Potsdam-Mittelmark: Zwei Türme für Petzow
Petzows Ortsvorsteher Hanike will nach 20 Jahren im Amt aufhören. Vorher hat er aber noch ein letztes Projekt
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Werder (Havel) - Waschhaus, Andenkenhaus, die Parkpyramide, die Kaehnegruft im Schlosspark, die Kirche oder das Spritzenhaus auf dem Grellberg: Fast alles, was im Gutsdorf Petzow seit der Wende an Wiederaufbauarbeit geleistet wurde, ist auch mit dem Ortsvorsteher Bernd Hanike verbunden. Zur nächsten Kommunalwahl im Mai will der 74-Jährige nach 20 Jahren im Amt nicht mehr antreten. Aber vorher will er noch ein Projekt auf den Weg bringen: Zwei Türmchen mitten im Ort, die einmal die alte Gutsmauer schmückten, sollen wieder aufgestellt werden. Auf einem der Türme gab es ein Holzschild mit der Aufschrift „Rittergut Petzow“. Geht es nach Hanike, wird auch diese Tafel nachgebaut.
Für die beiden Türme hat er im Hintergrund die Vorarbeit geleistet, still, freundlich und beharrlich, wie es seine Art ist. Der Name Hanike ist seit Generationen mit dem Ort verbunden, Bernd Hanike hat die Bauerntradition der Familie als Gärtner fortgeführt – und macht das auch heute noch, tief verwurzelt in der Ortsgeschichte. Sein Vater hat nach dem Krieg mit dem Berliner Fotografen Löw dafür gesorgt, dass markante Punkte in Petzow, denen die Zerstörung drohte, dokumentiert werden. „So hatten wir Fotos für alle Fälle“, sagt Hanike. Und die wurden nach der Wende dann auch gebraucht.
In einer Aufnahme sind die beiden neogotischen Ziegeltürme festgehalten worden, die – direkt an der Ortsdurchfahrt – einst die Gutseinfahrt zur Anlage markierten. Die hohen, mit Türmchen geschmückten Ziegelmauern fassten seit dem frühen 19. Jahrhundert das Ortsbild ein. Laut Hanike wurden die beiden Türme an der Gutseinfahrt nach dem Krieg abgebaut und als Baumaterialien verwendet. Ein Teil der Gutsscheune, die derzeit zum Wohnhaus umgebaut und saniert wird, wurde nach dem Krieg damit gepflastert. Die Steine wurden inzwischen wieder ausgebaut und für das Neubauprojekt aufgestapelt. Einige sind durch die Tierexkremente zersetzt worden, andere können für die Türme noch genutzt werden. Sie tragen alle die Originalstempel der Kaehnschen Ziegeleien. Auch der gelblich-grüne Schimmer ist ein unverkennbares Herkunftszeichen, an dem Bernd Hanike Petzower Ziegel erkennt.
Er hat mit dem Eigentümer des Grundstücks, dem Berliner Hautarzt Yves Zimmer, gesprochen. Der 50-Jährige war sofort begeistert von der Turmidee. „Petzow ist für mich ein absolutes Juwel und ich bin froh, hier aus einer alten Scheune ein Wohnhaus bauen zu können“, so Zimmer gegenüber den PNN Seit seinem ersten Besuch finde er das Ortsensemble einmalig. „Als Herr Hanike sagte, dass am Eingang mal zwei Türme standen, war es für mich keine Frage, beim Wiederaufbau mitzumachen.“ Aus Zimmers Sicht könnten die Türme den Wiederaufbau seit der Wende komplettieren.
Als Eigentümer würde er sich am Plan- und am Genehmigungsverfahren beteiligen. Die Stadt will das Projekt im kommenden Jahr mit 30 000 Euro bezuschussen, wie es aus dem Rathaus heißt. Yves Zimmer denkt darüber nach, in späterer Zukunft einen dritten Turm mit eigenen Mitteln wiederzuerrichten, der sich ebenfalls an seinem Grundstück, nördlich von der Einfahrt, befand. Das Fundament habe er schon freigelegt.
Ortsvorsteher Bernd Hanike ist derweil froh, dass inzwischen auch für das Petzower Schloss ein Bauantrag gestellt wurde (PNN berichteten) – und die Rettung hoffentlich noch in seiner Amtszeit beginnt. Ihm sei zwar klar, dass erhebliche Eingriffe notwendig sind, um das herrschaftliche Wohnhaus mit 30 Eigentumswohnungen zu bestücken, so Hanike im Gespräch mit den PNN. Das vorherige Hotelprojekt von Axel Hilpert hätte aber noch erheblichere Umbauten nötig gemacht, meint er heute.
Nach Gesprächen mit den neuen Investoren von der Potsdamer G+G Bauträger GmbH glaubt Bernd Hanike inzwischen, dass sich für den Schinkelbau gute Kompromisse mit der Denkmalpflege finden lassen.
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