Flugrouten: Zwei Drittel weniger Fluglärm?
Neuer Vorschlag der Deutschen Flugsicherung zur Entlastung der Havelseen-Region
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Potsdam-Mittelmark - Von einem Durchbruch möchte Peter Kreilinger von der Bürgerinitiative „Kein Fluglärm über den Havelseen“ noch nicht sprechen. „Allerdings ist jetzt eine wesentliche Erleichterung für unsere Region erreicht worden“, sagte er am Dienstag nach einem erneuten Gespräch beim Verkehrsstaatssekretär des Bundes, Klaus-Dieter Scheurle (CSU). Anlass zur Hoffnung gibt ein neuer Vorschlag der Deutschen Flugsicherung (DFS). Demnach soll für die außerhalb der Stoßzeiten in Schönefeld landenden Maschinen ein neuer Überflugpunkt südlich des Schwielowsees über unbewohntem Gebiet festgelegt werden.
Damit würde es für die Piloten keinen Sinn mehr ergeben, über die Havelseen-Region zu fliegen, sagte Kreilinger, dessen Initiative Fluglärmgegner aus Werder, Schwielowsee, Michendorf und Nuthetal vertritt. Insgesamt würde das etwa zwei Drittel der auf der Schönfelder Nordbahn landenden Maschinen betreffen.
Staatssekretär Scheurle hatte für den gestrigen Dienstag bereits zum zweiten Mal speziell Vertreter der Havelseen-Region eingeladen. Teilnehmer waren unter anderem die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Katherina Reiche, die Bürgermeister von Werder und Schwielowsee, Werner Große und Kerstin Hoppe (alle CDU) sowie aus Michendorf Vize-Bürgermeister Karl-Heinz Oed und CDU-Bürgermeisterkandidat Reinhard Mirbach.
Noch keine Lösung gibt es indes für die Anflüge zu Hauptverkehrszeiten. Wie berichtet soll eine radargeführte Route quer über den Schwielowsee verlaufen. Die DFS erklärte am Dienstag, auf dieser Strecke wäre täglich höchstens mit 16 Maschinen zu rechnen – eine Zahl, die die Bürgerinitiative nicht nicht nachvollziehen konnte. Die DFS habe jedoch zwei Alternativvorschläge entgegengenommen und will prüfen, ob auch hier weitere Entlastung möglich ist, so Kreilinger.
„Der neue Vorschlag der DFS war für mich wie ein Geburtstagsgeschenk“, sagte Kerstin Hoppe, die am Dienstag 46 Jahre alt wurde. „Damit ist deutlich geworden, dass wir ernst genommen werden und sich die Arbeit der Bürgerinitiative gelohnt hat“, so die Bürgermeisterin.
Katherina Reiche lobte nach dem Treffen die Gesprächsoffenheit beim Bundesverkehrsministerium. Auch die DFS habe noch einmal verdeutlicht, dass sie ein transparentes Verfahren wünsche. Unverständnis gebe es auf Bundesebene darüber, dass die Landesregierung Brandenburg nicht bereit sei, auch die Kommunen Werder (Havel), Schwielowsee, Michendorf und Nuthetal in die Fluglärmkommission für Schönefeld aufzunehmen. Wie berichtet hatte Scheurle einen solchen Schritt gefordert.
Die Landesregierung hatte unter anderem mit dem Argument abgelehnt, dass die Havelsee-Kommunen bereits vom mittelmärkischen Landrat in der Kommission vertreten werden. Ohnehin sei das Gremium mit über 40 Mitgliedern bereits am Ende seiner Arbeitsfähigkeit. Zudem sollen nur Kommunen aufgenommen werden, die von Abflügen in einer Höhe von mindestens 2000 Meter betroffen sind. Dagegen gab es heftigen Protest aus der Havelseen-Region.
Die Belastung durch Anflüge würde von der Landesregierung völlig negiert, hieß es. Zudem seien die Flugrouten kein festes System und würden in den kommenden Jahren ständiger Veränderung unterliegen. Die Havelsee-Kommunen könnten in jedem Fall davon betroffen sein und würden deshalb in die Fluglärmkommission gehören, so Kreilinger.
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