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Tschüss. Andres Iniesta verlässt Barcelona.

© AFP

Abschied vom FC Barcelona: Andrés Iniesta: Held, Heiliger, Halbgott

Dank Lionel Messi ist der FC Barcelona wieder Spanischer Meister. Doch die wirkliche Liebe der Fans gilt Andrés Iniesta, der den Klub jetzt verlässt. Unser Autor weint mit ihm.

Von Frank Jansen

Fußballer und ihre Fans sind sentimental. Wer das leugnet, hat frei nach Gianluigi Buffon im Körper kein Herz, sondern eine Mülltonne. Buffon schämt sich nicht, öffentlich Tränen rinnen zu lassen. Zuletzt war es dann bei Andrés Iniesta soweit. Der Mittelfeldstar des FC Barcelona verabschiedete sich in einer Pressekonferenz stockend und wässrigen Auges von seinem Verein und den unzähligen Barça-Fans weltweit. Viele werden still mitgeweint haben. Iniesta ist Held, Heiliger, Halbgott. Wer Barça-Fans fragt, wen sie am meisten verehren, bekommt meist zu hören: „Messi und Iniesta“. So ähnlich klingt es, wenn glühende Kommunisten sich zu „Marx und Engels“ bekennen.

Iniesta spielt nicht ganz so genial wie Messi, der den FC Barcelona jetzt mit drei Toren zur Meisterschaft schoss. Aber er wird noch inniger geliebt. Und ich bekenne: Es war Iniesta, der mein Interesse für Barça in quasireligiöse Leidenschaft verwandelt hat. Kommenden Sonntag, passenderweise wird es Iniestas letzter Auftritt im Clásico Barça gegen Real Madrid sein, ist es auf den Tag genau neun Jahre her, dass Iniesta im Halbfinale der Champions League gegen den FC Chelsea in der Nachspielzeit das entscheidene, das erlösende Tor geschossen hat.

Ein Erlebnis für die Ewigkeit. Und ein Jahr später legte er noch einen drauf. Bei der WM 2010 erzielte Iniesta im Finale für Spanien das entscheidende, das erlösende Tor. 116. Minute, der schmächtige Iniesta verlud Hollands Hünentorwart Maarten Stekelenburg, der Ball flog diagonal an ihm vorbei ins Netz. Doch das war nicht alles. Iniesta riss sich das Trikot vom Leib und rannte schreiend im T-Shirt über das Feld.

22 Jahre - ein Klub

Auf dem Leibchen stand: „Dani Jarque siempre con nosotros“ ("Dani Jarque immer bei uns"). Jarque war 2009 im Alter von 26 Jahren an Herzversagen gestorben. Er hatte bis zum Tod bei Espanyol Barcelona gespielt, dem bei den katalanischen Barça-Fans verhassten, pro-spanischen Stadtrivalen. Dennoch war Jarque Iniestas Freund. Das Bekenntnis zu seinem toten, schmerzlich vermissten Kumpel hat Iniesta unsterblich gemacht. Soviel Mensch ist im Fußball selten. Noch heute erheben sich auch Fans von Barças Spielgegnern und applaudieren Iniesta, wenn er vorzeitig vom Platz geht.

Wir Barça-Fans werden nochmal weinen, das ist unvermeidlich. Wenn Iniesta am Sonntag seinen letzten Clásico spielt. Wenn er am 20. Mai das allerletzte Match für Barça bestreitet. Und als capità die gelb-rote Binde an Messi weiterreicht. Und nach 22 Jahren den Klub verlässt. Doch Fußballliebe währt ewig. Adios, Andrés Iniesta. Siempre con nosotros.

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