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Sport: Alba verliert gegen Istanbul

Warum Berlin im ersten Achtelfinale einen greifbaren Erfolg verpassteDietmar Wenck Man hätte erwarten können, dass Svetislav Pesic stinksauer sei. Zumindest ungehalten über die Art und Weise, wie seine Mannschaft im Achtelfinalspiel der Basketball-Europaliga bei Efes Pilsen Istanbul durch eine misslungene erste Halbzeit mit 81:90 (41:52) verloren hatte.

Warum Berlin im ersten Achtelfinale einen greifbaren Erfolg verpassteDietmar Wenck

Man hätte erwarten können, dass Svetislav Pesic stinksauer sei. Zumindest ungehalten über die Art und Weise, wie seine Mannschaft im Achtelfinalspiel der Basketball-Europaliga bei Efes Pilsen Istanbul durch eine misslungene erste Halbzeit mit 81:90 (41:52) verloren hatte. Doch wie so oft war das Gegenteil der Fall. "Wir wollen nicht in Depression verfallen, so wie wir im Falle eines Sieges nicht gefeiert hätten", sagte der Trainer von Alba Berlin. Die Journalisten durften sogar die Umkleidekabine betreten, obwohl Kapitän Henrik Rödl soeben erst aus der Dusche kam und leicht bekleidet irritiert in die Runde sah. Die Alba-Kabine ist normalerweise verbotenes Terrain für die Medien. Nun saß Pesic auf einem Klappstuhl, so gemütlich das eben geht, zog an einem Zigarillo und war bereit zum Gespräch. Ohne dabei Dampf abzulassen - er analysierte: "Gegen solche Gegner reichen nicht zwanzig Minuten Konzentration."

Natürlich war Pesic klar, welche Chance sein Team verpasst hatte. Allen schien es klar zu sein. "Das hätten wir gewinnen können", fand Rödl. "Wir haben das selbst verspielt, weil wir schlecht angefangen haben", meinte Center Patrick Femerling. "Unsere Verteidigung in der ersten Halbzeit war schlecht", nannte der beste Werfer des Spiels, Wendell Alexis, als Grund. Es gab eine Parallele zum Bundesligaspiel drei Tage zuvor gegen Hamburg. Auch da hatte Alba vor der Pause nahezu ohne Verteidigung gespielt und gar 53 Punkte kassiert. Trotzdem gewannen die Berliner am Ende, weil sie in der zweiten Hälfte konzentrierter waren. Eine Halbzeit reichte. Das war der Unterschied. Mit halben Sachen kann man in Istanbul nicht gewinnen. "Wir haben viel Energie verbraucht, um wieder heranzukommen", sagte Terry Dehere. Zu viel, meinte Pesic: "In dem Moment, wo wir die Kraft gebraucht hätten, fehlte sie uns."

Kraft, die den Spielern von Efes scheinbar nie ausgeht. Ibrahim Kutluay spielte volle 40 Minuten. Dennoch lief er erst im letzten Viertel zu Bestform auf, in der entscheidenden Phase, warf 14 seiner insgesamt 24 Punkte. Trainer Ergin Ataman hat keine Sorgen, dass seiner jungen Stammformation die Kräfte ausgehen könnten. "Wissen Sie, wir haben in dieser Saison ein Europaligaspiel gegen Bologna gehabt, da habe ich gar nicht ausgewechselt, und wir haben mit 30 Punkten gewonnen", sagte er lächelnd. Und als gegen Alba der diesmal nicht so überzeugende Jungstar Hidayet Türkoglu einmal durch den sechsten Mann Ömer Onan ersetzt wurde, erzielte dieser neun Punkte, die Alba sehr wehtaten.

Immerhin ein Gutes hat der Spielverlauf für den Deutschen Meister: Auch dem Letzten sollte klar geworden sein, dass Alba-Siege in Athen, Moskau, Ljubljana oder Barcelona die eine Sache sind. Solche Erfolge sind jedoch nur mit hundertprozentiger Leistung aller zu ereichen. Die wurde in Istanbul vermisst. Angst vor dem zweiten Spiel morgen (20.15 Uhr, Schmeling-Halle, Live-Übertragung in B 1 und im Inforadio) ist also nicht angebracht. "Das ist keine unlösbare Sache", sagt Femerling, aber: "Die dürfen nicht heiß laufen." Die Berliner versäumten es in Istanbul, mit dem Basiselement ihrer Erfolge, einer giftigen Verteidigung, ihren Rhythmus zu finden. "Wenn wir hinten gut spielen, sind wir meistens auch vorne gut", sagt Femerling. Stattdessen schauten die Berliner in Istanbul allzu lange dem zu, was Efes am besten kann. "Die haben sich alle sehr gut bewegt, und wir haben sie nur beobachtet", sagte Svetislav Pesic angesäuert und war sicher: "Wir können hier gewinnen." Dazu braucht es ein drittes Spiel, zuerst also müssten die Berliner in der Schmeling-Halle siegen. Wie das gelingen soll, wird der Trainer seinen Spielern gewiss erklären. Dabei bleibt die Kabine zu.

Dietmar Wenck

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