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Von Tobias Reichelt: Zwischen Dorfplatz und Rathaus

Stahnsdorf sucht seine Mitte: Studenten planen neues Ortszentrum / Bio-Markt am Stahnsdorfer Hof

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Stahnsdorf - Stahnsdorfs Dorfplatz hat das, was im Rathausumfeld noch fehlt: Stadtleben und Investoren. Etwa einen Kilometer Luftlinie trennen den neuen Stahnsdorfer Ortskern am Gemeindezentrum vom alten am Dorfplatz. Während hier mehrere Bäcker, Friseure, ein Arzt und eine Tankstelle zu finden sind, ist es am Rathaus eher ruhig. In die Annastraße kommt, wer zum nahen Supermarkt will oder im Amt etwas zu erledigen hat. Das Rathaus hinkt als Anziehungspunkt für die Stahnsdorfer hinterher. Aber das soll sich ändern.

20 Architektur- und Städtebaustudenten der Fachhochschule Potsdam haben sich im Auftrag der Gemeinde ein Semester lang mit der Zukunft des neuen Stahnsdorfer Ortszentrums an der Annastraße befasst. Hier verfügt die Gemeinde im Rathausumfeld über knapp 35 000 Quadratmeter freies Bauland. Acht Entwürfe für das neue Ortszentrum haben Professor Markus Löffler und seine Studenten im Rathaus vorgestellt. In den kommenden Tagen sollen die Projekte auf der Internetseite der Gemeinde zu finden sein. Die Stahnsdorfer können über die besten abstimmen. Anschließend sollen die Arbeiten in die Beratungen der Gemeindevertreter zur Entwicklung des neuen Zentrums einfließen.

Ein Entwurf stammt von Felizitas Thater. Die Architekturstudentin im fünften Semester hat sich eingehend mit der Stahnsdorfer Ortsgestaltung und der Suche nach einer neuen Mitte befasst. Das Problem aus ihrer Sicht: Das Rathaus selbst stellt keine klassische Ortsmitte dar. Um der Gegend Leben einzuhauchen, zog sie für ihre Arbeit die Strukturen und den Aufbau von Klosteranlagen heran. Auch die lagen außerorts, aber zogen die Menschen an. Stahnsdorfs neue Mitte brauche deshalb ein Gebäude, das Ruhe und Stabilität in das Ortszentrum bringt. „Ein Turm beispielsweise wäre präsent“, schlug sie vor. Darin könnten Wohnungen, Arztpraxen, eine Post und Supermärkte untergebracht werden. Auch Student Markus Lemcke sieht in seinem Entwurf einen Turm für Stahnsdorf vor. Elf Geschosse sollte das Bauwerk haben, um das neue Zentrum zu markieren.

Das heute überhaupt zu finden, sei schwierig, erklärte der gebürtige Stahnsdorfer Student Tobias Preuß. Ein „Forum Stahnsdorfum“ samt modernen Plattenbauten und einem Freilufttheater könnten das Zentrum bilden, schlug er vor. Der vorgeschlagene Flachbau von Jacek Maj und Stephanie Nick indes windet sich wie eine Schlange um seine eigene Achse: Direkt neben dem Rathaus könnte das mehrstöckige Gebäude entstehen. Es soll Platz bieten für Läden, Kindergarten, Büros und Wohnungen. Unter den Entwürfen fand sich auch eine „Kasbah“ – ein nach dem Vorbild einer arabische Burganlage geplantes viereckiges Gebäude der israelischen Gaststudenten Nati Eunkelrot und Ori Aben-Haim. Auch ein Entwurf nach dem Vorbild der Berliner Hufeisensiedlung ist unter den Arbeiten zu finden.

Ideen, das Rathausumfeld zu beleben, gibt es, doch auch die Konkurrenz vom Dorfplatz schläft nicht: Bettina Driesener, Chefin der Stahnsdorfer Immobilienentwicklungsfirma ARS Immobilia, plant am alten Ortskern den Bau eines Bio-Supermarkts samt Kinder-Mal-Café. Das Gebäude soll auf dem Grundstück der ehemaligen Bäckerei Fink am Stahnsdorfer Hof entstehen. Ein Teil des Hauses, wie die Backstube, könnte erhalten und integriert werden, sagte Driesener. Die Gespräche mit den Banken liefen bereits.

Für das Rathausumfeld und die Ideen der Studenten ist bislang noch kein Geldgeber in Sicht, räumte Bürgermeister Bernd Albers (BfB) ein. Man wolle auf Investorensuche gehen, kündigte er an. „Ich bin aber sicher, dass wir mit einem der Entwürfe einen Investor finden.“

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