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Oliver Bierhoff will den Ball künftig ein bisschen flacher halten.

© dpa

Oliver Bierhoff über die Nationalmannschaft: Bei der Vermarktung "ein bisschen überdreht"

DFB-Direktor Oliver Bierhoff glaubt, dass die Nationalelf 2018 "viel kaputtgemacht" hat. Auch deswegen seien anderen Teams inzwischen stärker.

Nach Ansicht von DFB-Direktor Oliver Bierhoff hat hat die Nationalmannschaft 2018 „viel kaputtgemacht“, und auch bei der EM 2020 sieht er die deutschen Fußballer in einer Außenseiter-Position. „Wir gehen sicher nicht wie in den Jahren zuvor als einer der Top-Favoriten in dieses Turnier. Das können wir von der jungen Mannschaft nicht erwarten“, sagte Bierhoff am Montagabend beim „Ständehaus Treff“ der „Rheinischen Post“ und betonte: „2012 oder 2016 konnten wir diesen Anspruch haben. Jetzt sage ich: Lasst diese junge Mannschaft mal ins Turnier gehen.“

Der Titelgewinn sei zwar möglich. „Grundsätzlich sollte man nichts ausschließen. Und wenn man in ein Turnier geht, will man auch bis zum Ende marschieren“, sagte der Europameister von 1996. Doch dafür müsse das DFB-Team „über sich hinauswachsen, wenn man sieht, wie gut die Franzosen, die Spanier oder selbst die Holländer, die zuletzt bei zwei großen Turnieren gar nicht dabei waren, besetzt sind“.

Die aktuelle Entwicklung der Mannschaft sei schwierig, bekannte der 51-Jährige. „Der Prozess hat gut angefangen, im Moment ist es problematisch“, sagte Bierhoff. „Durch die vielen Verletzungen gestaltet es sich schwer für den Trainer, die Mannschaft zu formen, die er sich vorgestellt hat.“

Für Bierhoff ist Deutschland bei der EM kein Top-Favorit

Gleichzeitig räumte Bierhoff Fehler bei der Vermarktung rund um die Nationalmannschaft ein. „Wir haben das, ja, ein bisschen überdreht. Wir haben das vielleicht überbetont“, sagte Bierhoff, nach Hashtags oder Claims wie „Die Mannschaft“ befragt: „Deshalb haben wir das stark zurückgenommen.“ Er betonte aber auch die gesteigerten Umsatzzahlen und erklärte: „Man muss das machen, wovon man überzeugt ist und darf sich nicht treiben lassen von schnellen, populistischen Meinungen.“

Die Bewertungen solcher Aktionen hänge vom sportlichen Ergebnis ab. „Das Wichtige ist, dass das Produkt auf dem Platz passt. Wenn wir guten Fußball spielen, sind die ganzen Logos völlig unwichtig“, sagte Bierhoff: „2018 haben wir keine einzige Aktion mehr gemacht als 2014. Damals hatte es keine Diskussion gegeben. Aber davon, womit wir die Mannschaft verbinden, haben wir 2018 viel kaputtgemacht.“ 2014 war Deutschland Weltmeister geworden, vier Jahre später schied das DFB-Team in der Vorrunde aus.

Mit Interesse verfolgt Bierhoff auch den Weg des langjährigen Nationalmannschafts-Assistenztrainers Hansi Flick, der interimsmäßig den FC Bayern trainiert. Flick sei „ein Typ, an den sich die anderen gerne anlehnen. Alle lieben Hansi“, sagte Bierhoff. Gleichzeitig sprach er Flick „Qualität und Kompetenz“ zu. „Er hat ja auch in anderen Funktionen schon die erste Rolle eingenommen. Ich glaube nicht, dass er Angst davor hat“, sagte Bierhoff am Rande eines Medien-Workshops zur DFB-Akademie in Berlin: „Hansi ist ein kompetenter Fachmann, mit viel Erfahrung, einer hohen sozialen Kompetenz.“ (dpa)

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