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Sport: Ascot in Hoppegarten

Wie der englische Trainer Lord John Fitzgerald mit seinen neuen Pferden auf der Galopprennbahn für einen neuen Aufschwung sorgen will

Hoppegarten. John Fitzgerald gibt sich zurückhaltend, wirkt ein wenig steif und wählt seine Sätze mit Bedacht. Es kann schon mal einige Zeit dauern, bis seine Antworten kommen. Ein Perfektionist in der Sprache, aber auch in der Arbeit mit den Pferden. Seit knapp einem Jahr ist der englische Lord Galopprenntrainer auf der Bahn in Hoppegarten. Er ist eine Bereicherung für den Trainingsstandort vor den Toren Berlins. Seit einigen Tagen bringt Fitzgerald aber nicht nur namentlichen Glanz nach Hoppegarten. Zwei internationale Besitzer haben dem Engländer nun drei junge Pferde anvertraut, die wegen ihrer Abstammung eine große Zukunft versprechen.

Damit bekommt der Aufschwung in Hoppegarten eine neue Dimension. Bisher konnte der Union-Klub als Betreiber nur namhafte Sponsoren für die Bahn gewinnen, vorrangig, um mit höher dotieren Rennen gute Pferde nach Berlin zu locken. Die eigenen Ställe wurden erst einmal hintangestellt. Doch Fitzgeralds neue Schützlinge könnten einen Hauch von Ascot, der berühmten Galopprennbahn in England, nach Hoppegarten bringen. „Ich hoffe, es ist ein großer Fortschritt für die Bahn“, sagt Fitzgerald. Der Kontakt zu den Besitzern ist nicht zufällig entstanden. Für Kerstin Rausing, deren Familie das Verpackungsunternehmen Tetrapak besitzt, leitet Fitzgerald den sportlichen Bereich des Gestüts Lanwades in Newmarket. Die Schwedin stellt zwei vielversprechende Nachwuchspferde im Stall Ebbesloher Hof unter. Der dritte Galopper kommt ebenfalls von einem international erfolgreichen Besitzer: 6C Racing, hinter dessen Namen sich der Deutsche Andreas Putsch verbirgt. Für ihn arbeitet Fitzgeralds Frau.

Eigentlich hatte sich John Fitzgerald schon längst vom aktiven Rennsport verabschiedet. Der 50-Jährige arbeitete zuletzt in hochrangigen Funktionen in Hongkong, Dubai, Manila und Macau, hinter den Kulissen der bedeutendsten Rennbahnen Welt. „Eigentlich habe ich nicht geplant zurückzukehren“, sagt Fitzgerald. Doch dann konnte er der Verlockung, in den Rennsport zurückzukehren, nicht widerstehen. „Die Familie von Schubert hat mich gefragt, ob ich für ihr Gestüt Ebbesloh arbeiten kann. Da habe ich einfach zugesagt.“

Dass sein neuer Arbeitsplatz damit Hoppegarten heißt, ist ihm sehr recht. „Ohne Zweifel ist das die beste Rennbahn in Deutschland“, sagt der Engländer. Im vorigen Frühjahr hat er seine deutsche Lizenz erworben und in Hoppegarten begonnen. „Es ist natürlich nicht mehr wie vor dem Zweiten Weltkrieg, vielleicht wird es so auch nicht mehr werden, aber wir sind immerhin auf dem Weg dorthin“, sagt der britische Adlige und fügt diplomatisch hinzu: „Allerdings würde die Bahn von einigen Investitionen profitieren.“ In seinem zweiten Jahr will er seine Erfolgsbilanz des Vorjahres mit fünf Siegen und mehreren guten Plätzen übertreffen. Bis eines seiner insgesamt 23 Pferde in Hoppegarten starten kann, muss John Fitzgerald allerdings noch bis zum Ostersonntag warten. Der Union-Klub hat den für den 30. März geplanten ersten Renntag wegen der anhaltenden frostigen Temperaturen gestrichen.

Ingo Wolff

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