
© Andrea Neumann
Potsdam-Mittelmark: Zwischen Wohnblöcken schlummert ein Drache
Neuer Spielplatz an der Schönower Straße in Teltow stand in der Fördergunst des Landes ganz oben
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Teltow - Thomas Schmidt kam sich vor wie bei der Eröffnung einer neuen Landesstraße. Auf Kissen gereichte Scheren zum Durchschneiden des Bandes, Sekt für die Großen und Gesandten aus dem Ministerium. Tatsächlich aber schritt Teltows Bürgermeister am Mittwoch zur feierlichen Einweihung eines Kinderspielplatzes an der Schönower Straße. Auch ein bedeutungsvoller Anlass, denn die Entstehungsgeschichte der Anlage ist beispielhaft: Von der ersten Idee bis zum finalen Scheren-Schnitt haben Kinder der Anne-Frank-Grundschule an der Umsetzung mitgewirkt.
Ein Klettergerüst aus dicken Seilen und Robinienholz ist der Action-Teil des Platzes. Zum Ausruhen sind Sitzsteine da. Aneinandergereiht bilden die mit Mosaiksteinen verzierten Klötze den Schwanz einer Drachenfigur, deren Kopf aus kunstvoll geschnitztem Eichenholz ist. Der Drache war eine Idee der Viert- und Fünftklässler der Anne-Frank-Grundschule. Dass sie die Figur auch selbst mit angefertigt haben, hat Hans-Ullrich Kittelmann „mächtig beeindruckt“. Dessen Atelier „Basswood Art“ aus Wilhelmshorst hatte den Auftrag für die Fertigung der Sitzgelegenheit erhalten. „Die eigentlichen Künstler sind die Kinder“, lobte er, „wir haben nur den Beton geliefert.“
Auch Torsten Baensch ist von dem Ergebnis angetan. „Das war von Beginn an eine runde Sache“, befand der Referatsleiter des Landesjugendamtes. Sein Haus hat das Spielplatz-Projekt zu 90 Prozent gefördert. Insgesamt hatte das Land Brandenburg 5,2 Millionen Euro für Spielplätze zur Verfügung gestellt, nachdem es vor zwei Jahren aus dem einstigen Vermögen der SED und DDR-Massenorganisationen, das nach der Wende zum Teil zunächst nach Österreich transferiert worden war, 20 Millionen Euro erhalten hatte.
Mit drei Millionen Euro förderte das Bildungsministerium kleinere Spielplätze. „Da haben wir nach der Reihenfolge der eingegangen Anträge entschieden“, so Baensch. Weitere 2,2 Millionen Euro standen für Spielplatz-Vorhaben zur Verfügung, an deren Planung und Umsetzung Kinder beteiligt werden sollten. „Wir hatten 300 Anträge auf dem Tisch mit einem Volumen von 20 Millionen Euro“, berichtete Baensch über die Resonanz.
Entschieden worden sei nach der Qualität der Konzepte. „Und da war Teltow weit vorn“, lobte er. Die Beteiligung der Kinder durch Fragebogen-Aktionen, Planungswerkstätten sowie bei den Bauaktivitäten „hat überzeugt und auch uns richtig Spaß gemacht“, so der Ministeriums-Mitarbeiter.
Den Rest der Gesamtkosten von 100 000 Euro sponserte die Teltower Wohnungsbaugesellschaft (TWG). Im Gegenzug erhielt sie einen Qualitätsgewinn des Wohnumfeldes ihrer Wohnblöcke nahe des Ruhlsdorfer Platzes. „Das Umfeld wird maßgeblich aufgewertet", befand Bürgermeister Schmidt. Es war nur konsequent für die Projekt-Partnerschaft zwischen Planern, Künstlern und Kindern, dass nicht nur der Bürgermeister und der Landes-Referent eine Rede hielten, sondern auch die Fünftklässlerin Melissa. „Wir sind erfreut, was aus unseren Ideen geworden ist“, sagte sie und meinte schließlich: „Ich kann nur hoffen, dass Zerstörung und Graffiti das schöne Gesicht des Platzes nicht kaputt machen.“
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