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Sport: „Bei 40 Millionen machen wir Schluss“

Schalkes Manager Rudi Assauer über Personalkosten, Anleihen und ein Restrisiko

Herr Assauer, Sie haben in letzter Zeit groß eingekauft. Erst die Bremer Ailton und Kristajic, dann den Stuttgarter Bordon, und jetzt ist auch noch Nationalspieler Dietmar Hamann vom FC Liverpool im Gespräch.

Was da alles geschrieben wird, das kommentiere ich erst gar nicht. Wir werden überlegen, wen wir noch gebrauchen können. Es ist nicht auszuschließen, dass wir noch den ein oder anderen holen.

In der Liga wird Ihnen eine Scheckbuch-Mentalität vorgeworfen, Bremens Manager Allofs sprach davon, Ihre Vorgehensweise sei eine Sauerei.

Ich kann das nicht nachvollziehen. Es steht nirgendwo geschrieben, dass wir keine Spieler verpflichten dürfen. Uns ist damals Thomas Linke von den Bayern weggelotst worden, und Jens Lehmann ist über den Umweg Mailand in Dortmund gelandet. Wenn die Bayern irgendwo jemanden wegholen, ist das normal, bei Borussia Dortmund war das bisher genauso. Nur wenn Schalke gestandene Spieler ablösefrei holt, geht das Gezeter los. Die Leute sollen lieber vor der eigenen Haustür kehren. Wir verwirklichen hier jetzt lediglich das, wofür wir zehn Jahre lang mit viel Kraft gearbeitet haben.

Am Freitag steigt in Dortmund vor 83 000 Zuschauern das Revierderby. Da treffen zwei Religionen aufeinander.

Hören Sie mal, da wird auch nicht länger gespielt als sonst, und jeder trägt sein Trikot. Wie immer. Natürlich elektrisiert dieses Spiel die Massen, diese Rivalität geht nicht nur im Revier, sondern im Sauerland und im Münsterland durch Familien und Betriebe. Aber am Ende geht es nicht um Freundschaft oder Feindschaft – es geht um Sport. Es ist gut für unsere Region, dass wir zwei Vereine mit einem so hohen Stellenwert haben. Aber Religion? Nee.

Im Revier steht eine Trendwende bevor: Schalke rüstet mit auf, Dortmund wird wegen finanzieller Probleme Spieler verkaufen.

Das tut schon weh, wenn dein Rivale solche Probleme bekommt. Wir brauchen im Ruhrgebiet zwei starke Vereine. Deshalb hoffe ich, dass die Dortmunder aus diesen Turbulenzen herauskommen und wieder zum normalen Tagesgeschäft übergehen können.

Sie haben beim Londoner Bankhaus Schechter und Co. eine Anleihe über 75 Millionen Euro aufgenommen und dafür Ihre Zuschauereinnahmen bis ins Jahr 2025 als Sicherheit gegeben. Dortmund und Hertha BSC denken auch über solch ein Finanzierungsmodell nach. Sind Sie ein Trendsetter?

Es ist für uns ein gutes Modell, mehr nicht. Wir stecken das Geld nicht in die Mannschaft, sondern wir verbessern unsere Infrastruktur. Das Geld geht in neue Plätze, unser Reha-Zentrum oder Parkplätze, die wir bauen müssen.

Sie haben die Anleihe am Bein, steigende Personalkosten durch neue Spieler und die Arena muss auch abbezahlt werden. Haben Sie Angst, dass die Geschichten, die derzeit über Borussia Dortmund geschrieben werden, irgendwann auch auf Sie zukommen?

Der gesamte Grund und Boden, auf dem wir uns hier befinden, gehört uns. Wir reden über fast eine Million Quadratmeter – das sind Sicherheiten. Und mit den steigenden Personalkosten, das stimmt ja gar nicht. Unsere Personalkosten bleiben auch in der nächsten Saison konstant. Bei 40 Millionen Euro – inklusive aller Trainer, Physiotherapeuten usw. – machen wir Schluss. Wir werden Spieler abgeben, um diese Grenze einzuhalten. Das ist der kleine, aber feine Unterschied zum BVB. Die haben über 60 Millionen am Bein.

Aber Sie haben gesagt, aus der Schechter-Anleihe komme Geld in die Kriegskasse. Das gibt Ihnen doch Spielraum im personellen Bereich.

Mit Kriegskasse habe ich Geld für bauliche Maßnahmen gemeint. Noch einmal: Von der Anleihe wird kein Cent für Spielertransfers ausgegeben. Das, was wir hier machen, ist kein Ritt auf der Rasierklinge. Es gibt ein Restrisiko, aber das ist minimiert.

Das Gespräch führte Felix Meininghaus.

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