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Das Bündnis „NOlympia Berlin“ stellt sich gegen eine Bewerbung Berlins.

© dpa/Michael Kappeler

„Berlin ist eine arme Stadt“: Bündnis NOlympia Berlin leitet Volksbegehren ein

Olympia-Gegner beantragen die amtliche Kostenschätzung für ein Volksbegehren – und stellen damit schon in der Frühphase die Bewerbung Berlins infrage.

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Vor vier Tagen erst benannte Berlin die 24 Vertreterinnen und Vertretern für das Kuratorium, das dafür sorgen soll, die Stadtbewohner für eine Olympia-Bewerbung hinter sich zu vereinen. Nun ist das Bündnis „NOlympia Berlin“ den ersten formalen Schritt gegen eine solche Bewerbung gegangen.

Wie die Initiative am Montag mitteilte, reichten die fünf Vertrauenspersonen des geplanten Volksbegehrens „Für Berlin – gegen Olympia. Wir sagen Nein zu einer Bewerbung zu Olympischen Spielen in den Jahren 2036, 2040 und 2044“ bei der Senatsverwaltung für Inneres und Sport einen Antrag auf amtliche Kostenschätzung ein.

Der Senat hat nun zwei Monate Zeit, die finanziellen Auswirkungen einer Olympia-Bewerbung zu beziffern. Spätestens Mitte Februar könnte dann die Sammlung der erforderlichen 20.000 Unterschriften für die Einleitung des Volksbegehrens beginnen.

Ein positives NOlympia-Volksbegehren spart Geld und ermöglicht Investitionen in den Sport und das bezahlbare Leben.

Klara Schedlich, Grüne Fraktion Berlin

Inhaltlich begründet das Bündnis seine Ablehnung vor allem mit der angespannten Haushaltslage Berlins. „Berlin ist eine arme Stadt, die sich am Rande einer Haushaltsnotlage befindet. In dieser Situation ist jeder Euro, der für Olympische Spiele ausgegeben wird, einer zu viel“, sagte Gabriele Hiller, Linke-Politikerin und Sprecherin des Bündnisses.

Weitere Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Umweltverbänden und der Sportwissenschaft argumentieren, dass Milliardeninvestitionen für Olympische Spiele dringend benötigte Mittel binden würden – etwa für Wohnungsbau, Bildung, soziale Infrastruktur und die Sanierung maroder Sportstätten. Statt eines Mega-Events bräuchte Berlin Investitionen in den Breitensport und den Klimaschutz. „Berlin sollte lieber erst seine Hausaufgaben machen“, sagte Klara Schedlich (Grüne Fraktion Berlin). „Ein positives NOlympia Volksbegehren spart Geld und ermöglicht Investitionen in den Sport und das bezahlbare Leben.“

Zentraler Kritikpunkt ist zudem die ökologische Dimension. Nachhaltigkeits- und Klimaversprechen des IOC und der Politik würden regelmäßig gebrochen. Olympische Spiele seien grundsätzlich mit hohem Ressourcenverbrauch, zusätzlicher Flächenversiegelung, Neubauten und massivem Verkehrs- und Flugaufkommen verbunden und stünden damit im Widerspruch zu den dringend notwendigen Aufgaben der Stadt wie Wärme-, Mobilitäts- und Klimaanpassungswende.

Auch aus sportwissenschaftlicher Perspektive wird das Modell „gigantomanischer“ Spiele grundsätzlich infrage gestellt, da es den breit zugänglichen Sport nicht fördere.

Damit positioniert sich NOlympia Berlin bewusst gegen den Kurs des Senats und die Benennung des Olympia-Kuratoriums, das den gesellschaftlichen Rückhalt für eine Bewerbung ausloten will. Während im Kuratorium prominente Vertreterinnen und Vertreter aus Sport, Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft eine mögliche Olympia-Perspektive für Berlin diskutieren sollen, kündigt das Bündnis nun frühzeitig Widerstand an. Die Fronten zwischen Befürwortern einer Bewerbung und deren Gegnern scheinen sich damit bereits in einer sehr frühen Phase klar zu formieren. (Tsp)

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