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Vasily Petrenko wurde 1976 in St. Petersburg geboren

© Foto: Svetlana Tarlova

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin: Mit Präzision und Feuer

Vasily Petrenko dirigiert beim Rundfunk-Sinfonieorchester Zemlinskys Tondichtung „Die Seejungfrau“ - und wird begeistert vom Publikum gefeiert

Der Beifall gleicht einer Demonstration. Sie gilt dem Dirigenten Vasily Petrenko, der in der Philharmonie zum fünften Mal Gast des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin ist. Mit dem Publikum feiern ihn besonders herzlich die Musikerinnen und Musiker, da die Übereinstimmung musikalischer Vorstellungen sich glänzend bestätigt sieht. Dieses Vertrauensverhältnis hat sich seit Petrenkos Debüt beim RSB vor elf Jahren noch gesteigert. Inzwischen amtiert der Musiker aus St. Petersburg als Chef des Royal Philharmonic Orchestra in London.

Den festlichen Gelegenheitscharakter der „Haffner-Sinfonie“ von Mozart betont er mit volltönender Besetzung, anfangs ein wenig massiv, aber doch als ein Meister des Pianissimo und dynamischer Kontraste, die Mittel des Ausdrucks sind. Zauberhaft modelliert die linke Hand den Klang seidenweicher Streicher.

Leuchtende Liebeslieder

Alban Berg komponierte seine „Sieben frühen Lieder“ als leidenschaftlicher Bewunderer Gustav Mahlers. Es sind Liebeslieder an seine spätere Frau Helene, orchestriert erst 1928. Die instrumental geführte Stimme der australischen Sopranistin Siobhan Stagg fügt sich in ihrer linearen Interpretation den Streichern ein, die das Lied „Die Nachtigall“ (Theodor Storm) ausmalen. Noch leuchtet in der Musik Bergs eine erweiterte Tonalität.

Hauptstück des Abends aber, das die überbordende Begeisterung auslöst, wird „Die Seejungfrau“ von Alexander Zemlinsky, Fantasie für großes Orchester nach Hans Christian Andersen. Dessen Kunstmärchen basiert auf der Undine-Sage und thematisiert die Sehnsucht eines Meerwesens nach der Menschenwelt. Die Verbindung kann nicht dauerhaft gelingen, und die Musik verabschiedet sich „mit schmerzvollem Ausdruck“.

Wie sie sich aber aufbaut mit dem Beginn in Kontrabässen und Tuba, wie sie mit klanglicher Opulenz schwärmerisch umgeht, wie sie die Meerhexe elegant daherrauschen lässt und der Titelheldin die liebliche Sologeige zuweist, das ist ein Meisterstück an Satz- und Instrumentationskunst. Man versteht, warum der Lehrer Zemlinsky so verehrt wurde. Klarinetten und Hörner des RSB singen, acht Kontrabässe kontrapunktieren raffiniert die Melodie, spätromantische Harmonik blüht in Klangschönheit. Und Vasily Petrenko dirigiert das Werk mit seiner Gestaltungskraft aus Präzision und Feuer, die das Engagement des Orchesters auf die Spitze treibt.

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