eine 9000-Einwohner-Gemeinde sehr wenig“, findet der Geschäftsführer des Bundes Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen (BDS), Georg Budich. Und auch die ehrenamtlichen Schiedsmänner vor Ort, Peter Natalis und Gerold Hübner, fühlen sich offenbar nicht ausgelastet.
So werde auch die seit fünf Jahren angebotene feste Sprechstunde zweimal im Monat, nicht von den Nuthetalern genutzt, sagte Natalis auf PNN-Anfrage. Vielleicht sei nicht ausreichend bekannt, dass solch eine Anlaufstelle im Streitfall schlichten kann, vermutet Natalis. Dabei ist der Schlichtungsspruch der Schiedsmänner, die in der Regel juristische Laien sind, genauso rechtswirksam wie ein Gerichtsurteil. Zudem kostet ein Vergleich bei der Schiedsstelle weniger als vor Gericht, nämlich ab 20 Euro, je nachdem, ob Rechtsanwälte konsultiert oder Zeugen geladen werden müssen.
Ein Grund für das fehlende Interesse an der Schiedsstelle könnte aber auch die Orts-Struktur sein, so Budich. Denn die typischen Streit-Fälle entstünden am Nachbarzaun – also vor allem in neuen Einfamilienhaus-Siedlungen. Im gewachsenen Nuthetal gibt es aber nur ein größeres Neubaugebiet – die Gartenstadt mit knapp 3000 Einwohnern, die mittlerweile zehn Jahre alt ist. Auch BDS-Landeschef Andreas Roß glaubt, dass die Schiedsmänner „sicherlich motiviert und ausgebildet sind für mehr Verfahren“. Dennoch hätten die Nuthetaler zumindest mehr zu tun, als viele ihrer Kollegen im eher dünn besiedelten Brandenburg. Sie lägen immerhin über dem Landesdurchschnitt von drei bis vier Verfahren pro Jahr.
23 Verfahren haben sie in ihrer Amtszeit seit 2002 insgesamt bearbeitet: 16 Fälle behandelten Nachbarschaftsstreitigkeiten, fünf Verfahren bezogen sich auf strafrechtliche Inhalte und zwei auf das Vermögensrecht. 14 Fälle konnten Natalis und Hübner schlichten, die übrigen neun landeten vor dem Gericht.
Die Gemeindevertreter haben diese Woche Peter Natalis und Gerold Hübner erneut für 5 Jahre in dieses Amt gewählt. Die endgültige Berufung erfolgt demnächst durch das zuständige Amtsgericht Potsdam. Die Sachkosten für die Schiedsarbeit muss aber die Gemeinde Nuthetal tragen, die den beiden auch einen Beratungsraum zu Verfügung stellt. Die ersten Schiedsmänner gab es vor rund 180 Jahren in Preußen. Kau/just
Schiedsstellen-Telefon: (033200)83 143.
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