zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Zukunft in Zeiten knapper Kassen

Bürgermeisterin will für Fortkommen Schwielowsees die Wirtschaft verstärkt als Partner gewinnen

Stand:

Bürgermeisterin will für Fortkommen Schwielowsees die Wirtschaft verstärkt als Partner gewinnen Von Henry Klix Schwielowsee - Die magische 10000 – Kerstin Hoppe (CDU) möchte sie schaffen. Die Bürgermeisterin von Schwielowsee sieht besonders im Ortsteil Caputh noch erhebliche Potenziale für den Einwohnerzuwachs. 9576 Einwohner hat die Großgemeinde jetzt, in den vergangenen beiden Jahren sind 456 dazugekommen. In den nächsten Jahren soll es einen ähnlichen Zuwachs geben. Eine zehn Fußballfelder große Industriebrache ist am Schmerberger Weg noch zu bebauen. Mitten in Caputh, dort wo im Dezember eine Geldfälscherbande dingfest gemacht wurde, hofft Hoppe auf den größten Einwohnerschub für die Großgemeinde. Zwei Interessenten gebe es für das Baugebiet. Mehrere Supermarktketten haben sich bereits nach den Flächen erkundigt, für die Caputh schon vor Jahren einen Rahmenplan erstellte. Und nachdem erkannt wurde, welchen Reiz die Gewächshausbrachen auf das kriminelle Milieu ausüben, zeigt sich nun auch der Bund als Eigentümer verhandlungsbereit, was den Kaufpreis angeht. „40 Euro pro Quadratmeter wird für die teils kontaminierten Flächen niemand bezahlen“, so Hoppe. Jetzt sucht die bundeseigene Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH nach Möglichkeiten, den Preis für die 52000 Quadratmeter große Fläche zu drücken oder zumindest, je nach Flächenqualität, aufzuspalten. Wirtschaft am Zug Bei ihrer Jahrespressekonferenz sprach Hoppe vor dem Hintergrund der gebeutelten Kommunalfinanzen darüber, wie es mit Schwielowsee weitergehen soll. Die Entwicklung der Caputher Mitte benannte sie gestern als wichtigstes Nahziel für den größten Ortsteil des Seetrios. Auch darüber hinaus ist dort jetzt privatwirtschaftliches Engagement gefragt. Der Boden dafür ist bereitet: In die Infrastruktur – Straßen, Kita, Hort, Sportmöglichkeiten – wurde in Größenordungen investiert. Die Sanierung der Straße der Einheit in diesem Jahr wird laut Hoppe vermutlich das letzte, große Projekt sein, das mittelfristig angepackt werden kann. Das Caputher Schloss ist saniert. Das Einsteinhaus eröffnet im Mai und im April eine Einstein-Ausstellung im alten Rathaus, dem neuen Bürgerhaus des Ortsteils. So sind für den Wirtschaftshof des Schlosses jetzt die Investoren gefragt: Hof und alte Stallungen gehören Lorenz Bruckner und Dieter Baur, die auch das Kavalierhaus betreiben. Das benachbarte Brauhaus hat Bauunternehmer Thomas Schielicke gekauft. Dritter im Bund ist die Schlösserstiftung. Deren marodes Logierhaus könnte Teil eines Konzeptes für eine Art „Krongut Caputh“ werden. „Es ist vor allem die Frage, wie sich das Duo Baur und Bruckner einem solchen Gedanken stellt“, sagte Hoppe. Die anderen Beteiligten zeigten sich offen für eine zügige Entwicklung der unschönen Flächen am schönsten Flecken von Caputh. Keine Schulden aber Investitionsstau Was öffentliche Investitionen angeht, so hat Hoppe für die nahe Zukunft weniger Caputh, sondern vor allem Geltow im Blick. „Bei den Geltowern besteht das Gefühl, es würde sich nichts bewegen“, sagt Hoppe. Ganz richtig sei das nicht. „Aber es stimmt natürlich, dass nicht viel sichtbar geworden ist.