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Krankheitsvertretung. Hofschneider (r.) ersetzt Lewandowski.

© dpa/von Erichsen

1. FC Union Berlin: André Hofschneider vertritt Sascha Lewandowski

Weil Sascha Lewandowski dem 1. FC Union aus gesundheitlichen Gründen drei Wochen fehlen wird, muss André Hofschneider den Cheftrainer in Köpenick geben.

André Hofschneider gehört zu den Menschen, die ihre Kleidung nicht nach dem Wetter wählen. Kurze Hosen haben bei ihm das ganze Jahr Saison. Selbst zum Trainingsauftakt am 6. Januar trug er welche, da zeigte das Thermometer in Köpenick minus sieben Grad an.

Es war also nur konsequent, dass Hofschneider zu seinem ersten Pressetermin als vorübergehender Cheftrainer des 1. FC Union Berlin in kurzen Sporthosen erschien. Am Dienstag hatte der Berliner Zweitligist bekannt gegeben, dass Trainer Sascha Lewandowski in den kommenden drei Wochen aus gesundheitlichen Gründen fehlen wird. Genauere Angaben zum Krankheitsbild wurden nicht gemacht. Dabei blieb es auch am Mittwoch. Hofschneider versicherte, selbst keine Details zu kennen. Er und Unions zweiter Co-Trainer, Sebastian Bönig, wurden am Dienstagmorgen ins Büro von Manager Helmut Schulte bestellt, der sagte: „Sascha ist krank, ihr beide müsst jetzt übernehmen. Hofi, du in leitender Funktion.“ Zu Lewandowski habe er keinen persönlichen Kontakt, sagte Hofschneider.

Vor dem Heimspiel am Freitag gegen den Karlsruher SC werde es auch keine „Fernschaltung“ zwischen den drei Trainern geben, Aufstellung und Taktik sind allein Hofschneiders Sache. Wechsel wolle er jedoch nicht vornehmen. „Es gibt wenig Anlass, Dinge, die zuletzt gut funktioniert haben, zu ändern“, sagt Hofschneider.

Für Taktik und Formation mag das stimmen, was die Trainingsgestaltung angeht, dürfte auf die Fußballer des 1. FC Union doch Neues zukommen. Oder besser gesagt: Altes. Hofschneider gilt als Vertreter der alten Schule. Eckspiel zur Erwärmung, Torschuss, Liegestütze, Abschlussspiel.

Hofschneider ließ als Spieler alles über sich ergehen, bis er irgendwann akzeptiert war

Wer den Fußballtrainer André Hofschneider verstehen will, muss sich in die Zeit zurückdenken, in der der Fußballer André Hofschneider sozialisiert wurde. In den achtziger Jahren waren Fußballmannschaften viel mehr Gebilde mit starren Hierarchien. Die Platzhirsche ließen ihn spüren, dass sie seine Anwesenheit nicht sonderlich schätzten. Bei Auswärtsfahrten musste der 19-Jährige Hofschneider lange im Bus stehen, weil niemand für ihn Platz machen wollte. Er schleppte Ballnetze, putzte Schuhe und wehe ein Wort des Klagens kam über die Lippen. Dann gab's Ärger. Aber so richtig. Hofschneider ließ alles über sich ergehen, bis er irgendwann akzeptiert war.

Sich selbst zu überwinden, leidens- und kritikfähig zu sein, hält er bis heute für essentiell, um im Profifußball bestehen zu können. Jungen Spielern machte er gern schon mal per SMS klar, wenn er mit ihren Leistungen nicht zufrieden war. Auf der anderen Seite machte er jeden Flachs mit und sorgte für gute Stimmung im Team.

„Ich werde mein Verhältnis zu sein Spielern nicht ändern“, sagt Hofschneider. Authentizität ist wichtig, wer sich verstellt, hat Mannschaft und Spiel schon verloren. Das will Hofschneider unbedingt vermeiden, die kommenden vier Spiele unter seiner Verantwortung sind von enormer Bedeutung für den Klub. Sie entscheiden, in welche Richtung Union steuert. Niederlagen gegen Karlsruhe, Fürth, Frankfurt und Duisburg könnten die Berliner wieder in den Abstiegskampf ziehen. Hofschneider will lieber positiv auffallen, zeigen, dass er eine Mannschaft führen kann. Und in absehbarer Zeit Fußball-Lehrer werden. Den Lehrgang hat er bisher immer vor sich hergeschoben.

In Köln, auf der Schulbank, würde er auch lange Hosen tragen. Genau wie am kommenden Freitag gegen Karlsruhe. „Ich glaube, ich werde mich dem einheitlichen Look der Anderen anpassen“, sagt Hofschneider.

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