Potsdam-Mittelmark: Zukunft für tradionsreichen Laden
Ehepaar Spehr eröffnet im März ein neues Lebensmittelgeschäft
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Michendorf · Wilhelmshorst - Als Ende 2007 der Pächter des Wilhelmshorster Spar-Ladens sein Gewerbe aufgab, kam im Ort Unruhe auf. Sollten nun alle die Nichtberufstätigen zum Einkaufen mit dem Auto oder Bus in die Stadt oder den Nachbarort fahren? Doch schnell ergriff das junge Wilhelmshorster Ehepaar Spehr – gut bekannt durch den erfolgreichen Betrieb ihres Fleischerei- und Feinkostgeschäftes – die Initiative. Seit Anfang Januar sind die Handwerker in dem traditionsreichen Laden an der Peter Huchel-Chausse / Ecke An der Aue tätig. Nach Umbau, Renovierung und Neueinrichtung soll hier Anfang März ein moderner Laden mit etwas verändertem Angebot als „Feinkost Spehr“ eröffnet werden. Wilhelmshorst bleibt also auch in Zukunft versorgt
Zu den „besten Zeiten“ von Wilhelmshorst gab es fünf Lebensmittelläden im Ort. Das war vor dem letzten Krieg; und das bei der damaligen Einwohnerzahl um die 500 Seelen. Da konnte man telefonisch „bei Kecks“ bestellen und schon am Nachmittag lieferte der Botenjunge alle gewünschten Waren am Hintereingang der Villa an. Bezahlt wurde monatlich per Rechnung.
Diese paradiesischen Zustände änderten sich abrupt mit Beginn von Hitlers Kriegswahn: Es gab bald weniger zu kaufen und das nur auf Marken. Dieser beschränkte Warenhandel wurde auch nach dem Krieg und noch lange zu DDR-Zeiten fortgeführt. Trotz der rapide durch die „Umsiedler“ angewachsene Einwohnerzahl – bis 1500 stieg sie durch Zwangseinweisung und Mehrfachbelegung der Häuser nach dem Krieg – schafften das dann drei Lebensmittelläden: Der schon als erster existierende Laden von Otto Krüger und zwei vom Konsum übernommene Lebensmittelläden. Bis die staatliche Handelsorganisation (HO) in den 50er Jahren den kartenfreien Verkauf wieder einführte. Mit dem HO-Laden waren es einige Jahre sogar vier Geschäfte.
Nach dem Wegfall der Markenbeschränkung verlor der HO-Laden seine Berechtigung; nun versorgten zwei Konsum-Läden und der inzwischen zum Kommissionshändler avancierte Krüger die Wilhelmshorster. Erst mit der Wende wurden plötzlich die beiden Konsum-Läden ersatzlos aufgegeben und Krügers Lebensmittelladen wurde als Spar-Laden weitergeführt bis Ende 2007.
Seit Jahren bemüht sich die Wilhelmshorster Gemeindevertretung – inzwischen als Ortsbeirat – auch um die Ansiedlung einer kleinen „Kaufhalle“, was zu DDR-Zeiten fast einmal geklappt hätte; nur hatte der Nachbarort Rehbrücke die besseren Beziehungen im Ringen um das Kontingent dank seiner wichtigen Institute. Und nach der Wende haben sich alle Handelsketten mit der Ansiedlung ihrer Supermärkte auf Michendorf versteift, wo es inzwischen sechs davon gibt.
Die über die Jahrzehnte ständig gewachsene Einwohnerzahl Wilhelmshorsts beträgt zur Zeit knapp 3000; trotz der erfreulichen Kinderzunahme dürfte der Prozentsatz der älteren Einwohner bei einem Drittel liegen – mit wachsendem Anteil. Gerade für sie, aber auch für die anderen Wilhelmshorster Händler ist ein Lebensmittelangebot vor Ort sehr wichtig.Klaus-P. Anders
Klaus-P. Anders
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