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Sport: Bochum - Stuttgart: Der Wandel muss warten

Felix Magath ist ein Trainer, von dem sich die Öffentlichkeit ein ziemlich eindeutiges Bild gemacht hat. Deshalb ist er seit Sonnabend Trainer beim VfB Stuttgart.

Felix Magath ist ein Trainer, von dem sich die Öffentlichkeit ein ziemlich eindeutiges Bild gemacht hat. Deshalb ist er seit Sonnabend Trainer beim VfB Stuttgart. Denn Magath hat den Ruf, aussichtslos abgeschlagene Mannschaften vor dem Abstieg zu bewahren. Die Situation des VfB ist ziemlich aussichtslos. Gestern Abend schaffte Felix Magath mit seinem neuen Klub immerhin einen ersten Achtungserfolg. Beim VfL Bochum, dem mit seinem neuen Trainer Rolf Schafstall der vierte Abstieg aus der Bundesliga droht, erzielten die Stuttgarter ein 0:0-Unentschieden.

Erst einen Tag zuvor hat Magath seinen neuen Job übernommen. Da sitzt er hinter einem bunten Strauß von Mikrofonen als neuer Trainer des abstiegsbedrohten VfB Stuttgart und tut alles, um den Ruf des Feuerwehrmanns, der ausschließlich dazu taugt, kurzfristig etwas zu bewegen, zu verwischen. Sein Vertrag läuft bis zum 30. Juni 2002, er gilt auch für die Zweite Liga, eine Nichtabstiegsprämie gibt es nicht. "Ich bin keiner, der sich immer nur absichern will", sagt Magath. "Wir wollen mit Perspektive arbeiten in Stuttgart, das geht mit einem Mann wie Felix Magath", fügt Stuttgarts Präsident Manfred Haas hinzu. "Ich sehe keinen Sinn darin, einen Trainer nur für drei Monate zu holen", meint Manager Rolf Rüssmann.

Vorerst müssen Worte beim Imagewandel helfen. Den Rest muss Magath in Erfolgen auf dem Spielfeld nachliefern. "Ich muss jetzt beweisen, dass ich mit dem VfB Stuttgart auch langfristig arbeiten kann. Ich kann mir vorstellen, über 2002 hinaus hier zu arbeiten." Vieles, was Magath sagt, klingt nach der Bitte, ihm eine faire Chance einzuräumen. Mit dem zarten Anfang eines schwäbischen Zungenschlages wirbt er für sich. "Grüß Gott oder wie das hier heißt", sagt er. "Eigentlich wollte ich eine Weile nachdenken. Über den Fußball und über mich. Und jetzt sitze ich so kurz nach meiner Entlassung schon wieder auf der Bundesligabank."

Der Wandel des Trainers Magath muss warten. "In Nuancen werde ich sicher etwas ändern. Aber man hat mich hier wegen meiner Arbeitsweise geholt. Auch in Frankfurt hat man mich deshalb verpflichtet. Und mit der Arbeitsweise hatte ich Erfolg." Auch einer wie er kann nicht aus seiner Haut. Vor allem nicht jetzt in Stuttgart angesichts der prekären Lage. "Es geht jetzt darum, mit allen Mitteln den Abstieg zu verhindern und alles darauf zu konzentrieren. Einer muss jetzt das Sagen haben und eine klare Linie fahren", sagt Klubchef Haas. Magath läutet derweil mit einem kleinen Foul gegen Vorgänger Ralf Rangnick die neue Zeit in Schwaben ein: "Wenn er sich dem taktischen Bereich so sehr zugewandt hat, dann können wir diesen Bereich jetzt etwas vernachlässigen." Neben ihm bricht Klubchef Haas in schallendes Gelächter aus.

Der Rücktritt von Rangnick, der für endlose Taktikdiskussionen und Wortschöpfungen wie "Schienenspieler" stand, wird in Stuttgart auch als Befreiung empfunden. Anders als für Rangnick scheint für Magath klar, er wird erfahrenen Spielern wie Zvonimir Soldo und Krassimir Balakow den Rücken stärkt. Soldo lobt er als "Profi, von dem ich die höchste Meinung habe", bei Balakow entdeckt er eine Seelenverwandtschaft. "Er spielt genau auf der Position, die ich früher gespielt habe. Ich kenne seine Psyche, ich kenne seine Verhaltensweisen." So redet einer, der neue Wärme sucht.

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