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Hurra, es gibt wieder Geld! Die Bremer Spieler um Hugo Almeida (rechts) wurden zuletzt von Werder nur teilweise bezahlt.

© dapd

Werder Bremen: 50 Prozent Leistung, 50 Prozent Gehalt

Werder Bremen bringt mit der Kürzung von Profigehältern auch die Spielergewerkschaft gegen sich auf. Eine rechtliche Legitimation gibt es nicht.

In den Hotels rund um die Bremer Bürgerweide werden derzeit Ohrenstöpsel aus Wachs ausgegeben. Ein nützliches Utensil, um sich vor unvermeidlichen Begleiterscheinungen des Freimarktes, des größten Volksfests im Norden, zu schützen. Vielleicht wären die Dinger dieser Tage auch für Klaus Allofs nützlich, denn nicht minder viel Lärm und Getöse hat das Vorgehen des SV Werder Bremen ausgelöst, die September-Gehälter an seine Spieler wohl nur teilweise auszuzahlen und den Rest erst im Oktober zu überweisen. Auch nach dem mühsamen 2:1 (1:0) gegen den SC Freiburg – die Tore schossen Aaron Hunt und Hugo Almeida – wollten weder Spieler, Trainer noch Manager den in der Liga-Historie einmaligen Akt bestätigen. Allofs sprach nebulös von „Maßnahmen, um die Mannschaft weiterzuentwickeln“.

Eine rechtliche Legitimation für das Einfrieren der Gehälter gibt es nicht, nur weil Werders bestens entlohnte Profis ein paar Ligaspiele verloren haben, wie gegen Mainz oder Hannover, die sie laut Etattabelle nie hätten verlieren dürfen. Diesen Fakt hatte die Vereinigung der Vertragsfußballer (VdV) angeprangert und die Profis auf Klagemöglichkeiten hingewiesen, was Allofs zu einer scharfen Replik animierte: „Die VdV äußert sich zu Dingen, von denen sie keine Ahnung hat. Sie weiß doch gar nicht, was bei uns los ist.“

Dieser Unterstellung widersprach VdV-Geschäftsführer Ulf Baranowsky auf Nachfrage energisch: „Für diese Äußerungen haben wir kein Verständnis, das entspricht nicht der Faktenlage. Wir haben sehr wohl Kontakt zur Mannschaft. Außerdem haben wir nur im Grundsatz geantwortet, dass das Einbehalten von Grundgehältern nicht rechtmäßig ist.“ Für Baranowsky wäre der Fall rasch aufgeklärt, würde „Werder die Dinge beim Namen nennen“. Aber Allofs will das nicht: „Es gibt bei uns nichts, was geklärt werden muss. Wir haben das nicht öffentlich behandelt, weil es bei uns Gesetze gibt, die wir seit Jahren pflegen.“ Alle Maßnahmen hätten nur ein Ziel: das Potenzial des Teams zu wecken. „Wir haben uns immer korrekt verhalten.“

Wortreich hantierte der für seine Besonnenheit oft gelobte Bremer Boss mit dem Begriff Vertrauen. Doch das scheint gestört, wenn die sportliche Leitung im Frühstadium der Saison zu solch drastischen Maßnahmen greifen muss, in die der Aufsichtsrat um Willi Lemke wohl nicht eingeweiht war. Der immer noch in Bremen lebende Fußballlehrer Benno Möhlmann mutmaßt als VdV-Ehrenpräsident, dass Allofs „den Spielern einfach mal zeigen wollte, wie es den Zuschauern geht, wenn sie nur 50 Prozent Leistung sehen, und die Spieler das vielleicht auch mal feststellen, wenn sie nur 50 Prozent Geld bekommen“. Allofs hält seinen Alleingang auch rückblickend für gerechtfertigt: „So viel falsch haben wir nicht gemacht: Wir wollten mehr Erfolg. Und messbar sind die Ergebnisse: Sieg gegen Hamburg, Unentschieden in Leverkusen, Sieg gegen Freiburg. Es geht darum, die Mannschaft dauerhaft zu verbessern.“

Das Klima in Bremen allerdings hat sich eher verschlechtert.

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