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Potsdam-Mittelmark: Zur Not auch mit Eimern

Zum 80. Geburtstag der Glindower Feuerwehr gab es eine Vorführung, wie vor 100 Jahren Brände gelöscht wurden

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Zum 80. Geburtstag der Glindower Feuerwehr gab es eine Vorführung, wie vor 100 Jahren Brände gelöscht wurden Werder-Glindow. „Es brennt! Es brennt! Feuer bei Bauer Lindemann“, schallte es in der sonntäglichen Mittagsstunde im Werderaner Ortsteil Glindow. Mit wilden Pedaltritten radelte der Dorfgendarm auf seinem Fahrrad ins krächzende Horn stoßend und rufend von Haus zu Haus. Kameraden der freiwilligen Feuerwehr eilten herbei, spannten die Pferde vor die Handdruckspritze und zuckelten zu Lindemanns. Der Schuppen stand in hellen Flammen, aber die Feuerwehrleute mussten sich von der Anfahrt erst einmal ausruhen und den inneren Brand löschen. Dann ging“s aber los. Acht kräftige Figuren bewegten die Pumpenschwengel auf und ab. Der Mann am Rohr hatte längst „Wasser marsch!“ gerufen. Dann endlich kam das Nass durch den Schlauch. Bald hatte es die Flammen besiegt. Der Schuppen allerdings war dennoch nicht mehr zu nutzen. Zum Glück war er nur eine Papp-Attrappe. Die vielen Zuschauer des „Schauspiels“ sahen sich am Sonntag in Glindow an den Anfang des 20. Jahrhunderts versetzt, als die Feuerwehren noch keine Motorspritzen besaßen. Ja es gab noch nicht einmal Hydranten. Eine Handdruckspritze schätzten damals viele als eine Errungenschaft, als Erleichterung für die Brandbekämpfung. Ihre Handhabung bis zur Einsatzbereitschaft war langwierig. Per Handansaugpumpe musste erst der etwa 250 Liter fassende Spritzenbehälter als Wasserreserve gefüllt werden, um Druck von knapp einem viertel Bar erzeugen zu können. Ungünstigenfalls musste das Löschwasser per Eimer herangeschafft werden. Erst mit dem Nasswerden wurden die damals verwendeten Hanfschläuche dicht. „Dann kam der Strahl auch zur ersten Etage der Häuser hoch“, weiß der Ex-Berufsfeuerwehrmann Hermann Bobka zu berichten. Er selbst lernte jedoch nur die Ära der gummibeschichteten Schläuche kennen – und natürlich die Motorspritzen. Die Technik blieb nicht stehen. „Damals war die Menge des Wassers wichtig, um einen Brand zu löschen. Mit unheimlichen Druck erschlagen heute dagegen schon feine Wassertropfen in Intervallen die Flammen. Wasserschäden können so in hohem Maße eingedämmt werden.“ Die vorgeführte Handdruckspritze ist zwischen 1914 und 1920 im Luckenwalder Feuerlöschgerätewerk Hermann Koebe gebaut worden, leistete in Beelitz ihren Dienst. Völlig marode retteten die Kameraden der Feuerwehr der Spargelstadt die Spritze. Unter der Leitung ihres Ehrenmitglieds Karl Kotsch restaurierten sie das Gerät unter Mithilfe verschiedener Handwerksmeister, das nun Zeuge historischer Feuerwehrtechnik ist. Die lustige Vorführung fand anlässlich des 80-jährigen Bestehens der Feuerwehr Glindow statt, die 1923 von Karl Greulich und Willi Nebert gegründet wurde. Unter Leitung der Ortswehrführer Palm, Ottomar Raue und Günter Nickel lösten die Kameraden stets mit hoher Leistungskraft ihre Aufgaben, retteten Menschenleben und materielle Werte. 20 Aktive und 15 Kameraden der Alters- und Ehrenabteilung gehören heute der Wehr an, die seit drei Jahren unter dem Kommando des Ortswehrführers Heiko Schlunke stehen. „Zu rund 60 Einsätzen werden wir jährlich gerufen“, erklärte er. „In diesem Jahr ist diese Zahl allerdings schon erreicht.“ An den dreitägigen Feierlichkeiten nahmen auch Kameraden der Partnerfeuerwehr aus Preußisch-Ströhen in Nordrhein-Westfalen teil. Wolfgang Post

Wolfgang Post

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