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Sport: Auf der Suche nach Konstanz

Hertha unterliegt dem VfB Stuttgart mit 1:3 – und verliert wieder den Anschluss an die Europacupplätze

Stuttgart. Mehr als ein halbes Jahr arbeitet Huub Stevens inzwischen in Berlin; und doch hält der Job für den Trainer des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC immer noch Überraschungen parat. Gestern, im Spiel beim VfB Stuttgart, konnte Stevens zum ersten Mal in dieser Saison genau dieselben elf Spieler aufs Feld schicken, die vor einer Woche beim 2:1-Sieg gegen den Deutschen Meister Borussia Dortmund angefangen hatten. Auf dieser bisher ungekannten personellen Gunst gründete Herthas Hoffnung auf ein bisschen Konstanz. Bisher war einem guten Spiel der Berliner immer ein schlechtes gefolgt, das sollte sich ändern. Im Gottlieb-Daimler-Stadion fing es auch recht gut an. Hertha kombinierte nett durchs Mittelfeld, das Ergebnis aber war aus Berliner Sicht höchst unbefriedigend. 3:1 gewann der VfB. Die Tore für die Stuttgarter erzielten Amanatidis, Hleb und Ganea, für Hertha verkürzte Marcelinho kurz vor Schluss.

Trainer Stevens konnte sowohl Torhüter Gabor Kiraly einsetzen als auch Spielmacher Marcelinho, die beide in dieser Woche mit dem Mannschaftstraining ausgesetzt hatten. Und in der Tat schien der Erfolg gegen Dortmund die Berliner beflügelt zu haben. In der ersten halben Stunde des Spiels wirkten sie entschlossener, ballsicherer, allerdings mangelte es an gefährlichen Tormöglichkeiten. Die aussichtsreichste verspielte Michael Hartmann bereits im Ansatz. Nach einem Konterangriff, den Bart Goor mit einem klugen Zuspiel aus der eigenen Hälfte eingeleitet hatte, fehlte Hartmann der Mut zum Risiko. Anstatt aus viel versprechender Position aufs Tor zu schießen, passte er den Ball in den Strafraum – der Stuttgarter Verteidigung genau in die Füße.

Auch die Stuttgarter vermochten es zunächst nicht, Herthas Tor in Gefahr zu bringen. Die Führung nach knapp einer halben Stunde resultierte nicht von ungefähr aus einem Freistoß – einem missglückten. Bordons Schuss blieb in Herthas Mauer hängen, doch der Ball landete nach einer wunderbaren Kurzpassstaffel von Soldo und Kuranyi bei Ioannis Amanatidis, den Herthas Verteidiger Josip Simunic im entscheidenden Moment aus den Augen verloren hatte. Der Grieche hatte keine Probleme, den Ball an Torhüter Kiraly vorbeizubringen. Für Amanatidis war es der dritte Saisontreffer.

So viele haben Herthas drei Stürmer Alex Alves, Michael Preetz und Luizao in dieser Saison auch erzielt – zusammen. Bis zur ersten richtigen Chance für Hertha dauerte es mehr als 50 Minuten. Nach einem Freistoß Marcelinhos verpasste erst Marko Rehmer und dann Bartosz Karwan im Stuttgarter Fünfmeterraum. Eine Viertelstunde später hatte Hertha Pech, als VfB-Torhüter Timo Hildebrand einen abgefälschten Volleyschuss von Bart Goor über die Latte lenken konnte. Den einzigen Treffer für die Berliner erzielte wieder einmal der Mittelfeldspieler Marcelino. Es war sein neuntes Saisontor, und wie vor einer Woche gegen Dortmund traf er per Kopf. Doch das Tor kam zu spät.

Der Weißrusse Aliaksandr Hleb hatte den VfB zehn Minuten zuvor mit 2:0 in Führung gebracht. Mit einem Doppelpass überlisteten die Stuttgarter Herthas Abwehr. Torhüter Kiraly konnte den ersten Versuch von Hleb zwar noch abwehren, gegen dessen Nachschuss aber war der Ungar machtlos.

Das Spiel schien entschieden, nach Marcelinhos Tor zum 1:2 wurde es noch einmal kurz spannend – auch deshalb, weil die Stuttgarter, darunter Kevin Kuranyi, einige gute Konterchancen ungenutzt ließen. Erst in der Schlussminute gelang Ganea das 3:1. An Kuranyi, der zwei Tore vorbereitete, soll Hertha ein gesteigertes Interesse besitzen. Die Hoffnungen, dass der 20-Jährige in der neuen Saison Herthas Sturmproblem lösen wird, sind jedoch nicht groß. „Wir hätten nicht das Geld, ihn aus dem laufenden Vertrag herauszukaufen“, sagte Herthas Manager Dieter Hoeneß im Interview mit den „Stuttgarter Nachrichten“. Dass die Berliner einen wie Kuranyi gut brauchen könnten, steht nach dem gestrigen Spiel außer Frage.

Oskar Holding

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