“ Das Abwassernetz ist kurz vor der Vollendung, ein neuer Radweg unter der Baumgartenbrücke im Entstehen. Hoppe verweist aber auch auf die Grundstücksprobleme des Ortsteils, die jetzt teuer zu stehen kommen. Die Kita steht auf einer Restitutionsfläche, ein Umzug wird demnächst zwingend. An der Grundschule ist dazu ein Anbau oder ähnliches geplant, die Schule selbst ist muss saniert werden. „Dass Geltow vor zwei Jahren mit wenig Schulden in das Gemeindetrio kam, spiegelt sich leider im Investitionsstau wider“, so Hoppe. So hat der Sportverein auch bis heute kein ordentliches Vereinshaus. Schon im vorigen Jahr wurde deshalb der leerstehende Gaststättenbau am Grashorn gekauft, zwei Kaufraten von je 100000 Euro sind in diesem und nächstem Jahr zu zahlen. Dann werden noch einmal etwa 600 000 Euro für den Abriss und einen Neubau gebraucht, dafür hofft man auf Mittel aus dem Goldenen Plan Ost. Das Gebäude soll zum Bürgerhaus auch für andere Geltower Vereine werden. „Wenn wir dafür in dieser Legislaturperiode noch die Weichen stellen könnten, wäre viel erreicht.“ „Den Menschen nichts vormachen“ Den Entwicklungsrahmen für Ferch sieht Hoppe durch die Städtebauförderung gesteckt: Man werde noch versuchen, für den Ausbau des Glindower Wegs die Landesförderung zu bekommen, um den Bau in den nächsten beiden Jahren zu bewältigen. Darüber hinaus werde vor allem das Sanierungsgebiet in den nächsten Jahren im Fokus der Ortsentwicklung stehen. Die Hüllensanierung des Kossätenhauses wird dieses Jahr 310000 Euro kosten. Zwei Drittel kommen von Bund und Land – Fördermittel, die solche Projekte für die Kommune erst bezahlbar machten. Ein Museum der Havelländischen Malerkolonie soll hier entstehen. Doch Hoppe warnt schon jetzt, dass der Betrieb einer solchen Stätte nicht Sache der Gemeinde sein kann. „Wir können den Rahmen geben, gefüllt werden muss er von anderen“, lautet ihr Credo auch bei anderen Initiativen. „Es hat ja keinen Sinn, den Menschen etwas vorzumachen.“ So ist schon jetzt klar, dass sich der Museumsbetrieb selbst tragen muss. Erste Überlegungen bestehen, neben der Werkausstellung der alten Maler eine kommerzielle Galerie für die heutigen Künstler der Havelregion zu schaffen. Vereine, engagierte Bürger und vor allem die Wirtschaft sieht Hoppe als ihre wichtigsten Partner an. „Initiativen wie das Fährfest, der Fahrradsonntag oder das Osterfeuer in Geltow wären durch die Kommune allein nicht mehr zu schultern.“ Anderseits versteht auch sie sich als Partner der Wirtschaft, wenn in Geltow am B1-Parkplatz eine Auto- und Bootsausstellung entstehen soll oder das Gummiwerk Caputh um eine bessere Straßenanbindung kämpft. Letztlich sei auch das Einfrieren der Gewerbesteuer als partnerschaftlicher Wink zu verstehen. Sie lehne es ab, in Zeiten schwerer werdender Rahmenbedingungen zu resignieren und sich hinter den Akten zu vergraben, sagt die Bürgermeisterin. „Gerade jetzt ist es wichtig, rauszugehen und die Leute zu motivieren.“ Auch in ihre Verwaltung hinein will sie in diesem Sinne wirken, Das könnte sich künftig etwas einfacher gestalten, hofft sie: „Der neue Tarifabschluss im öffentlichen Dienst wird uns ab kommendem Jahr mehr Spielräume für eine leistungsgerechtere Bezahlung geben.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })