zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Zwischen Ziegeleien und Obstbauplantagen

Die Werderaner Kirche „Maria Meeresstern“ feiert in diesem Jahr das einhundertjährige Kirchweihjubiläum

Stand:

Werder - Malerisch am Havelufer der Werderaner Inselstadt liegt die katholische Kirche „Maria Meeresstern“. Es ist Ostermontag, Vögel zwitschern, die Kirchturmuhr schlägt Elf. Die Eingangstür öffnet sich und die Besucher des Gottesdienstes treten aus der Kirche, nicht ohne vorher dem Pfarrer Klaus-Günter Müller ihren Dank für seine gelungene Predigt auszudrücken. Etwa einhundertzwanzig Besucher haben den Gottesdienst besucht, eine durchaus beachtenswerte Zahl, wie der Küster Christian Strehl bemerkt. Rund 650 Mitglieder zählt die Gemeinde. Das ist eine feste Größe im kirchlichen Leben Werders. Die Tendenz sei weiter steigend, auch wegen des Zuzugs aus katholisch geprägten Bundesländern Deutschlands.

Die Kirche wurde von 1905 bis 1906 erbaut, um den zahlreichen Katholiken aus dem Eichsfeld, die um 1900 in Ziegeleien und auf Obstbauplantagen in und um Werder beschäftigt waren, eine Heimstatt zu geben. Schon am 9. Mai 1897 fand auf der Insel die erste heilige Messe statt. Nach Grundstückserwerb begann der Werderaner Architekt Franz Dreßler mit dem Entwurf des neoromanischen Baus mit einem 35 Meter hohen Turm. Am 19. August 1906 wurde die Weihe der Kirche vollzogen. Erst 1942 - mitten in den Kriegswirren - erhielt „Maria Meeresstern“ ihre Orgel. Das ist dem damaligen Pfarrer Hugo Makosch zu verdanken. Eine schon beim Bau der Kirche vorgesehene Turmuhr, konnte erst im Zuge der Sanierung in den Jahren 2003 und 2004 realisiert werden.

Zu Zeiten der DDR war die Trennung von Staat und Kirche Staatsdoktrin. Hier war stets Fingerspitzengefühl und Verhandlungsgeschick gefragt, wollte man nicht mehr als notwendig bei den staatlichen Stellen anecken. Und nicht zuletzt die spärlich vorhandenen Baukapazitäten machten die Erhaltung der Kirche nicht einfach. Trotzdem wurde – entsprechend den Möglichkeiten – Einiges zur Erhaltung der Kirche getan. Doch die Mangelwirtschaft setzte auch hier Grenzen.

Die politischen Verhältnisse änderten sich mit der Wende 1989, nun war der Weg zur Sanierung der Kirche frei. Problematisch war nun die Finanzierung.

So war es ein mutiger Schritt der Kirchengemeinde, zusammen mit dem Erzbistum Berlin -Brandenburg, die nun dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen im Jahr 2000 zu beschließen. Dabei wurde ein neuer Eingang in die Kirche geschaffen, der auch eine rollstuhlgerechte Rampe mit einschließt. Im gleichen Zuge setzten Bauarbeiter das Kirchendach instand. Hier bieten nun rote Biberschwänze einen guten Schutz gegen Wind und Wetter und lösen die alten grauen Betondachsteine ab. Aufwändig war auch die Sanierung der Fassade. Das Mauerwerk musste vielfach neu verfugt werden, die Witterung hatte im Laufe der Zeit die Fugen tief ausgewaschen. Am Turm wurden grün glasierte Formsteine verbaut, die originalgetreue Duplikate sind und per Hand geformt wurden. Sie ersetzen die vom Frost aufgesprengten Originale. Eine neue Einfriedung des Geländes gehört ebenso zu den Baumaßnahmen, wie ein neuer Innenanstrich der Kirche und der Sakristei. Installierte Strahler tauchen die Kirche nach Beginn der Dämmerung ausdrucksstark in ein warmes Licht.

Neue Sparzwänge und ein Mangel an Priestern führten in den vergangenen Jahren dazu, dass die Eigenständigkeit der Pfarrei aufgehoben werden musste. Seit November 2003 ist „Maria Meeresstern“ Gottesdienststelle ihrer Potsdamer Muttergemeinde St. Peter und Paul.

Insgesamt gab es zwei Bauabschnitte, noch in diesem Jahr wird die Einfriedung fertig gestellt werden. Auch die Baracke rechts neben der Kirche wird beseitigt. Das Dach der Sakristei wird neu gedeckt werden. Die Fördermittel dafür sind bereits bestätigt worden. Die Investitionssumme für die beiden Bauabschnitte beläuft sich auf 385 000 Euro. Die öffentliche Hand förderte die Baukosten mit 40 Prozent, den Rest brachten das Erzbistum Berlin-Brandenburg und die Kirchengemeinde auf. Nicht zuletzt bescherte das Bauvorhaben Firmen aus der Region Aufträge und konnte so mit Arbeitsplätze sichern helfen. Zum Kirchweihjubiläum am 19. August wird die Gemeinde eine vollständig sanierte Kirche präsentieren können, auch wenn hier und da noch im Moment einige Vorhaben auf ihre Ausführung warten. So hat die Kirche „Maria Meeresstern“ auch für das zweite Jahrhundert eine gute Ausgangsposition.

Uwe Pfohl

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })