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Sport: „15 Tore – dann spiele ich auch“ König Artur

Artur Wichniarek, Herthas neuer Stürmer für die nächste Saison, über Stammplätze, Champions League und Berliner Mietpreise

Herr Wichniarek, kommen Sie als Ersatzspieler nach Berlin?

Wieso das denn?

Weil es die Brasilianer Alves und Luizao im Sturm von Hertha BSC gibt.

Warum sollte ich mich hinter den beiden verstecken? Das wäre bequem, klar, aber dafür hat mich Hertha nicht geholt. Und wenn ich Angst habe, dann bringt es die Mannschaft auch nicht weiter. Konkurrenz ist für mich nicht schlecht, als Ansporn.

Aber schreckt Sie das Beispiel ihres polnischen Landsmanns Bartosz Karwan nicht ab, der sogar als Nationalspieler zu Hertha kam und nun auch schon mal bei den Amateuren spielt?

Bartosz Karwan hat für Hertha erst zwei, drei Spiele gemacht. Man kann ihn nicht schon als Fehleinkauf abstempeln. Der ist wirklich kein Schlechter.

Und Ihnen kann so ein Fehlstart also nicht passieren?

Nein, der Wechsel nach Berlin kommt für mich zum optimalen Zeitpunkt. Ich kann die Sprache, ich kenne die Liga, ich kenne die Mentalität, ich weiß, was in Deutschland von mir erwartet wird. Ich bin schon über drei Jahre in Deutschland, das ist vielleicht mein Vorteil gegenüber Bartosz.

Und das reicht, um Herthas Brasilianer zu verdrängen?

Naja, der Trainer hat zu mir gesagt: Im Sommer hört der Michael Preetz auf, ich suche einen für diese Position. Und das bin ich. Natürlich werde ich meine Zeit brauchen, und ich hoffe, die gibt man mir in Berlin auch. Als ich nach Bielefeld kam und in 17 Spielen kein Tor schoss, war ich der DreiMillionen-Flop.

In Bielefeld hat das Eingewöhnen ein ganzes Jahr gedauert…

In Berlin wird das kürzer sein.

Bei Arminia Bielefeld ist das Spiel auf Sie zugeschnitten…

Nein, so berechenbar ist das nicht. Das kann man so nicht sagen. Meine Kollegen suchen mich nicht. Sie wissen einfach, dass ich da vorne drin stehe.

Und dann treffen Sie zurzeit ganz gut.

Als Stürmer hast du sowieso nur drei Bälle in einem Spiel, und einen davon solltest du reinmachen. Mir gelingt das im Moment.

Das klingt sehr selbstbewusst. Und wenn Sie sich in Berlin nun doch auf die Ersatzbank setzen müssen …

… wenn ich 15 Tore schieße, dann sicher nicht. Ich will bei Hertha die Nummer eins oder zwei sein.

15 Tore…

Moment! Nicht, dass Sie mich hier falsch verstehen. Ich stelle mich ja nicht hin und sage: Hey, ich bin der Beste! Gebt mir einen Stammplatz! Ich sage auch nicht, dass ich für Hertha 30 Tore schießen werde. So etwas sagen vielleicht die Brasilianer. Ich will in Berlin einfach einen guten Job machen.

Es ist ja nicht nur Bartosz Karwan, der bisher bei Hertha eher enttäuscht hat. Da waren noch die Stürmer Reiss, Daei, Aracic…

…mit Aracic habe ich neulich auch schon gesprochen, der spielt ja in Bielefeld. Er hat gesagt, ich soll die Chance wegen der Perspektive nutzen. Gleichzeitig hat er mich aber auch gewarnt und gesagt: Pass dort auf! In Berlin stehst du immer unter Druck, musst immer gut spielen. Fußballer in Berlin sei sehr brutal. Ich will sehen, wie ich damit klarkomme. Ich brauche das.

Und die große Stadt macht Ihnen keine Angst?

Nein, auch wenn sie zehn Mal so groß wie Bielefeld ist. Das ist eine ganz andere Liga. Ich könnte in Bielefeld bleiben, meiner Frau gefällt es, es ist nett hier, die Menschen sind freundlich. Trotzdem will ich nicht zehn Jahre bei einem Klub spielen, nur weil ich mich in der Stadt wohl fühle. Ich will die Champions League nicht immer nur im Fernsehen anschauen. Ich will da mitmachen. Mit Hertha BSC.

Aber auf die aktuelle Tabelle haben Sie schon geguckt…

Jaja, die Tabelle sieht schon ziemlich komisch aus. Wir stehen ja mit Bielefeld nur einen Punkt hinter Hertha. Für Berlin ist das natürlich eine große Katastrophe. Berlin ist die Hauptstadt, Hertha muss einfach einen Titel holen, und ich will dabei helfen.

Sie kommen im Sommer nach Berlin. Kennen Sie die Stadt denn schon?

Natürlich, ich suche gerade in Berlin-Charlottenburg ein schönes Haus, nahe am Trainingsgelände. Aber das ist gar nicht so einfach, die wollen 5000 Euro Miete. 3000 würde ich ja noch zahlen. Aber die spinnen ja wohl…

Das Gespräch führte André Görke.

Artur Wichniarek wechselt zum 1. Juli 2003 ablösefrei nach Berlin. Der 25–jährige Stürmer unterschrieb bei Hertha BSC bereits im vergangenen Sommer einen Arbeitsvertrag bis 2007. Der polnische Nationalspieler kam 1999 für drei Millionen Mark von Widzew Lodz zu Arminia Bielefeld. In den vergangenen beiden Jahren war er Torschützenkönig der Zweiten Liga. In der ersten Saison erzielte er 18 Tore, in der zweiten 20 Tore. Seitdem wird er „König Artur“ genannt. Arminia stieg im Sommer in die Bundesliga auf und Wichniarek traf bisher sieben Mal. In der kommenden Woche fährt er mit seinem Klub ins Trainingslager in die Türkei – die Mannschaft von Hertha BSC wohnt im Nachbarort. Ein Testspiel ist nicht angesetzt. AG

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