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Sport: Aktion letzte Chance

Capitals kämpfen mit ihren Fans und Hertha gegen die Insolvenz

Berlin. Es waren ergreifende Szenen, die sich am Sonntagabend in der Deutschlandhalle abspielten. Männer mit Tränen in den Augen redeten auf Präsident Lorenz Funk ein. Er möge doch „bitte, bitte“ alles versuchen, um den Verein noch zu retten. Ihren Verein. Die Berlin Capitals.

Der Eishockey-Oberligist steckt bekanntlich in großen finanziellen Schwierigkeiten. Am Sonntag, nach dem letzten Spiel der Saison (3:4 gegen Klostersee), setzten sich Funktionäre, Gläubiger und Sponsoren zusammen, um die Situation zu erörtern. „Überraschend gut“ sei es gelaufen, sagt Michael Bohn, einer der drei Treuhänder des Vereins. Im Vorfeld hatten viele damit gerechnet, dass auf der Sitzung beschlossen werden würde, Insolvenz anzumelden. 300 000 Euro Schulden hatte der Verein vor zwei Wochen.

„150 000 Euro brauchen wir, um den Gläubigern ein vernünftiges Angebot machen zu können. 67 000 Euro fehlen uns noch“, sagt Bohn. Am Sonntag hatten sich die Sponsoren anscheinend von der bewegenden Stimmung mitreißen lassen und großzügige Kredite gewährt. Auch die Fans halfen mit: Bei der Versteigerung der Spielertrikots nach Spielende kamen 3000 Euro zusammen, bei einer Tombola gar 10 000 Euro. Und selbst Fußball-Bundesligist Hertha BSC versuchte zu helfen, indem er am Samstag, beim Spiel gegen den FC Bayern München, für das Spiel der Capitals warb.

Die Gläubiger, darunter vor allem Spieler, erklärten am Sonntag, dass sie noch bis Ostern auf ein Angebot des Vereins warten wollen. Trotzdem kann jeder Gläubiger zu jeder Zeit die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragen, indem er sein Geld gerichtlich einfordert. Die Situation ist kritisch. Auf „etwa 50 Prozent“ schätzt Michael Bohn die Chance, dass der Verein die Insolvenz noch abwenden kann.

Unabhängig davon, wie es mit den Capitals weitergeht, wird mit einem Rücktritt der Präsidiumsmitglieder Marian Czechowski und Klaus-Werner Riemer gerechnet. Sie hatten schon im Februar ihre finanziellen Vollmachten an drei Treuhänder abgegeben. „Das war viel zu spät“, sagt ein Treuhänder, der nicht genannt werden möchte.

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