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Radweg am Gleisbett. Der geplante Fahrradschnellweg soll auf oder neben der Trasse der Stammbahn – teils parallel zur S-Bahn-Linie 1 – in die Berliner Innenstadt führen. Einer Reaktivierung der Bahntrasse soll er nicht im Weg stehen.

© CDU Steglitz-Zehlendorf/Staubach + Kuckertz Architekten

Potsdam-Mittelmark: Zurück auf die Schiene

Zehlendorfer wollen Radweg auf Kleinmachnower Stammbahn nur, wenn später noch Züge fahren können

Von Enrico Bellin

Stand:

Kleinmachnow - Der im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf gewünschte Radweg entlang der Stammbahntrasse soll einer späteren Reaktivierung der Strecke für Züge nicht im Wege stehen. Das bestätigten die Vorsitzenden der CDU-Fraktion, Torsten Hippe, und der Grünen-Fraktion, Uwe Köhne, den PNN am gestrigen Freitag. Am Mittwochabend hatten sie einen Antrag in die Bezirksverordnetenversammlung eingebracht, wonach sich das Bezirksamt für den Bau des geplanten Fahrradschnellweges vom Potsdamer Platz nach Lichterfelde-West und eine Verlängerung in Richtung Potsdam einsetzen soll. Gemeinsam haben die Fraktionen die Mehrheit im Bezirk. Der Antrag hatte in Kleinmachnow für Aufruhr gesorgt, unter anderem Bürgermeister Michael Grubert (SPD) befürchtet, der Radweg könne einen späteren Wiederaufbau der Bahn verhindern (PNN berichteten).

Für Torsten Hippe seien Züge auf der Stammbahn die absolute Priorität. „Wir werden für nichts stimmen, das eine Entwidmung der Trasse oder eine bauliche Verhinderung von Zugverkehr bedeuten würde“, so der CDU-Fraktionsvorsitzende. Es stimme zwar, dass der geplante Radweg an einigen Stellen abgerissen werden müsste, sollte eines Tages die Stammbahn für Züge reaktiviert werden. Das Argument der Kleinmachnower Stammbahn-Bürgerinitiative, die Anwohner würden sich einen erst einmal etablierten Radweg nicht mehr nehmen lassen, lässt er aber nicht gelten. „Das Allgemeinwohl geht über das Privatwohl. Wenn sich eine Bahntrasse rentiert, hat sie Vorrang“, so Hippe.

Sein Grünen-Kollege Uwe Köhne sieht den eingebrachten Antrag als Anstoß, damit in der Debatte um die Stammbahn überhaupt mal wieder Bewegung gerät. Schließlich sei seit 25 Jahren nichts auf der stillgelegten Trasse, die einst die erste Eisenbahn Preußens war und von Berlin nach Potsdam führte, passiert. Auch wenn die Diskussion um die Wiederbelegung der Stammbahn für Züge an Fahrt gewinnen sollte – Brandenburgs Infrastrukturministerium prüft eine Reaktivierung im Rahmen des künftigen Nahverkehrsplans –, würde es sicher noch 20 Jahre dauern, bis wieder Züge fahren. Auch der von Köhne gewünschte Radweg in Richtung Potsdam würde seiner Meinung nach, sollten alle zuständigen Stellen in Bezirk und Senat das Projekt befürworten, wohl erst in drei bis vier Jahren in Bau gehen können. Auch das scheint optimistisch, da noch nicht geklärt ist, wer die Kosten für den Bau im zweistelligen Millionenbereich tragen würde.

Wie berichtet hatte Kleinmachnows Bürgermeister einen offenen Brief an seine Nachbarn geschrieben, worin es heißt, dass ein Fahrradschnellweg keine hinreichende Alternative zum von der Gemeinde geforderten Bahnanschluss sei. Den wahrscheinlichen Beschluss aus Steglitz-Zehlendorf zum Radwegbau sieht das Rathaus noch nicht zu eng. „Bei der Prüfung des Baus müssen wir als Träger öffentlicher Belange befragt werden“, so Rathaussprecherin Martina Bellack. Die Gemeindevertreter müssten sich dann zu den Plänen positionieren, das entsprechende Statement müsste in Berlin beachtet werden.

Dabei würde wohl auch in Kleinmachnow selbst rege diskutiert werden. Denn neben der Bürgerinitiative Stammbahn, die sich gegen den Radwegbau ausspricht, gibt es auch noch die Bürgerinitiative Schutzgemeinschaft Stammbahn. Die sieht eine Reaktivierung der Bahntrasse kritisch, da Untersuchungen ergeben hätten, dass durch die Bahnanbindung zusätzlicher Verkehr in einigen Wohngebieten verursacht werden würde. Eine Fahrradschnellstrecke sei dagegen ein ökologisches Vorzeigeprojekt.

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