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Lastenträger. Alba muss sich zurzeit auf Will Cherry verlassen.

© p-a/dpa/Jensen

Basketball-Bundesliga: Alba Berlin und der Umbau mit Hindernissen

Alba Berlins Suche nach einem Ersatz-Spielmacher gestaltet sich äußerst kompliziert. "Ein neuer Spieler könnte uns helfen - oder schaden", sagt Trainer Obradovic.

Marco Baldi fühlt sich im Moment wie in alten Zeiten. „Es ist ein bisschen wie früher: Bei mir ist Dauerbeschallung“, sagt Baldi. Spielerberater und Agenten versuchen mit beharrlichen Anrufen, ihre Klienten bei Alba Berlin ins Gespräch zu bringen. Die Berliner haben nach der Verletzung von Jordan Taylor Bedarf an einem Spielmacher, Taylor fällt mit einer Daumenverletzung rund zwei Monate aus. Und da der Klub seit dem Abschied von Mithat Demirel keinen Sportdirektor mehr hat, landen alle willkommenen und unwilllkommenen Anrufer zunächst einmal bei Marco Baldi.

Bislang ist sich der 53-Jährige noch mit keinem Agenten einig geworden. „Es gibt noch alle Optionen“, sagt Baldi. „In dieser Saisonphase hat man wenig Wahlmöglichkeiten. Man kann kein Wunschkonzert machen.“ Gute, zuverlässige und erfahrene Spieler stehen mitten in der Saison normalerweise unter Vertrag. Bisweilen gelangen plötzlich aber noch interessante Profis auf den Markt, weil andere Vereine ihren Kader umbauen oder in finanzielle Schwierigkeiten geraten.

"Ein neuer Spieler könnte uns helfen - oder schaden"

„Ein neuer Spieler könnte uns wirklich helfen. Oder schaden, wenn wir den Falschen holen“, sagt Trainer Sasa Obradovic. Auf einen genauen Wunsch-Spielertyp – ein reiner Spielmacher? Ein vielseitig einsetzbarer Combo-Guard? – will sich der Serbe nicht festlegen. „Wir brauchen einfach einen guten Spieler“, sagt Obradovic.

Im Spielaufbau stehen dem Trainer zurzeit nur US-Profi Will Cherry und der 20-jährige Ismet Akpinar zur Verfügung. Akpinar machte seine Sache zuletzt gut, trotzdem musste Cherry im Eurocup-Heimspiel gegen Mailand 34 Minuten auf dem Feld stehen. Auf Dauer wird diese Belastung für den 24-Jährigen zu groß sein. „Es wird hart, diese Saisonphase zu überleben, wenn Will 34 oder 35 Minuten spielen muss“, sagt Obradovic. Auch Niels Giffey fehlt dem Team wegen einer Sehnenentzündung im Fuß auf unbestimmte Zeit. Zuletzt schrumpfte Albas Rotation auf neun Spieler. „Wir müssen auch das Training anders dosieren und können nicht mehr so intensiv arbeiten, wie ich es gern hätte“, sagt der Trainer.

Cherry selbst hat die Verletzung seines Kumpels Taylor die gute Laune noch nicht verdorben. Doch auch der Aufbauspieler ist der Meinung, dass eine Verstärkung her muss. Im Gegensatz zu seinen Vorgesetzten, die sich die Entscheidung nicht leicht machen, wünscht sich Cherry eigentlich nur eine Eigenschaft beim neuen Kollegen. „Er muss mental und physisch hart sein“, sagt er. „Wenn er das mitbringt, wird alles okay. Die Spielsysteme bringen wir ihm schon bei.“

Wer will für ein paar Monate in die Bundesliga wechseln?

Die Klubverantwortlichen haben es da schwerer. Sie müssen sich auch Gedanken über eine mögliche Vertragslaufzeit machen. Nicht jeder Spieler will nur für ein paar Monate als Ersatzprofi unterschreiben. Obradovic möchte die Saison aber ungern mit sieben ausländischen Spielern zu Ende bringen, bei jedem Bundesligaspiel müsste dann ein Auslandsprofi aussetzen. „Das mag ich nicht besonders, weil es die Teamchemie durcheinander bringt“, sagt der 46-Jährige. Die Chance, Musterprofi Cliff Hammonds aus den USA zurückzuholen, scheint ebenfalls gering. Spieler aus der D-League, dem Unterbau der US-Profiliga NBA, seien zu teuer, sagt Obradovic. Hammonds spielt dort derzeit für das Team der Reno Bighorns.

Welcher für Alba brauchbare und im Training stehende Spieler ist also verfügbar, bezahlbar und obendrein willens, eventuell nach zwei Monaten schon wieder ohne Verein dazustehen? Marco Baldi schließt ausdrücklich die Möglichkeit nicht aus, dass die Berliner auf einen Transfer verzichten. Auch die Verpflichtung eines neuen Sportdirektors lässt noch auf sich warten. Laut Baldi will der Klub im Februar oder März einen Nachfolger für Mithat Demirel präsentieren. Bis auch diese Entscheidung gefallen ist, wird der Alba-Geschäftsführer noch einige Telefonanrufe entgegen nehmen müssen.

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