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Potsdam-Mittelmark: Zwei Stunden Empörung

Gegen den bevorstehenden Ausbau der Kreisstraße Caputh-Ferch formiert sich der Protest

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Schwielowsee - Kurz vor dem bevorstehenden Baubeginn formiert sich gegen die Aufweitung der Uferstraße zwischen Ferch und Caputh der Protest. Bei einer von SPD und Grünen moderierten zweistündigen Veranstaltung am Mittwochabend in Ferch wandten sich Bürger gegen die Fällung von über 70 Uferbäumen und gegen eine Vollsperrung während der Bauphase, die auch für Radler und Fußgänger gelten soll. Die Kulturscheune hatte sich mit rund 70 Gästen gefüllt, mit einer so starken Teilnahme hatten selbst die Veranstalter nicht gerechnet.

Bürger überlegten in der teils aufgeladenen Stimmung, wie die Ausbaupläne zu stoppen sind. So wurde über Straßenblockaden nachgedacht und darüber, sich an die Alleebäume anzuketten. Die Gründung einer Bürgerinitiative wird vorbereitet. Schon am kommenden Sonntag um 14 Uhr soll mit einem „Uferstraßenlauf“ gegen die Ausbaupläne protestiert werden (14 Uhr ab Flottstelle). Außerdem wollen sich Bürger und SPD-Politiker an Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) und Landrat Wolfgang Blasig (SPD) wenden, um besonders die im zweiten Bauabschnitt geplanten Eingriffe noch zu verhindern.

Wie berichtet ist vorgesehen, die 2,3 Kilometer lange und sehr enge Straße zwischen Flottstelle und Ferch grundhaft auszubauen und auf zwei schmale Spuren aufzuweiten. Für den ersten, einen Kilometer langen Abschnitt ab Flottstelle sollen bereits am 8. Juli die Bauarbeiten beginnen. Die Straße soll auf 5,50 Meter Breite verbreitert und teilweise begradigt werden. Dafür müssen etwa 30 Bäume gefällt werden. Im zweiten, noch deutlich engeren Abschnitt ist eine durchgehende Aufweitung nach früheren Protesten nicht mehr geplant. Um einige Uferbäume zu schonen, sind zwölf jeweils 60 Meter lange Engstellen geplant. In Richtung Ferch soll man auf den Gegenverkehr warten.

Die Bauarbeiten für den zweiten Abschnitt sollen zwar erst im kommenden Jahr stattfinden, rund 40 Bäume dort aber schon im Juli mitgefällt werden. Einwohner finden das immer noch zu viel und fürchten, dass dabei der Charakter der Uferstraße verloren geht. Eine Fercherin sprach von einem „beispiellosen Eingriff“, ein Bürger vom „Verlust von Heimat“. Er verwies auf das Beispiel der Havelchaussee im Berliner Grunewald, wo sich trotz enger Verhältnisse Radler, Auto- und Busfahrer bei Tempo 30 verständigen. Verwunderung gab es auch über die Sperrung für Radler und Fußgänger während der monatelangen Bauzeit. Davon sei im Vorfeld nie die Rede gewesen, wandte ein Caputher ein. „Die Baustelle muss anders zu organisieren sein.“

SPD-Ortsverbandschef Heiko Schmale, der die Veranstaltung leitete, erinnerte an die bekannte Küstenstraße 98 an der Côte d’Azur. „Deutsch sozialisierte Straßenbauingenieure würden sagen, dass es dort viel zu gefährlich ist.“ Die Straße sei aber ein Symbol der Küstenlandschaft. „Menschen sollten sich der Straße anpassen, nicht umgekehrt“, appellierte Schmale. Der Kreistagsabgeordnete Axel Müller (Grüne) nannte es einen Mangel, dass über solche Projekte vom Kreistag und nicht vor Ort entschieden werde. Er sprach von „erheblichen Planungsfehlern“ bei dem Projekt.

SPD-Kreistagsfraktionschefin Susanne Melior befand, dass die Uferstraße besser in kommunaler Hand aufgehoben wäre. „Als innerörtliche Straße wäre es eine andere Kategorie, für die andere Ausbaustandards gelten.“ Sie glaube aber kaum, dass besonders die Planungen für den ersten Abschnitt aufzuhalten sind. Ausschreibungen sind erfolgt, die Firmen hätten Anspruch auf den Auftrag, wie es hieß.

Der langjährige SPD-Gemeindevertreter Thomas Hartmann aus Ferch sagte, dass der Kreis schon vor einigen Jahren versucht habe, die Straße in die Baulast der Gemeinde Schwielowsee zu übertragen. „Wir haben gesagt, dass wir die Kreisstraße übernehmen, wenn sie grundhaft ausgebaut wird. Dann wurde vom Kreis viel zu brachial drauflos geplant.“ Im Bauausschuss der Gemeinde habe es vehemente Einsprüche, besonders zu den Plänen für die zweiten Abschnitt, gegeben.

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