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Abstieg oder nicht? Egal, alles nicht mehr so wichtig.

© dpa

Werder Bremen - Eintracht Frankfurt: Auf die Bundesliga! Auf den Abstieg!

Der letzte Spieltag steht an und mit ihm das Abstiegsendspiel zwischen Bremen und Frankfurt. Dirk Gieselmann wird da ein bisschen wehmütig.

In Jim Jarmuschs grandiosem Episodenfilm „Coffee and Cigarettes“ aus dem Jahre 2003 gibt es eine Szene, die mich immer wieder berührt, heute mehr denn je: Die beiden Greise William Rice und Taylor Mead sitzen beisammen in einem ziemlich abgehalfterten Aufenthaltsraum eines Altersheims, trinken Kaffee, von dem sie behaupten, er sei Champagner, mit dem sie auf das Leben anstoßen, dessen größter Teil ganz offenbar bereits hinter ihnen liegt. Dazu läuft im Hintergrund ganz leise das Lied „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ von Gustav Mahler.

Nun berührt mich diese Szene heute mehr denn je vor allem im Hinblick auf morgen: Dann werde ich mit einem guten Freund die Bundesligakonferenz im Radio hören, er ist Frankfurt-Fan, ich bin Werder-Fan, und beide sind wir der Liga abhanden gekommen. Es ist im Grunde ganz unerheblich, wer von uns beiden nach diesem direkten Duell am 34. Spieltag in die Relegation muss oder sogar absteigt – unsere Zeit ist gekommen, die Kerze abgebrannt, und wir sind so müde: Ganz oben, wo auch wir mal standen, damals, als die Bäume noch grün waren und darin der süße Vogel Jugend sang, da sind die Bayern längst enteilt, und von unten drängt die Betriebsmannschaft eines Herstellers von Brause, die man sich beim besten Willen nicht als Champagner vorstellen kann.

Wir bleiben lieber beim Kaffee und prosten uns zu mit den gebrauchten Tassen: Auf das Leben, auf den Tod. Wir beide sind schon mal gestorben respektive abgestiegen, aber diesmal könnte es für immer sein. 35 Millionen für Hummels? 35 Millionen für Sanches? Das können wir alten Leute uns eh nicht mehr leisten.

Am Ende der Szene von „Coffee an Cigarettes“ schläft einer der beiden Greise einfach ein, auf seinem Stuhl, mitten im Gespräch, vielleicht für immer. Der andere schnippst ihm noch zu. Wach auf, alter Freund. Lass uns noch ein bisschen in Erinnerungen schwelgen, an Micoud, an Diego, an Bein und Yeboah. Doch der Greis wacht nicht mehr auf. Der andere lächelt nur milde und trinkt einen Schluck Kaffee. Auf das Leben. Auf den Tod. Auf die Liga. Auf den Abstieg.

Gute Nacht!

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