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Sport: Alle Tassen im Schrank

Farbige Blüten ranken sich über weißes Porzellan, die Ränder von Tassen, Untertassen und Tellern des 40-teiligen Kaffeeservices ziert ein zartblaues Band. Hübsch hässlich war es, was sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) 1989 als EM-Sieg-Prämie für seine Frauen-Nationalmannschaft ausgedacht hatte.

Farbige Blüten ranken sich über weißes Porzellan, die Ränder von Tassen, Untertassen und Tellern des 40-teiligen Kaffeeservices ziert ein zartblaues Band. Hübsch hässlich war es, was sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) 1989 als EM-Sieg-Prämie für seine Frauen-Nationalmannschaft ausgedacht hatte. Der Titelgewinn bei der Heim-WM in diesem Sommer wäre dem DFB nun 60 000 Euro wert, pro Spielerin. Das zeigt, wie sehr sich der Frauenfußball in den letzten 20 Jahren entwickelt hat – auch wenn die deutschen Männer für den WM-Titel 2010 die vierfache Summer bekommen hätten. Wer jetzt aber von mangelnder Gleichberechtigung spricht, diskutiert an der Sache vorbei.

Rund um die Frauen-WM werden die Vergleiche kommen: Männer spielen schneller, schießen härter, verdienen mehr. Dabei wird gerne übersehen, dass Fußballerinnen ihre männlichen Kollegen gar nicht als Referenzgröße haben wollen – man tut ihnen damit auch keinen Gefallen. Bei der EM 1989 wurde erstmals ein Frauen-Spiel live im deutschen Fernsehen gezeigt, das WM-Finale 2007 verfolgten bis zu 11,5 Millionen Zuschauer. 1989 spielten die Frauen unter anderem im Stadion Nattenberg zu Lüdenscheid und im Siegener Leimbachstadion, die kommende WM wird im ausverkauften Olympiastadion eröffnet. Das ist die Entwicklung, die zählt, auch wenn die Fifa bei ihren eigenen Prämien noch hinterherhinkt. Zusätzlich zur vereinbarten Summe werden die DFB-Spielerinnen auch an den Sponsoring-Einnahmen der WM 2011 beteiligt und profitieren so von der wachsenden Popularität ihres Sports.

Einige Exemplare des ominösen Kaffeeservices stehen heute übrigens da, wo sie hingehören: im Museum.

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