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Vlado Stenzel

© dapd

Vlado Stenzel über die Handball-WM: „Beim DHB ist vieles schief gelaufen“

Vlado Stenzel ist skeptisch. Dass dem Deutschen Handball-Bund bei der WM ein Achtelfinaleinzug reiche, ist für den Trainer des Weltmeisterteams von 1978 die Quittung für die Überheblichkeit nach dem Titelgewinn von 2007.

Selbstverständlich hoffe ich, dass die deutsche Mannschaft gut abschneidet. Allerdings bin ich diesbezüglich sehr skeptisch, weil in den vergangenen Jahren vieles schief gelaufen ist beim DHB. Der Sieg bei der WM 2007 im eigenen Land war aus meiner Sicht der Anfang vom Ende, danach ist man überheblich geworden, hat sich nicht mehr hinterfragt – und jetzt gibt es die Quittung dafür. Wie kann es denn bitteschön sein, dass sich der größte Handball-Verband der Welt schon vor dem Turnierstart mit dem Einzug in das Achtelfinale zufrieden gibt? Mit dieser Einstellung beginnt für mich die Fehlerkette. Und sie setzt sich bei vielen kleinen Detailfragen fort.

Beispielsweise bei der Benennung von Oliver Roggisch als Kapitän, wobei ich nicht die Personalie an sich in Frage stelle. Aber einen Kapitän kann man als Bundestrainer nicht einfach bestimmen, man muss ihn vom Team wählen lassen, weil er doch sonst gar keine Macht hat. Im Gegensatz zu vielen anderen Beobachtern halte ich zudem die Testspiele gegen Schweden und Rumänien für unsinnig. Wir sind früher vier, fünf Tage vor großen Turnieren in das jeweilige Land gefahren und haben einfach gegen ein Team aus einer anderen Gruppe getestet, das ist wesentlich effektiver.

Grundsätzlich sehe ich große Probleme in der Trainingsmethodik, weil es zu wenige gute, deutsche Trainer gibt. Das ist besonders ärgerlich, weil wir weiterhin über gute Handballer verfügen. Für den Verband muss es deshalb eine ständige Verpflichtung sein, zu den besten der Welt zu gehören. Aufgezeichnet von Christoph Dach

Vlado Stenzel

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