zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Zwei Klagen gegen Geltower Betrüger

Oliver S. hat bei Unternehmensgründern für wertlose „Gründerbriefe“ und Handelsregistereinträge abkassiert

Stand:

Schwielowsee - Über 20 000 Euro soll Oliver S. mit der Masche kassiert haben: Vor zwei Jahren verschickte er an Firmengründer in ganz Deutschland sogenannte „Gründerbriefe“ – amtlich aufgemachte Urkunden, für die per Nachnahme 56 Euro das Stück kassiert wurden. Mindestens 363 Adressaten fielen auf den Betrug herein – im guten Glauben an eine kostenpflichtige Beurkundung ihrer Unternehmensgründung. Jetzt ist eine Klage beim Potsdamer Schöffengericht gegen Oliver S. anhängig, ihm drohen sechs Monate bis vier Jahre Haft.

Durch den Bundesadler unter der Urkunde sollte offenbar der Anschein eines behördlichen Schreibens erweckt werden, wie es von der Staatsanwaltschaft heißt. Schon der Missbrauch eines Hoheitszeichens ist strafbar. In den Gründerbriefen konnten die Unternehmer dann in feierlichen Wendungen nachlesen, dass ihre Firma beim Amtsgericht „amtlich registriert wurde“. Das freilich hatte das Amtsgericht dem Firmengründer bereits selbst auf echten Amtsschreiben bescheinigt. Die Anschriften hatte sich die „Verlagsgesellschaft deutscher Unternehmensgründer UG“ aus Geltow, die Oliver S. gegründet hatte, aus dem Handelsregister gezogen.

Der „Deutsche Schutzverband gegen Wirtschaftskriminalität“, eine Verbraucherschutzzentrale der Industrie- und Handelskammern, war auf die Betrügereien aufmerksam geworden und hatte die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Oliver S. ist sich derweil keiner Schuld bewusst: 2000 der Gründerbriefe habe er verschickt, bei der Versendung seien „Fehler passiert“, wie er nach einer Hausdurchsuchung vor anderthalb Jahren gegenüber den PNN eingeräumt hatte. „Eine strafbare Handlung hatte ich aber nicht vor.“ Bei den meisten Reklamationen habe er das Geld zurückerstattet. „Die Meister haben ihren Meisterbrief. Der Gedanke war, Kaufleuten eine ähnliche Urkunde zukommen zu lassen“, so Oliver S. Schon damals hatte er vor, die Idee „in veränderter Form“ weiterzuverfolgen. Damit hatte er bereits begonnen.

Im Amtsgericht Stade (Niedersachsen) ist eine zweite Betrugsklage gegen Oliver S. und gegen einen Komplizen, Detlef W. aus Berlin, anhängig. Beide werden verdächtigt, zwischen September 2009 und Dezember 2010 falsche Rechnungen für Handelsregister-Einträge gestellt zu haben. Die Schreiben gingen offenbar in den Berliner und Bremer Raum. In sieben Fällen sollen die gutgläubigen Opfer Rechnungen zwischen 400 und 800 Euro gezahlt haben, wie es aus dem Amtsgericht Stade gestern hieß. Auch in diesem Fall sei der Eindruck erweckt worden, dass es sich um amtliche Schreiben handelt.

Dass die Gründer für das Geld lediglich ins „Vertriebsregister“ der „Verlagsgesellschaft deutscher Unternehmensgründer UG“ aufgenommen wurden, stand im Kleingedruckten. Henry Klix

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })