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Warten nach dem Fußmarsch. Bis zum Schulbus müssen Werderaner Schüler teilweise kilometerweit laufen.

© Manfred Thomas

Busverkehr in Potsdam-Mittelmark: Zwei Kilometer bis zum Schulbus

Der Kreis Potsdam-Mittelmark will für die Werderaner Region kein Buskonzept für einen besseren Schülerverkehr erstellen. Die Schüler der Region müssen weiter laufen.

Von Enrico Bellin

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Werder (Havel) - Zwei Kilometer Fußmarsch, um zur Bushaltestelle zu kommen: Für Schüler der Werderaner Siedlung Elisabethhöhe ist das Alltag. In weitem Bogen fährt der Linienbus nach Werder um die Siedlung herum, dabei wird es wohl auch bleiben. Die seit Jahren erhoffte Neuorganisierung des Busverkehrs in der Region des Mittelzentrums Werder und Beelitz wird es nicht geben, wie die Kreisverwaltung nun bekannt gab.

Im Vergleich zum Raum Teltow, wo der Busverkehr im Jahr 2010 mit einem auf die Nachbarkommunen abgestimmten Konzept völlig neu aufgestellt wurde, sei die Nachfrage trotz 60 000 Einwohnern im Mittelzentrum für ein ähnliches Konzept nicht ausreichend. So lautet die den PNN vorliegende Antwort der Verkehrsbehörde auf eine Anfrage des Werderaner Kreistagsmitgliedes Hermann Bobka (CDU). Ein gemeinsames Konzept des Nahverkehrs der zum Mittelzentrum gehörenden Gemeinden Werder, Beelitz, Schwielowsee, Seddiner See und Groß Kreutz sei laut Fachbereichsleiterin Debra Reußner auch deshalb nicht nötig, da die meisten Pendler nach Potsdam und Berlin und nicht in die Nachbarkommunen wollten.

Vorwurf: "Versagen des Landeskreises"

Über kleinere Linienänderungen könne man Reußner zufolge ebenfalls noch keine Aussagen treffen. Zwar sei eine Untersuchung zu Verbesserungspotenzialen bei den Buslinien bereits im April vergangenen Jahres abgeschlossen worden, die Ergebnisse haben bisher jedoch noch nicht bearbeitet werden können. Fest steht dennoch schon: Es gibt allenfalls Änderungen im Detail.

„Es ist ein Versagen des Landkreises, dass noch keine Verbesserungen besonders für den Schülerverkehr erreicht wurden“, sagte Hermann Bobka am Mittwoch den PNN. Denn auch in den Ortsteilen Plessow oder Derwitz fahren die Busse bisher nur einmal täglich in die Ortszentren, sonst müssen die Schüler rund einen Kilometer bis zur Bundesstraße 1 laufen, um in die weiterführenden Schulen nach Werder zu kommen.

„Uns wurde in den Vorjahren immer wieder versprochen, dass wir eine Neuorganisierung des Busverkehrs nach dem Vorbild der Teltower Region bekommen“, sagte Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU). „Zuletzt hieß es sogar, das Buskonzept sei fast fertig und könne in diesem Jahr starten.“ Die Absage werde man nicht auf sich sitzen lassen, schließlich zahle die Stadt jährlich zehn Millionen Euro an den Kreis und könne einen koordinierten Busverkehr erwarten.

Von Beelitz nach Werder braucht mit dem Nahverkehr 1 1/2 Stunden

„Es ist auch falsch von der Kreisverwaltung, pauschal den Schluss zu ziehen, dass alle Pendler nach Potsdam und nicht zu uns wollen“, so Saß. Schließlich gebe es nicht nur mehrere weiterführende Schulen in Werder, sondern auch große Arbeitgeber in den Havelauen, deren Mitarbeiter auch aus den Nachbarkommunen kommen. „Und nicht zuletzt haben ja auch Behörden des Kreises eine Außenstelle in Werder, die erreichbar sein muss.“

Wer derzeit von der Beelitzer in die Werderaner Innenstadt will, beispielsweise zur Führerscheinstelle des Kreises, ist mit dem Nahverkehr eineinhalb Stunden unterwegs und muss zweimal umsteigen. Mit dem Auto dauert die Fahrt 20 Minuten. Selbst für die vom Kreis anerkannten Pendler nach Potsdam gebe es Probleme, da die Busse nur zur Hauptverkehrszeit alle 20 Minuten fahren und vor Potsdam oft im Stau stehen, so Werders Bürgermeisterin. Auch hier müsse die Kreisverwaltung mit den Kommunen zügig an einer Verbesserung arbeiten.

Wie wichtig eine Busverbindung über die Grenzen der Kommunen hinaus ist, lässt sich derzeit am Anfang des Monats gestarteten Angebot einer Buslinie vom Schwielowseer Ortsteil Ferch nach Werder sehen. Die Änderung entstand aufgrund einer Straßensperrung zwischen Ferch und Caputh. Ob der Bus auch nach der Sperrung nach Werder fährt, ist offen. „Bisher wird die neue Linienführung sehr gut angenommen, unsere Senioren kommen erstmals umsteigefrei in das Einkaufszentrum Werderpark“, so Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU).

Keine langen Fußmärsche mehr

Zwar seien hartnäckige Gespräche mit dem Kreis nötig gewesen, um die neue Verbindung fahren zu lassen, mit der Lösung ist Hoppe jedoch zufrieden. „Wenn wir die Verbindung dauerhaft etabliert bekommen, wird es für unsere Schüler auch einfacher, das Werderaner Oberstufenzentrum zu besuchen“, sagte Hoppe. So könnte für die Schwielowseer der Schulbesuch in Werder einfacher werden als für die Schüler aus Werders Ortsteilen.

Auch in Elisabethhöhe will man nicht nachgeben. „Schon im Sommer haben wir einen Vorschlag unterbreitet, wie man Elisabethhöhe besser ans Busnetz anbinden kann, aber noch keine Antwort von der Busgesellschaft erhalten“, so Ortsvorsteher Sigmar Wilhelm (Freie Bürger). So könnte die Buslinie 633, statt direkt von Glindow nach Bliesendorf und zurück zu fahren, als Ring Glindow-Bliesendorf-Elisabethhöhe-Glindow verkehren. Während Straßenbauarbeiten in Glindow sei der Bus bereits so gefahren, das habe super funktioniert. Den Schülern würde es lange Fußmärsche ersparen.

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