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Sport: Bei der Zäsur gibt sich Vogts kämpferisch

FRANKFURT (MAIN).Vierzehn Kameras waren auf Berti Vogts gerichtet.

FRANKFURT (MAIN).Vierzehn Kameras waren auf Berti Vogts gerichtet.Es war schon ein denkwürdiger Augenblick, als der Bundestrainer im Großen Sitzungssaal 4 in der Frankfurter DFB-Zentrale nun hochoffiziell die "neue Ära der Nationalmannschaft" verkündete.Weiterhin mit ihm, aber ohne fast ein Dutzend Stars der Vergangenheit.Wie stets, wenn etwas schiefgelaufen und das Klima frostig war in den acht Jahren seiner Amtszeit, dann, wenn er unter ganz besonderem persönlichen Druck stand, gab sich Berti Vogts entschlossen und kämpferisch: "Ich habe Kraft genug, den Auftrag zu erfüllen und eine neue Nationalmannschaft aufzubauen, mit dem Ziel, uns für die Europameisterschaft 2000 zu qualifizieren und den Titel erfolgreich zu verteidigen."

Eine Liste von 24 Namen ließ er verteilen für das Aufgebot der beiden Länderspiele nächste Woche auf Malta gegen den Inselstaat (2.September) und gegen Rumänien (5.September).Man muß sich erst daran gewöhnen, daß nach acht Jahren vertraute Namen wie Köpke, Helmer, Kohler, Matthäus, Reuter, Thon, Freund, Häßler, Möller, Ziege und Klinsmann fehlen.Das sind elf Spieler des letzten WM-Kaders.Kein 90er Weltmeister ist mehr dabei.Nur noch zwei Namen, Markus Babbel und Oliver Bierhoff, sind von der Final-Mannschaft der Europameisterschaft 1996 übriggeblieben.Wenn auch noch Christian Wörns vermißt wurde, dann nicht aus Gründen des Alters und des Rücktritts, sondern nur wegen der Roten Karte beim WM-Debakel gegen Kroatien.Für den Auftakt der EM-Qualifikation im Oktober ist Wörns gesperrt.Bei Ziege sei die Zukunft in der Nationalmannschaft eine Frage der Fitneß, sagte Vogts.

Nur an einem der Zurückgetretenen hätte der Bundestrainer gerne festgehalten und ihn mit nach Malta genommen: Andreas Möller."Andreas ist ein glänzender Fußballer.Doch ich respektiere seine Meinung." Die Trennung von den alten Weggefährten habe er nach vielen persönlichen Gesprächen mit jedem "voller Wehmut" vollzogen.Auf einer Weihnachtsfeier soll der Abschied offiziell genommen werden.

Doch die Devise heißt, worum Pressechef Wolfgang Niersbach in einer flammenden Vorrede auch die Medien bat: "Rückblick beenden! Nach vorne schauen!" Noch nie sei die Zäsur in der Nationalmannschaft so einschneidend gewesen.Acht Neulinge im Kader haben noch nie das Nationaltrikot getragen, vier sind überhaupt zum ersten Mal dabei.Nun gilt es für Vogts schnellstens aus dem WM-Rest Kahn, Lehmann, Babbel, (Wörns), Jeremies, Hamann, Tarnat, Heinrich, Bierhoff, Kirsten, Marschall sowie den Neulingen und Rückkehrern Dogan, Linke, Nowotny, Paßlack, Rehmer, Albertz, Ballack, Basler, Beinlich, Effenberg, Nerlinger, Reich, Neuville und Rink eine neue Formation zu finden.Schon auf Malta.Er werde einen "konsequenten Weg mit neuen Spielern" gehen, versicherte Vogts, wobei einem Rückkehrer die Führungsrolle zufällt: Stefan Effenberg.Einst sein ärgster Feind, soll nach vier Jahren Verbannung diese Spielerpersönlichkeit nun zu seinem besten Freund werden: "Stefan weiß, daß er sich einordnen muß, aber nicht unterordnen darf."

Entschieden ist bereits ein neues System.Notgedrungen."Wir haben keinen spielenden Libero mehr." Also werde die Nationalmannschaft künftig auch ohne Libero spielen.

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