Sport: Bedrohte Unabhängigkeit
Friedhard Teuffel
Stand:
Die wichtigste Eigenschaft eines Dopingbekämpfers ist die Unabhängigkeit. Insofern hatte Roland Augustin die besten Voraussetzungen, um ein guter Dopingbekämpfer zu sein. Er hatte zuvor beim Deutschen Teppich-Forschungsinstitut gearbeitet, also weit weg vom Sport und dessen Kumpelei. Als Geschäftsführer der Nada hat er sich das Recht auf eine eigene Meinung herausgenommen. Er wollte, dass der Staat auch den Besitz von Dopingmitteln bestraft. Der Dachverband des Sports war jedoch dagegen.
Vielleicht ist Augustin seine Unabhängigkeit zum Verhängnis geworden. Als er in Bedrängnis geriet, fehlten ihm auf einmal die Verbündeten im Sport. Jetzt muss er seinen Posten räumen. Er hatte nicht die beste Figur abgegeben, als es an die Aufklärung der Frage ging, warum so viele Athleten bei Dopingkontrollen nicht anzutreffen sind. Über sich und die Nada hat er eingeräumt, zu nett zu den Athleten gewesen zu sein. Aber ist das ein Kündigungsgrund?
Seitdem ins öffentliche Bewusstsein gedrungen ist, dass Doping eine Massensportart ist, gelten Dopingbekämpfer nicht mehr als Miesmacher des Sports. Wer für die Nada arbeitet, ist auf jeden Fall auf der Seite der Gewinner. Das hat es sicher auch Armin Baumert leichter gemacht, den Vorsitz zu übernehmen. Baumert war früher Leistungssportchef des deutschen Sports. Man tritt ihm nicht zu nahe, ihn einen Medaillenzähler zu nennen, einen Leistungsfanatiker. Während sein Vorgänger Peter Busse ebenfalls von außen kam, von der Stasi-Unterlagen-Behörde, ist Baumert tief im deutschen Sportsystem verwurzelt. Er muss erst beweisen, dass die Nada unter seiner Führung genug Distanz zu denen hat, die sie kontrollieren soll.
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