GLOSSE: Zwölfmal im Jahr
GLOSSE Henry Klix über ein Amtsblatt, das Bände redet Es ist beruhigend zu wissen, wie ernsthaft in den Gemeindeverwaltungen mit dem parlamentarischen Willen gearbeitet wird. In Michendorf ist Hauptamtsleiter Bernd Hildebrandt einer derjenigen, zu denen der redliche Staatsbürger aufschauen darf.
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GLOSSE Henry Klix über ein Amtsblatt, das Bände redet Es ist beruhigend zu wissen, wie ernsthaft in den Gemeindeverwaltungen mit dem parlamentarischen Willen gearbeitet wird. In Michendorf ist Hauptamtsleiter Bernd Hildebrandt einer derjenigen, zu denen der redliche Staatsbürger aufschauen darf. Nun ja, es wird ihm nachgesagt, die dringenden Vorarbeiten zur Verwaltungsreform ein bisschen schleifen zu lassen. Aber an anderer Stelle macht er seine Arbeit doppelt gut: Zwölfmal im Jahr, so hat es das Gemeindeparlament mit der Hauptsatzung beschlossen, hat das Amtsblatt zu erscheinen. Denn hier werden die Beschlüsse der Gemeindevertretung bekannt gemacht. Und zwölfmal im Jahr erscheint es auch – Hildebrandt sei dank. Selbst im heißen August sollte es den Bürgern nicht langweilig werden, denn das Amtsblatt ist ein Muss. Beschlossen ist beschlossen, auch in der parlamentarischen Sommerpause. Vorne steht Amtsblatt drauf, es folgen die Sprechstunden des Revierpolizisten und auf dem Deckblatt hinten gibt es Werbung. Das war“s. Was? Beschwert sich da jemand, dass keine Beschlüsse bekannt gemacht wurden, die entscheidenden Seiten leer blieben? Ja wie denn auch, in der Sommerpause gab es doch keine Sitzung. Der Hauptamtsleiter hat indes weiter gearbeitet, pflichtbesessen fürs Volk geschwitzt. Und das sollen die Bürger doch ruhig wissen, dass ihre Mandatsträger die ganze Zeit unter Palmenwedeln geschlafen haben. Denn ist es nicht so: Kann nicht auch ein leeres Amtsblatt Bände reden?
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