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KulTOUR: Zwischen Anfang und Ende

Manfred G. Fedler hat seinen christlichen Glauben zum Gegenstand seiner Kunst gemacht

Stand:

Von Gerold Paul

Werder (Havel) / Beelitz - Um in Bliesendorf zum Ersten zu gelangen, muss man zuerst das Letzte durchqueren, den Friedhof. Erst dann wird man der sehenswerten Ausstellung „Anfang und Ende“ von Manfred G. Fedler ansichtig, und das auch nur zum Teil. Anlässlich der diesjährigen „Kirchentour“ verkehrt sich hier, jenseits von Glindow, das Wort Wander-Ausstellung: um all ihre drei Teile zu sehen, muss der Betrachter am Sonntagvormittag selber wandern, von Bliesendorf nach Kanin, von Kanin nach Fichtenwalde, erst dann weiß er über Anfang und Ende Bescheid, wenigstens so, wie es der Fredersdorfer Künstler vor einigen Jahren visualisiert hat. Natürlich wird es nur an diesem Tag vor Ort ein psalmodierendes Morgengebet geben, an der letzten Station auch einen Kirchenbrunch, Kammersängerin Gabriele Näther begleitet die an eine Pilgerreise erinnernde „Wegfindung“ musikalisch.

Was wird gesucht, was kann man finden? Der Künstler, Jahrgang 1938, gibt sich nicht gerade mit Kleinigkeiten ab. Treuen Glaubens setzt er seinen bildnerischen Entwurf zwischen das biblische Alpha und Omega, wodurch sich ein gewaltiger Bogen spannt: Am Anfang war die Schöpfung, diesseits des Jahres Null die Passion Jesu, am Ende von Bibel und Zeit die Offenbarung Johanni, auf der Insel Patmos empfangen und niedergeschrieben. In diese von lauter Zeitlosigkeit gebettete Endlichkeit fügt der Künstler nun seine dreißig Werke umfassende Bilderserie, die bereits manch brandenburgische Reise hinter sich hat, Cottbus, Frankfurt, Neuruppin, Prenzlau. Pfarrer Andreas Uecker sah sie in Lübben, und holt sie nun in seinen Sprengel.

In der nüchtern wirkenden Kirche zu Bliesendorf, also jenseits des Gottesackers, ist derzeit die Schöpfung zu Hause, hier wird in einer Art Feuerstrahl „das Licht“ hervorgebracht, hier sind die ersten Tiere noch echte Dinos, und „das Paradies auf der Erde“ weiß der Maler „an Euphrat und Tigris“. Wenn Kain dann seinen Bruder „auf dem Feld“ totschlägt, ist bereits ein Sprung gemacht: Die Gotteshäuser in Kanin und Fichtenwalde teilen sich „den Rest“ bis zum Omega, die Passion, die Gesichte auf Patmos, auch mit „Augenöffnung“ gedolmetscht: Zuletzt kommt der Herr „mit den Wolken, er ist der leuchtende Morgenstern“. Aus Gründen der Kirchenluftfeuchtigkeit sind sie alle als Acryl auf Hartfaser gemalt.

Von seinen Vorbildern Max Beckmann und Lovis Corinth („wollte auch mal was zur Bibel zu machen“) angeregt, hat Feder Bilder seines christlichen Glaubens geschaffen. Hier und da mögen seine Inspiratoren durchscheinen, vielleicht auch ein Hauch Chagall, trotzdem ist und bleibt die Serie „Anfang und Ende“ (in den Formaten 60 x 80 und 80 x 80) seine eigene Nach-Schöpfung. Er liebt die expressive Komposition, den kräftigen Farbton, tendiert zum Abstrakten, aber das haben fast alle Kreatoren so an sich. Für „Gegenständliche“ ist also ausreichend Gegenständlichkeit dabei, auch „Mehr-Suchern“ dürfte diese Ausstellung gefallen, lässt sie doch viel Raum zur Kontemplation. Zu finden ist freilich nicht die Ewigkeit, sondern immer nur Gegenwart – was zwischen Alpha und Omega wäre das nicht?

So steht jedes Werk für sich, und ist doch zugleich (sic) ein Teil dieses Ganzen: Schöpfung – Passion – Offenbarung. Ihre räumliche Dreiteiligkeit indes ist auch für den Künstler eine neue Erfahrung. Er hat ja nicht mal einen Computer. „Ich male die Zeit lieber!“, sagt er. Zwischen Anfang und Ende, versteht sich. Toll.

Bis 31. Oktober in den drei Kirchen, Vernissagen am Sonntag um 9.30 Uhr in Bliesendorf, 10.30 Uhr in Kanin und 11.30 Uhr in Fichtenwalde.

Gerold Paul

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