Sport: Auf dem Weg nach unten
Dortmund verliert auch in Kaiserslautern 0:1 und nähert sich langsam den Abstiegsplätzen
Es ist ein Glücksgefühl der besonderen Art, wenn die Last aus Angst und Verzweiflung von den Schultern purzelt. Als der Ball in der 71. Minute das Tornetz dehnt, lernt Ferydoon Zandi dieses Gefühl kennen. Sein Elfmeter schlägt oben links im Tor von Borussia Dortmund ein, und Zandi wird später zum Helden der bangenden Pfälzer Fußballfamilie. Der junge Markus Brzenska zog und schubste Halil Altintop und Schiedsrichter Lutz Wagner pfiff einen Strafstoß, den nicht jeder Schiedsrichter gegeben hätte. Zandis Treffer reicht zum 1:0 Sieg, der 1. FC Kaiserslautern verlässt dadurch die Abstiegsränge und Trainer Kurt Jara darf sich nach sieben Punkte aus drei Spielen auf der Bank des FCK wieder sicherer fühlen.
Sein Kollege Bert van Marwijk dagegen schlich mit versteinertem Gesicht über den Rasen in die Kabine. Der Trainer des BVB wird jetzt noch intensiver darüber nachdenken, ob er nicht zurücktreten sollte, weil sich die Probleme der Westfalen nach der fünften Saisonniederlage weiter verschärft haben. Der Klub rutschte weiter nach unten in die Nähe der Abstiegsränge. Und am Sonntag soll Reinhard Rauball auf der Mitgliederversammlung Gerd Niebaum als Präsident ablösen, der einen Schuldenstand von über 118 Millionen Euro anhäufte. Am Dienstag muss sich die Geschäftsleitung der Aktiengesellschaft dann auf einer Aktionärsversammlung stellen. „Es ist unübersehbar, dass die Mannschaft unter den Umständen und dem Chaos leidet“, sagte van Marwijk, der in den nächsten Tagen mit Rauball über seine Zukunft sprechen will. Ein Rücktritt des Niederländers scheint nicht ausgeschlossen. „Ich wusste nicht alles, was hier los ist, als ich hier unterschrieben habe“, sagte van Marwijk. „Es geht ums Überleben, wir spielen gegen den Abstieg.“ Er sei besonders enttäuscht von „Spielern, die den Unterschied ausmachen“ könnten: „Sie stehen nicht auf.“
Auf dem Rasen passt sich das Personal immer mehr dem Niveau der Vereinsführung an. Obwohl Torwart Roman Weidenfeller von „tollem Fußball“ sprach, glichen die Darbietungen beider Seiten eher denen schwächelnder Boxer, die sich wankend gegenseitig aus dem Gleichgewicht zu bringen versuchen. Lauterns Trainer Kurt Jara war es am Ende egal, wie der Sieg zustande kam. „Wir haben endlich Anschluss ans Mittelfeld geschafft. Es war Leidenschaft im Spiel. Ich bin sehr glücklich“, sagte der 54-jährige Österreicher. Und Torwart Tim Wiese, der neben Amanatidis und Engelhardt zu den besten Pfälzern gehörte, meinte: „Wir haben einen großen Schritt gemacht, aber dieses knappe 1:0 in der letzten Minute zu halten, das geht einem Torwart mächtig an die Nerven.“ Das bekam auch Verteidiger Lucien Mettomo zu spüren, dem Wiese an den Kragen ging, weil er Kringe in der letzten Minute durch einen Fehler die Ausgleichschance ermöglicht hatte.
Die Dortmunder hatten vor allem in der letzten Viertelstunde den verzweifelt kämpfenden Pfälzern nicht viel entgegen zu setzen. Abgesehen von Fernschüssen von Kringe, Rosicky und Kehl kamen die Westfalen, die auf insgesamt zehn verletzte Spieler verzichten mussten, kaum zu echten Torchancen.
„Die Situation ist trotzdem noch komfortabler als 1999. Da waren wir Erster und wurden nach unten durchgereicht“, sagte Borussias Verteidiger Christian Wörns. „Diesmal wissen wir, dass wir gegen den Abstieg spielen.“
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